09.11.2010 - von Reinhard Klappert + Hanne Schweitzer
"Alte, Dicke und Raucher - Kostenverursacher verstärkt zur Kasse bitten" lautet die Überschrift eines Leserbriefs, der am 23.10.2010 in der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) veröffentlicht wurde. Daneben ist auf einem Foto ein alter, nicht gerade spargeldünner Chinese (?) zu sehen, der auf einer Bank sitzt und eine Zigarette raucht.
Der Allgemeinmediziner und Internist Dr.Glaß aus Kaufungen schreibt in seinem Leserbrief: "Das Gesundheitswesen hat Rücksicht auf die sinkende Zahl der Einzahler zu nehmen und ist nur zu retten, wenn diejenigen unter Beachtung der sozialen Abfederung zu einem Mehr in die Kasse gebeten werden, die es über Gebühr in Anspruch nehmen. Die Rentner, die Übergewichtigen und die Raucher."
Herr Klappert, Leser der Zeitung, fand die altersdiskriminierende und pauschalisierende Aussage des Arztes empörend. Er hat eine durchdachte Erwiderung an die Zeitung und an den Arzt geschrieben und den Finger in eine Wunde gelegt, die bislang wenig bekannt ist.
Versicherungsfremde Leistungen in der gesetzlichen Krankenversicherung
Bisher fehlt, ebenso wie bei der gesetzlichen Rentenversicherung, eine Definition des Begriffs der versicherungsfremden Leistungen in der gesetzlichen Krankenversicherung. Es gibt auch keine genaue Aufstellung darüber, um welche Leistungen es sich dabei handelt, und wieviel wofür ausgegeben wird. Sicher ist, das dazu u.a. gehören: die beitragsfreie Versicherung während des Erziehungsurlaubs, Leistungen rund um die Schwangerschaft und Mutterschaft, zum Beispiel Pflegedienste während Schwangerschaft oder Entbindung, Leistungen zur Empfängnisverhütung, Betriebs- und Haushaltshilfen, das Mutterschaftsgeld und das Krankengeld bei der Betreuung eines kranken Kindes. 2008 hat das Kieler Fritz Beske Institut für Gesundheits-System-Forschung (IGSF) mit Unterstützung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung errechnet, dass die gesetzlich Krankenversicherten versicherungsfremde Leistungen von jährlich 45,5 Milliarden Euro bezahlen!!! 2010 beträgt der Zuschuss des Bundes aus Steuergeldern aber lediglich 15,7 Milliarden Euro. Des ungeachtet begannen im Mai 2010 CDU-Politiker laut darüber nachzudenken, die jährliche Zuwachsrate dieses Zuschusses von 1,5 Milliarden Euro in Frage zu stellen. "Die geplanten Steigerungen dieses Zuschusses müssten auf den Prüfstand", sagte Unionsfraktionsvize Michael Meister (CDU) der Rheinischen Post.
Herr Klappert schreibt:
Krankenversicherung - ein Fass ohne Boden. Als ich im Internet den Geschäftsbericht meiner Krankenkasse (BKK Daimler, Bremen) für 2009 las, fiel ich endgültig vom (Sozialversicherungs-) Glauben ab. Nach Umrechnung der Jahresausgaben auf den Monat lagen diese pro Mitglied bei 212,50 €uro, - mit Verwaltungskosten bei 217,59 €uro. Damit würde allein der Beitrag aus meiner Rente mehr als ausreichen, um diesen Bedarf zu decken, in dem auch meine Krebsoperation enthalten ist!
Mit meiner Frau, Tochter und meinem Schwiegersohn (alle in der gleichen GKV) zahlten wir mit dem Arbeitgeberanteil und dem gesetzlichen Zuschuss auf die Rente zusammen 1.800 €uro pro Monat an Beiträgen. Wohin verschwindet die Differenz von 930 €uro zu den 870 €uro an tatsächlichen Leistungen?
