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Seniorenvertretung Köln: Neue Beschwerden

09.11.2011 - von Marianne Reiter + A. Klein

Auch die beiden neuen Beschwerden über die Kölner Seniorenvertretung kommen wieder von Frauen. Das vermittelt den Eindruck, dass sie ausgerechnet in der Stadt, die von der Römerin Agrippina gegründet wurde, einen besonders schweren Stand haben.

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Ich habe die Berichte von Frau Flöge-Becker und Frau Burauen auf .altersdiskriminierung.de gelesen und sehe mich veranlasst, spontan (und auszugsweise) mitzuteilen, was so alles in der Seniorenvertretung Köln-Innenstadt,Stadtbezirk 1, schief gelaufen ist und läuft. Es sind nur zwei Anekdötchen, die ich beliebig fortsetzen könnte, aber das sprengt den Rahmen!

Ich bin bereits über fünf Jahre Seniorenvertreterin des Stadtbezirks 1. Durch den Tod eines Kandidaten kam ich als so genannte „Aufrückerin“ ein halbes Jahr früher als die bei der Wahl 2006 mit mir neu Gewählten in die Seniorenvertretung.

Niemand hat mich in die Arbeit als Seniorenvertreterin eingewiesen. Ich sollte und habe Sprechstunden abgehalten ohne jegliche Einführung in die Materie, aber das ist eine andere Geschichte.

Mittlerweile hatten wir fünf neuen Seniorenvertreter uns prima eingearbeitet, da kam die Idee auf, wir wollten gerne im Büro einen Internetanschluss haben, denn das erleichtert die Arbeit sehr. Intranet hatten wir schon. Gesagt, getan, wir waren uns einig, alle fünf waren dafür, es wurde uns auch von der Stadt eingerichtet. Das ging zwei Wochen gut, aber plötzlich war uns das Internet wieder abhanden gekommen.

Wir fragten bei unserem Bürgeramtsleiter nach, tja, da hatte hinter unserem Rücken „unsere Sprecherin“ es fertig gebracht, uns den Anschluss wieder abklemmen zu lassen. Warum? Wahrscheinlich, weil sie persönlich die Art der Computerkommunikation nicht beherrschte und damit nicht umgehen konnte, wollte sie auch nicht, dass wir anderen diesen Vorzug hatten. Bis heute haben wir kein Internet im Büro! Ja, so kann es gehen, wenn die Sprecherin in der Familie ein großes Tier in der SPD-Fraktion hat und dadurch natürlich die beste Lobby. Und dieser SPD-Mann hatte in den Medien groß angekündigt, er wolle Köln zur größten „Internet-Stadt“ machen, herrlich! Ein Schelm, wer da an „Klüngel“ denkt…

Die zweite Episode ist meine persönliche „Diskriminierung“. Es gibt einen 50-seitigen Tätigkeitsbericht der Seniorenvertretung 2009/2010, der wirklich eine Ehrenamtsnadel wert ist, wenn man liest, was so in den Bezirken alles veranstaltet und angeregt wird. Das „wäre“ lobenswert ...!! Nun bin ich, wie oben beschrieben, auch schon seit fünf Jahren dabei, jedoch mein Name ist nicht auf der letzten Seite (S. 51) dieses Berichtes zu finden, obwohl ich all die Jahre meinen ehrenamtlichen Dienst gewissenhaft absolviert habe, werde ich nicht gewürdigt. Das tut weh und hat mich zutiefst verletzt.

Auf Nachfrage wurde mir von einem der Verantwortlichen der Redaktion lapidar erklärt, ja, er hätte wohl gesehen, dass nur 49 Namen aufgeführt seien, er wüsste auch, dass 50 Namen dort stehen sollten. Meine Frage: Warum er denn nicht nachgehakt und nachgeforscht habe und diesen Fehler untersucht hätte war seine Antwort: „Da waren ja schon 2.500 Stück gedruckt“. Es tue ihm sehr leid, aber da wäre jetzt auch nichts mehr dran zu ändern. Sogar unser „oberster Sprecher der gesamten Seniorenvertretung“ der Stadt Köln hat sich entschuldigt und gesagt, dass so ein gravierender Fehler nicht passieren dürfe!! Ist aber passiert und das auf Kosten meines Ansehens! Ich bin stocksauer. Auch unsere Sprecherin, die ebenfalls der verantwortlichen Redaktion angehörte, soll nicht bemerkt haben, dass der Name einer ihrer vier Kollegen/innen dort fehlte??? Also bin ich in der Seniorenvertretung nicht präsent und existiere nicht.

