19.06.2007 - von Elisabeth Rüger
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin Nervenärztin und fand in der Mai-Ausgabe der Fachzeitschrift "Der Nervenarzt", die hochgestochene und ohne jede Widerrede geäußerte Feststellung von einem Neurologie-Professor, daß die Frauen "ein doppelt so hohes Demenzrisiko wie die Männer" hätten. Es wurde einfach apodiktisch, absolut und selbstgerecht in den Raum gesetzt.
Die Altersfeindlichkeit im Zusammenhang mit der Frauenfeindlichkeit ist bekannt. Es ist noch gar nicht so lange her, daß die Gynäkologen die "Demenz" bei Frauen im Zusammenhang mit dem "Hormonmangel bei den Wechseljahren" sahen und ein furchtbares Geschrei und Gezeter anfingen, als diese "Elfenbeinturm-Theorie" widerlegt wurde. Man wollte ja alle älteren Frauen mit Hormonen "beglücken".
Es ist Trend, das Alter zu medikalisieren, und das halte ich für sehr gefährlich. Ausgrenzungen, Schuldgefühle, Gehässigkeiten werden pseudowissenschaftlich begründet, um das Alter zu diskriminieren, für das der Einzelne ja nichts kann.
Man kann nicht ohne Besorgnis diese Entwicklung beobachten, in der desinteressierte Politiker und arrogante, habgierige Wissenschaftler mit Statistik dem Leben vorschreiben wollen. Zum Glück aber war bisher das Leben klüger als die Statistik.
Mit freundlichen Grüßen
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