Von 1995 bis 2004 verwaltete ich die private Krankenversicherung eines Familienmitglieds und habe dadurch exakte Daten dieses Ablaufs: An Beiträgen wurden 61.142,09 € geleistet und 22.403,07 verbraucht. In diesen Leistungen waren zwei Operationen und die Dauerbehandlung einer Augenerkrankung enthalten. Insgesamt war das ein Bedarf von 186,69 €uro pro Monat. Daraus ist erkennbar, das sich wohl die Privaten an den Beiträgen der Gesetzlichen orientieren.
Ein Fass ohne Boden in der Krankenversicherung ist bekannt: seit 1954 gibt es einen Staatsvertrag mit der Türkei und später auch den Balkanstaaten, wonach Eltern und Kinder in den Ländern eines hier Versicherten dort mitversichert sind. Es ist größtes Unrecht einen solchen Vertrag allein der Gruppe der gesetzlich Versicherten aufzubürden. Solche Leistungen sind vom „Solidarpakt“ aller Steuerzahler zu erfüllen.
Es ist zu ersehen, dass meine Krankenkasse immer in der Lage war, den Anforderungen bis zu dem Zeitpunkt zu genügen, an dem sie per Gesetz gezwungen wurde, 42 Prozent Risikostrukturausgleich zu zahlen. Trotzdem kam sie bis zum Einsatz des Gesundheitsfonds mit einem Beitragsatz von 13,6% aus. Den des Gesundheitsfonds kennen Sie! Weil immer mehr Ausgaben, die der gesamtstaatlichen Verantwortung unterliegen in die Sozialversicherung gezogen werden, - siehe o. g. Beispiel - , ist ein immer größeres Finanzloch die Folge. Diese sogenannten versicherungsfremden Leistungen werden also einfach der „Unterschicht“ aufgebrummt und mit dem schönen Ausdruck „Solidarpakt“ beschönigt.
Herr Dr. Glaß: Dass Sie als gestandener Arzt und Mitprofiteur des Systems eine in Ihrem Leserbrief veröffentlichte Forderung stellen, Rentner und dicke Menschen mit einem höheren Beitrag zu belasten, weil sie angeblich mehr Leistungen nötig haben, gleichzeitig aber von Solidarität reden, ist ein Skandal und ein Widerspruch in sich. Wenn Sie nicht Ihren Doktortitel dazu missbraucht hätten, hätte ich mir nur meinen Teil gedacht und die Zeitung beiseite gelegt. So werde ich alles daran setzen, dass Ihre Haltung nicht unter den Tisch gefegt wird. Ein Leben lang habe ich in diese Systeme eingezahlt. Da ich wenig krank war, habe ich auch keine großen Ansprüche zu stellen brauchen.
Meine Solidarleistung mitsamt Arbeitgeberzuschuss (der ganz klar Gehaltsbestandteil meiner Leistung ist), dürfte in den letzten 50 Jahren mit 200.000 €uro nicht zu hoch gegriffen sein. Mein notwendiger Bedarf dürfte 50.000 €uro nicht überschritten haben.
Ich gehe davon aus, dass Sie selbst privat versichert sind, also absolut keinen Beitrag zu diesem gesetzlichen System leisten. Es ist daher eine Unverschämtheit, dass ausgerechnet ein Arzt nun die Rentner noch einmal zur Kasse bitten will. Wenn Sie der Meinung sind, dass man am Zustand des Dickseins selbst etwas tun kann: am Altern kann man es nicht! Gott sei Dank werden auch Sie das erleben müssen.
Nur durch Äußerungen sogenannter kompetenter Personen wie Sie ist es möglich, dass sich Politiker zu der Aussage hinreißen lassen, man solle sich überlegen, ob man einem 85-Jährigen noch eine neue Hüfte einsetzen solle. Mit einer solchen Aussage wird auch der Grundstein zur Euthanasie gelegt. Eine Tante von mir hat eine Hüftoperation noch mit 90 Jahren bekommen und konnte dadurch der Pflegeversicherung viel Geld sparen, weil sie sich bis zu ihrem Ableben im 101 ten Lebensjahr noch überwiegend selbst versorgen konnte !!!