Meine Konsequenz: Wie Frau Burauen werde ich für die nächste Periode nicht mehr als Seniorenvertreterin kandidieren. Ehe sich bei mir ein mittelstarker Tsunami entwickelt, steige ich aus allem aus. Eine Zusammenarbeit ist für alle Beteiligten unseres Stadtbezirks nicht mehr zumutbar. Werde selbstverständlich meinen „Pflichten“ bis Ende des Jahres (wöchentliche Sprechstunden etc.) nachkommen, wie „ehemals“ feierlich versprochen!

Ein Wort zum Schluss: Dies ist ein Bericht über Diskriminierung in der „ehrenamtlichen Tätigkeit“ als Seniorenvertreterin.

Freundliche Grüße an Alle, die sich durch diesen Bericht angesprochen fühlen!

16.9.2011, Marianne Reiter

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Als die Ehrenfelder CDU vor 10 Jahren an mich herantrat und fragte, ob ich als Seniorenvertreterin der Stadt Köln kandidieren wolle, habe ich nicht sofort zugesagt, weil ich nicht wusste, was eine Seniorenvertretung ist. Ich hatte noch nie etwas davon gehört.

Da ich mich aber schon von frühester Jugend an um ältere und hilflose Menschen und um Kinder gekümmert habe, denn das sind die schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft, und weil ich in meinem näheren Umfeld mit Pflege, Krankenhäusern und Ärzten zu tun hatte, habe ich zugesagt, kandidiert und ich wurde gewählt.

In den ersten fünf Jahren war ich als Delegierte des Bezirks 4 Ehrenfeld, Mitglied der Stadtkonferenz und habe meine Arbeit sehr ernst genommen. Als 2006 die Amtsperiode zu Ende war, habe ich wieder kandidiert, um meine Arbeit für unsere SeniorInnen, die meine Unterstützung suchten, fortzusetzen.

2006 hatte ich die meisten Wähler- Stimmen im Bezirk bekommen, aber man hat nicht mehr, wie all die Jahre vorher, die Person mit den meisten Wählerstimmen in die Stadt-Arbeitsgemeinschaft entsandt, sondern die mit den wenigsten Wählerstimmen haben sich gegenseitig in die Stadtebene gewählt. Merkwürdig ist auch, dass es in Ehrenfeld, Kalk und Mülheim einen ausländischen Seniorenvertreter gibt, und die wählen mit, wenn es darum geht, wer auf die Stadtebene geht. Alle anderen Bezirke haben aber nur fünf 5 Seniorenvertreter, also wählen dort auch nur fünf.

Ich bin der Meinung, alle Seniorenvertreter-innen müssen das Recht haben, auf der Stadtebene teilzunehmen. Auf Stadtebene werden die Posten verteilt, die es für Seniorenvertreter gibt. Hier wird entschieden, wer in welche Ratsausschüsse geht. Wer „nur“ im Bezirk ist, hat keine Chance, man will unter sich bleiben.

Es wird verdrängt, dass wir alle vom Volk gewählt wurden und zwar in Urwahl, aber der Wähler weiß leider nicht, wie nach der Wahl untereinander die Posten verteilt werden. Und von Frauen-Quote hat man in manchen Bezirken scheinbar noch nichts gehört. Die Seniorenvertretung Köln sollte verkleinert werden. Für jeden Stadtbezirk zwei Seniorenvertreter, das ist genug.

Es wird dem Wähler weiß gemacht, das die Seniorenvertretung Köln überparteilich wäre, die SPD hat aber 2006 für Ihre Partei-Mitglieder im Ehrenfelder Wochenspiegel Werbung gemacht. Ich sage, bei den meisten Kandidaten steht eine Partei hinter der Person und wer noch dazu einen in Köln bekannten Namen hat, kommt auch dahin, wohin die Person gerne möchte. Manche sind Parteimitglied, Mitglied der Seniorenvertretung und als Parteimitglied auch noch in der Bezirksvertretung. Manche Seniorenvertreter haben dadurch plötzlich so viele Posten, dass sie die gar nicht richtig ausfüllen können. Diese Ämter-Häufung müsste abgeschafft werden.

