19.10.2010 - von G.F.
Alle reden, ereifern sich und geben Parolen aus die, mit Hilfe der Medien in die AllgemeinDenke - eingesickert sind, sich eingenistet haben und nicht widerlegt werden. Das sind Parolen wie:
"spätrömische Dekadenz"
"anstrengungsloser Wohlstand"
"Wer arbeiten will, findet Arbeit"
"Die wollen doch gar nicht arbeiten"
"Da stimmt doch etwas nicht"
"Schmarotzer"
"Faulenzer"
"Krankmacher"
"Sozialmißbrauch"
"Aufstocker"
"Soziale Hängematte"
"Lohnabstandsgebot"
"Mehr Netto vom Brutto"
"Wer arbeitet, muß mehr haben wie einer, der nicht arbeitet"
"Leistung muß sich wieder lohnen"
"Wer Leistungen empfängt, muß eine Gegenleistung bringen"
"Arbeitslose saufen, rauchen und ruhen sich aus"
"Arbeitslose machen Kinder und leben dann vom Kindergeld"
"Es gibt genug Arbeit: Schnee schippen, Parks und Grünanlagen fegen, Unkraut jäten, Zigarettenkippen aufsammeln, Hundekot aufsammeln, Alten und Pflegebedürftigen Bücher vorlesen, Erdbeeren pflücken, Spargel stechen, nachts in Eiseskälte Zeitungen austragen, nachts Brötchen schmieren, Geschäftsräume putzen ......"
"Die kleinen Renten müssen erst 'erwirtschaftet' werden"
"Deutschland braucht ausländische Fachkräfte"
"Ausländische Fachkräfte müssen ein 'Begrüßungsgeld' erhalten"
"Billiglohnland"
Greifen Sie bitte aus dieser Aufzählung die Parolen "Sozialmißbrauch" und "Aufstocker", sowie "Da stimmt doch etwas nicht" heraus:
Wer mißbraucht im großen Umfang den Sozialstaat? Wem nutzen Massenarbeitslosigkeit, Billiglöhne, prekäre Beschäftigung und Aufstocker? Wer plädiert lauthals für das Billiglohnland? Richtig! Arbeitgeber, Unternehmen, Konzerne!
Wieviele Arbeitgeber, Unternehmen, Konzerne nutzen den Staat aus!? Welche Summen greifen sie ab? Hier würde ich mir ab sofort ein ARD-Podium wünschen, auf dem sich z.B. Aufstocker und Arbeitgeber gegenübersitzen (einschließlich Markus Breitscheidel: "Arm durch Arbeit" - Bauern, Opel, Schering, Christoph Lütgert: "Kik" - Einzelhandel) und über "Sozialmißbrauch durch Unternehmen" sprechen. Regelmäßig bitte!
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"Eine Existenz sichernde und durchgängige Vollzeitbeschäftigung bis zum Renteneintritt ist zunehmend zur Fiktion geworden. Vor allem die massive Ausdehnung des Niedriglohnsektors und der prekären Beschäftigung hat zu dramatischen Verwerfungen am Arbeitsmarkt geführt, die dringend korrigiert werden müssen. Immer stärker zeigen sich zudem die Wechselwirkungen zwischen den Entwicklungen am Arbeitsmarkt und den sozialen Sicherungssystemen. Dies gilt allen voran für die gesetzliche Rentenversicherung: Langzeitarbeitslosigkeit, Niedrigeinkommen und prekäre Beschäftigung sind neben den zahlreichen Rentenkürzungen der vergangenen Jahre maßgebliche Ursache dafür, dass die Betroffenen niedrigere Rentenansprüche erwerben und die Gefahr der Altersarmut damit wächst. (...)
Die anhaltend hohe Erwerbslosigkeit, die Ausweitung niedrig entlohnter, prekärer Beschäftigung sowie eine insgesamt zurückhaltende Lohnentwicklung sind die maßgeblichen Ursachen für die zunehmende Aushöhlung der Finanzierungsgrundlagen unserer Sozialversicherungen. Vor allem in den letzten zehn Jahren ist die Lohnquote, d. h. der Anteil der Lohneinkommen am gesamten Volkseinkommen, von 72 Prozent auf nur noch 65,8 Prozent gesunken, während die Unternehmens- und Vermögenseinkommensquote im gleichen Zeitraum von 28,6 Prozent auf 32,8 Prozent gestiegen ist. Dies macht nicht nur das Ausmaß deutlich, in dem die Finanzierungsbasis der lohnbezogenen Sozialversicherungssysteme bereits geschwunden ist, sondern vielmehr auch das Ausmaß der massiven Umverteilung von Arbeits- zu Kapitaleinkommen.
Ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben nach wie vor erhebliche Nachteile auf dem Arbeitsmarkt. Zwar ist ihre Beschäftigungsquote in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Dies stellt aber keinesfalls ausreichend ihre tatsächliche Arbeitsmarkt- und Beschäftigungssituation dar. Denn hinter den offiziellen Zahlen verbergen sich viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die sich in der Altersteilzeit befinden oder eine prekäre Beschäftigung ausüben. Langzeitarbeitslose ab 58 Jahren, die innerhalb eines Jahres nicht vermittelt werden konnten, gelten nach dem Gesetz nicht mehr als arbeitslos und werden somit aus der offiziellen Statistik „herausdefiniert“." SoVD Juni 2010 unter: Link
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