Was übergewichtige Menschen betrifft, wissen Sie ganz genau, dass die meisten ihre Figur mit in die Wiege gelegt bekommen und inzwischen hat sich herausgestellt, dass sie auch nicht mehr krank sind als andere.
Übergewichtig bin ich zwar nicht, aber die Diskriminierung der Rentner zu Almosenempfängern stinkt mir. Hätte ich all das Geld, welches ich dem Solidarsystem insgesamt zur Verfügung gestellt habe, angelegt (so wie Sie es vielleicht können, weil sie gesetzlich damit nichts am Hut haben), könnte ich jetzt von den Zinsen leben. Ich habe mich nie darüber beklagt, aber dass ich dafür jetzt auch noch diskriminiert werde und ein Generationenkonflikt produziert wird, lasse ich mir nicht mehr gefallen.
Wußten Sie, das die Rentner mit einem Beitrag belastet werden, mit dem sie absolut nichts zu tun haben? 0,9 Prozent müssen wir für eine Lohnfortzahlung! im Krankheitsfall berappen!!!
Mit freundlichem Gruß
Reinhard Klappert
Der für Leserbriefe verantwortliche Redakteur bei der HNA, Herr Ochs, lehnte die Veröffentlichung des Leserbriefs von Herrn Klappert ab. Vom Leserbriefschreiber, Dr. Glaß, bekam Herr Klappert bisher keine Antwort.
Klappert wendet sich deshalb erneut an den Redakteur des Ressorts Leserbriefe bei der HNA. Dieser antwortet:
Sehr geehrter Herr Klappert,
Dr. Glass konnte auf Ihren Brief nicht reagieren, da er nach Absenden seines Leserbriefs an die HNA verreist ist. Altersdiskriminierung? Dr. Glass ist selbst bereits im Rentenalter.
Zum Foto: Dieses Bild ist ein Symbolbild, das von der Agentur dpa speziell zu diesem Thema verbreitet wurde. In Ihrem veränderten Text rechnen Sie nach wie vor von Ihnen gezahlte Beiträge gegen erhaltene Leistungen auf. Das widerspricht, wie ich Ihnen schon schrieb, dem Grundprinzip der Solidarversicherung. Aber so können Sie noch nicht einmal als Privatversicherter rechnen.
Im Übrigen ist Ihr Text mit 1.547 Zeichen erheblich zu lang. Leserbriefe sollten, damit möglichst viele Leser zu Wort kommen können, nicht mehr als 900 Zeichen enthalten. Mit freundlichen Grüßen Peter Ochs HNA - Hessische/Niedersächsische Allgemeine Ressortleiter "Leserkommunikation"
Herr Klappert erwidert:
Sehr geehrter Herr Ochs, in diesem Zusammenhang müsste man langsam das Wort „Solidarpakt, Solidarversicherung, Solidarsystem“ zu den Unwörtern der Jahre erklären, denn so stereotyp wie Sie es einsetzen wird der Sinn entstellt: Wenn Sie meine Darstellung auch unter Hinzuziehung meines Faxes an Herrn Dr. Glaß richtig gelesen hätten (und das sollte man von einem gestandenen Journalisten dann auch erwarten) geht es mir nicht um eine Aufrechnung, sondern darum zu ergründen, warum trotz dieser stark auseinanderklaffenden Beträge die Gelder immer noch nicht ausreichen.
Immer wieder hört man von versicherungsfremden Leistungen, über die aber niemand in der Politik reden will und die vertuscht werden. Welchem „Wahrheitsministerium“ sind Sie unterstellt, dass sie vehement verhindern, diese Dinge anzusprechen?? Sie brennen den Betroffenen unter den Fingernägeln!!!
56 Jahre nach Abschluss des Staatsvertrages mit der Türkei weiß der Durchschnittsbürger immer noch nicht, dass dort Eltern von hier lebenden gesetzlich versicherten Zuwanderern mitversichert sind. Sie sollten mal die Reaktion sehen, wenn jemandem dieser Vorgang offengelegt wird und dieser erkennen muss, dass es Realität ist!!! Ich wiederhole hier noch einmal: es geht nicht um den Staatsvertrag selbst, sondern darum dass dieser vom „Solidarpakt“ aller Staatsbürger und nicht von der Unterschicht der gesetzlich Versicherten getragen wird, also auch von Ihnen als Privatversichertem.
