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Biberti: Hilfe, meine Eltern sind alt

15.07.2007 - von Hanne Schweitzer

Weder der Titel noch der Untertitel dieses Buchs "Wie ich lernte, Vater und Mutter mit Respekt und Humor zu begegnen", animierten mich zum Lesen. Ich erwartete moralinsaures Gesülze und darauf hatte ich keine Lust.

Dass ich dann doch reingeschaut habe, in das Buch von Ilse Biberti, lag an der Umschlagillustration von Jakob Werth. Die Tochter, die er dafür gezeichnet hat, widerlegt den 50iger Jahre-Titel. Sie trägt nicht nur einen Rucksack auf dem Rücken, sondern noch dazu hängt ein gefülltes Einkaufsnetz an ihrem Arm. Ihr Pullover ist ausgeschnitten, um den Hals hat sie eine Kette gebunden, und ihr linker Arm ist samt Blumenstrauß in der Hand über Schulterhöhe nach oben gereckt.

"Hilfe, meine Eltern sind alt", beginnt so: "Heute ist der 11. Mai. In 40 Minuten wird sich mein Leben dramatisch ändern. Noch ahne ich nichts davon."

Es folgt die Beschreibung der Höhen und Tiefen, mit denen konfrontiert wird, wer als Tochter plötzlich kranke, der Pflege bedürftige Eltern hat und vor dieser angstmachenden und anstrengenden Situation nicht davonläuft.

Das Buch ist spannend und lehrreich. Es nimmt die Angst vor dem unbekannten Planet ElternPflege.
En passant zeigt die Autorin, wie entwicklungsfähig Eltern-Kind-Beziehungen sein können und wie unterentwickelt die Wertschätzung alter und kranker Menschen hierzulande ist.

Sehr empfehlenswert. Für alle die älter werden, für alle Kinder, deren Eltern alt sind, für alle die pflegen und für alle sonntagsredenden Pflegefunktionäre.

Quelle: Ullstein Verlag, ISBN 978-3-550-07887-3

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