Das gehobene Stadt-Gremium entscheidet, was gemacht wird, wer in welche Ausschüsse geht oder wer am Runden Tisch sitzen darf, wenn z.B. ein Referent kommt. Das Interesse am Thema spielt keine Rolle. Wenn z.B. Professor Dr. Dr. Dr. Hirsch kommt, ein ausgewiesener Kenner des Themas Seniorenmissbrauch, dürfen die Seniorenvertreter-innen, die nicht zum gehobenen Gremium gehören, nicht teilnehmen und also auch keine Fragen stellen. Dabei ist das Thema doch für alle von großer Bedeutung!
Alle Rundbriefe und Einladungen werden per Email an die Seniorenvertreter-innen geschickt, aber nicht nach dem Alphabet verschickt, nein, die im gehobenen Gremium stehen zuerst im Verteiler, (lächerlich), selbst da wird jedem klar gemacht: Die einen sind erste, die anderen zweite Wahl.

Nur wenn ein Saal gefüllt werden soll, damit ein guter Eindruck in der Öffentlichkeit entsteht, dürfen auch die Seniorenvertreter-innen aus den Bezirken teilnehmen. Am Sonntag war z.B. Tag des Ehrenamtes und es war Stand-Dienst angesagt. Aber nur die Seniorenvertreter-innen auf der Stadt-Ebene konnten sich dafür in eine Liste eintragen, für die aus den Bezirken gab es eine solche Liste nicht.

Jetzt, wo die neuen Wahlen anstehen, plappern einige, die erneut kandidieren schon davon, dass sie je nachdem, wer sonst noch gewählt wird, zurücktreten. Diese Arroganz! Es müsste dringend eine Stelle geben, an die man sich wenden kann, wenn es Unstimmigkeiten gibt. Die Herren von der Seniorenvertretung Ehrenfeld schließen z.B. im Büro die Schränke ab, ich als einzige Frau habe keinen Schlüssel.

Diese Woche stand in den Kölner Tageszeitungen, dass sich in den Bezirken Rodenkirchen, Porz, Kalk und Mülheim nicht genügend Kandidaten zur Wahl zur Verfügung gestellt haben. Die wissen, warum. Es bleibt ihnen manches an Ärger erspart.

Köln, 20.09.2011, A. Klein

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Liebe Senioren-Wählerinnen und - Wähler des Bezirks 3,
auf diesem Weg möchte ich mich von IHnen verabschieden und Ihnen vielmals für das mir geschenkte Vertrauen danken.
Leider kann ich nicht mehr für die Seniorenvertretung kandidieren.
Mitt 2009 hatte mein Mann seinen 3. Schlaganfall (während des Urlaubs in der Vulkan-Eifel). Es folgten Krankenhaus, Rehaaufenthalt und anschließend Therpien. Anfang 2010 stellt man bei mir Metastasen fest. Es folgten 21 Chemos und weitere Behandungen wurden und werden vorgenommen.
Drei Kolleginnen der Senioren-Vertretung interessierten sich für meine Situation. Ansonsten: von bestimmten "Kollegen" Häme und das - bei jeder sich bietenden Gelegenehit - Verteilen von "Giftpfeilen".
Ein Mnesch, der gesundheitsliche und sonstige Schwierigkeiten hat und an der Teilnahme von Terminen gehindert ist, sollte nicht als "karteiLeiche" bezeichnet werden. Als Senioren-Vertreter ist es die ureigenste Aufgabe, ihm zu helfen.
Wie wir Kölner sagen, sind viele Zeitgenossen "Noch nit an Schmitz Backes" vorbei.
Ich wünsche Ihnen liebe Wähler alles Gute, Gesundheit und Zufiredenheit und die "richtige" Wahl bei der anstehenden Wahl zur Seniorenvertretung.

Mit den besten Grüßen
Ihre P. Niedermaier
Köln, 9.11.2011

Link: Wer schützt die Ehre der Ehrenamtlichen
Quelle: Mails an die Redaktion

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