Hierzu gehört auch die Versorgung von sozialhilfebedürftigen Menschen (Hartz 4, Asylanten ...). Es ist eine gesamtstaatliche Aufgabe hier zu helfen, und daher ist auch die Krankenversorgung dazu eine gesamtstaatliche Aufgabe. Statt dessen werden diese Bevölkerungsgruppen mit einem Trick von der Unterschicht allein versorgt: mit einem Pseudobeitrag von 135 EUR werden sie dem System zugefügt!!! Den tatsächlichen Mindestbedarf kennen Sie aus dem Geschäftsbericht meiner Krankenkasse.
Zu dem diskriminierenden Bild: SIE haben es in den Zusammenhang mit der Überschrift ALTE, DICKE, RAUCHER mit einem ebenfalls diskriminierenden Leserbrief gebracht. SIE tragen die Verantwortung dafür. Die der DPA ist hier nur zweitrangig.
Wie jeder andere gesetzlich Versicherte, zahle ich knallhart den gleichen prozentualen Anteil von meiner Rente wie die Vollverdiener und daher ist es eine Unverschämtheit, wenn man am Lebensende, nachdem man ein halbes Vermögen in dieses System eingebracht hat, plötzlich zum Kostenfaktor diskriminiert, mit Rauchern auf eine Stufe gestellt wird und nach den Vorstellungen des Dr. Glaß wohl einen Risikozuschlag zahlen soll. Das nennt man dann nicht mehr Solidar-, sondern Risikoversicherung. Haben Sie den Unterschied und den Widerspruch begriffen?
Dass Sie Leserbriefe dazu benutzen, um damit eigene Vorstellungen zu indoktrinieren, ist mir endgültig klar. Die Ausrede mit der Zeichenanzahl ist dabei Beweis in sich: Mir liegen zwei frühere Leserbriefe aus Ihrer Rubrik vor, die jeweils 1642 und 1605 Zeichen haben. Deshalb sind Sie mich und meine Beiträge endgültig los. Das war ja auch Sinn und Zweck: einen unbequemen Zeitgenossen auszuschalten.
Tschüss, Reinhard Klappert
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Peter Schücke schaltet sich ein, und schreibt einen Brief an den Arzt Dr. Glaß. Dieser antwortet:
Sehr geehrter Herr Schnücke,
Sie sandten Ihren Brief in Unkenntnis meiner Privatadresse an den Vorstand der BI pro A 44. Ich beantworte Ihren Brief nicht als Vorsitzender, sondern als Arzt und Verfasser des Leserbriefs, der wohl zu tiefst Ihren Unmut als Angehöriger eines bestehenden Vereins gegen Altersdiskriminierung hervorgerufen hatte.
Ich bin in der Tat erstaunt, wofür es alles Vereine gibt. Noch nie habe ich von der Existenz eines Vereins gegen Altersdiskriminierung gehört und frage mich, was wohl die Sorgen sind, die zur Gründung eines solchen Vereins führten. Wenn Sie meine Reformvorschläge zum Erhalt unserer Solidargemeinschaft schon als Altersdiskriminierung und damit als zuständiges Thema für Ihren Verein ansehen, ist das für mich mehr als
bemerkenswert.
Ich bitte Sie und Ihre Vereinsmitgliedern, noch einmal in Ruhe und emotionslos meinen Leserbrief zu lesen. Dazu empfehle ich immer, einen bequemen Sessel an ein helles, möglichst sonniges Fenster zu rücken, sich in diesen fallen zu lassen, die Beine hoch zu legen, sie mit einer leichten Wolldecke zu umwickeln und sich ein Gläschen des besten Portweins des Hauses zu genehmigen. Das alles belebt den Geist und lässt den Körper wohl tuend entspannen. Sie werden dann feststellen, dass ich überhaupt nicht die Alten diskriminiert hatte. Im Gegenteil möchte ich sehr gern, die Rentner noch lange gesund halten und noch älter als bisher werden lassen. Nur lässt sich dieses Ziel mit schwindender Geburtenrate und damit kleiner werdender Zahl von Einzahlern nicht ermöglichen. Oder wollen Sie, dass die Enkelkinder die steigenden Mehrkosten für das immer Älterwerden ihrer Omas und Opas allein zahlen sollen? Oder ist es nicht gerechter, dass sich auch ihre Opas und Omas sozialverträglich an den Mehrkosten ihres Älterwerdens beteiligen?
Sehen Sie, mein lieber Herr Schnücke, das ist alles nur eine Frage der Gerechtigkeit. Die Frage ist, besitzt man sie oder besitzt man sie nicht im Herzen. Letzteres scheint für Sie und Ihren Verein zuzutreffen. Nicht anders kann ich sonst Ihre Aufregung um den Inhalt meines Leserbriefs interpretieren. Damit werden Sie und Ihr Verein aber brandgefährlich, weil Sie und Ihre Vereinsmitglieder bei Bundes- und Landtagswahlen wahrscheinlich für die Parteien votieren werden, die mit populistischen Ideen für ein Älterwerden ohne Mehrkosten für Jung und Alt werben. Eine grundlegende Reform unseres Gesundheitssystems ist unabdingbar, ansonsten wird das von uns allen gewünschte Solidarsystem nicht mehr bezahlbar.
Offensichtlich muss der Inhalt einer Antwort Ihres Mitglieds Klappert auf meinen Leserbrief so unter der Gürtellinie gelegen haben, dass der Redakteur Ochs den Leserbrief seiner Anstößigkeit wegen nicht veröffentlicht hatte. Daraus ein verschwörerisches Miteinander von HNA und BI pro A 44 zu konstruieren, erfordert eine bemerkenswerte Phantasie. Zu Ihrer Beruhigung und zur Exkulpierung der HNA möchte ich Ihnen mitteilen, dass der Vorstand der BI pro A 44 zunehmende Schwierigkeiten mit ihr hat, seine Pressemitteilungen zu platzieren. Grund hierfür ist, dass der bisher zuständige Redakteur anderer Meinung als der Vorstand der BI pro A 44 zum Gelingen der Autobahn A 44 war. Die Daten, über die die BI pro A 44 verfügt, sind auch der HNA zugänglich. Ausgenommen sind Daten von Gutachten und rechtlichen Einsprüchen, die seitens der BI selbst erstellt wurden.
Ihre abschließenden Grüße aus der Zigarrenstadt Bünde mit dem Zusatz „aus Freude am Rauchen“ lassen vermuten, dass Sie stolz darauf sind, zum Kreis der Raucher zu gehören. Sie sollten aber dann auch wissen, dass Raucher durch ihr erhöhtes Gesundheitsrisiko und damit erhöhten Krankheitsrate das Solidarsystem dahingehend ausnutzen, dass sie die entstehenden Mehrkosten den gesundheitsbewussten Nichtrauchern mit auferlegen. Kein Mensch kann den Rauchern das Rauchen verbieten, aber dann sollten bitte auch die Raucher dafür einen Risikozuschlag bezahlen.
Sehen Sie, mein lieber Herr Schnücke, auch für das Rauchen mit seinem Gesundheitsrisiko ist der Gerechtigkeitssinn gefragt. Hat man ihn im Kopf, wird man ob der Mehrkosten für die Solidargemeinschaft nachdenklich. Hat man ihn nicht, kann man sich über das Gesundheitsbewusstsein der Nichtraucher sogar belustigen und die besten Grüsse aus der Zigarrenstadt Bünde mit dem Zusatz aus Freude am Rauchen an sie verschicken.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen und Ihrem Verein gegen Altersdiskriminierung einige wichtige und gut gemeinte Impulse mit meinen Zeilen auf den Weg geben, damit Sie und er zukünftig fehlerhafte Interpretationen von kritischen Leserbriefen zum Thema Gesundheitsreform in der HNA vermeiden, und Sie und er sie nicht grundlos verdammen. Sie gehört übrigens nach unabhängiger Wertung mit zu den besten Lokalzeitungen Deutschlands. Diese Tatsache muss der Vorstand der BI pro A 44 unumwunden anerkennen, auch wenn er mit ihr und ihrem bisherigen, zuständigen Redakteur in vielem nicht einer Meinung war. An Ihrer und Ihres Vereins Stelle würde ich diese Zeitung wieder abonnieren. Wenn Sie meinen, sie sei durch Internet und TV zu ersetzen, ist das nach meinem Dafürhalten völlig inkorrekt. Sie sollten immer bedenken, auch wenn ich mich jetzt wiederhole, dass die HNA zum Kreis der besten Lokalzeitungen Deutschlands gehört. Woher wollen Sie sonst erfahren als aus der HNA, ob in unserer Region nicht doch einer einmal einen Alten diskriminiert hat. Von TV oder Internet erfahren Sie das jedenfalls nicht. Oder haben Sie beispielsweise in der Tagesschau schon einmal gehört, der Herr Müller (Name frei erfunden) aus Bünde hat einen Alten diskriminiert? Beide Argumente sollten für Sie und Ihren Verein gegen Altersdiskriminierung wichtig erscheinen, um sie erneut zu abonnieren. Immer wachsam bleiben, damit Ihrem Verein nicht der Existenzboden unter den Füssen entzogen wird. Oder ist dieses vielleicht schon mit der Gründung Ihres Vereins geschehen? Zu diesem Zeck sollten Sie ganz schnell Ihre Mitglieder befragen.
Im Grunde meines Herzens darf ich Ihnen gar nicht böse sein. Deshalb darf ich mich sehr herzlich von Ihnen, Herrn Klappert und Ihren Vereinsmitgliedern verabschieden und nochmals meiner Hoffnung Ausdruck verleihen, nicht noch einmal einer Fehlinterpretation irgendeines kritischen Leserbriefs zum Thema Gesundheitsreform zu erliegen.
Apropos vergessen: Ich vergaß leider bisher die Mitautorin des Erwiderungsschreibens an die HNA, Frau Schweitzer, neben Herrn Klappert zu benennen. Dafür möchte ich mich entschuldigen und grüße Sie daher zum Schluss ganz besonders. Mit diesem Gruß an Frau Schweitzer und, ich glaube mit meinen höflichen Worten an Sie, beweise ich, trotz gegenteiliger Meinung die Contenance bis zuletzt gehalten zu haben. Diese in Vergessenheit zu geratende Tugend sollte man doch pflegen. Ich hoffe, mein lieber Herr Schnücke, dass Sie wenigstens in dieser Hinsicht mit mir übereinstimmen.
Dr. Glaß
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Herr Schnücke kommentiert die Antwort von Dr. Glaß so:
"Ein Schreiben das mich nur den Kopf schütteln läst.
Der gute Mann lebt zulange in der "Hessischen Wildnis".
Seine Antwort zeigt mir jedoch, daß ich den Nagel in einigen Dingen auf den Kopf getroffen habe.
Meine persönliche Meinung: Deutschlands Mediziner sind nach den die Branche die das meiste Volksvermögen in Deutschland verbraucht haben. Grund: Wartezeiten in Praxen (hat Arbeitnehmer / Arbeitgeber ein Vermögen gekostet), die meisten Arztpraxen sind schlecht organisiert, vom Datenschutz garnicht zu sprechen.
Lobbyismus mit Pharmaindustrie (z.B. RATO-Pharm) usw., man könnte eine ganze Seite aufführen.
Beste Grüße
Peter Schnücke
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Das Statistische Bundesamt gibt bekannt:
"Die Ausgaben für Gesundheit betrugen in Deutschland im Jahr 2008 insgesamt 263,2 Milliarden Euro. Sie stiegen gegenüber dem Vorjahr um 9,9 Milliarden Euro oder 3,9%. Auf jeden Einwohner entfielen damit Ausgaben in Höhe von rund 3 210 Euro (2007: 3 080 Euro).
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