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Meine Mutter wird gepflegt - aber wie !!!

Österreich - 22.10.2011 - von Christine Götz, Initiative proEthos

Seit Freitag, den 7. Oktober �11, wird diese (kurz nach dem Ableben ihres Ehemannes erlitt sie vor wenigen Monaten einen Schlaganfall und befindet sich zur Zeit als langsam Genesende in einem Pflegeheim), so stark sediert, dass sie pl�tzlich nicht mehr gehf�hig ist, geschweige, dass sie noch f�hig ist, einen Arm zu heben oder tags�ber die Augen konstant offen zu halten, was dem Tatbestand der K�rperverletzung entspricht. Eine dringend n�tige Mo-
bilisierung wird dadurch verunm�glicht. Da sie auf Grund der �bersedierung seit einigen Tagen auch nicht einmal mehr imstande ist, ein Trinkglas zu halten, besteht u. a. auch die Gefahr der Austrocknung.


Damit nicht genug, will eine Richterin (in Bezug auf deren Agieren es bereits mehrfache, bis dato wirkungslos gebliebene Anzeigen sowie parlamentarische Anfragen gab) sie, ohne jedwede R�cksichtnahme auf ihren derzeitigen Zustand sowie in Missachtung einer Vollmacht und einer notariell beglaubigten Angeh�rigenvertretung, zwangsentm�ndigen. Dass es sich hier um keinen 'Einzelfall' handelt, best�tigen die Berichte zahlreicher �hnlich Betroffener bzw. deren Angeh�riger. Aus einem Rundschreiben der vor einigen Jahren mit ihren Eltern nach Thailand gefl�chteten �rztin und Psychotherapeutin Dr. Ulrike Gogela (7. 2. 2005, Quelle: B�ro gegen Altersdiskriminierung):
>( ... ) Im Pflegeheim wurde mein Vater sofort mit Psychopharmaka ruhig gestellt. Monate sp�ter wurde unter Psychopharmakagaben ein Gutachten erstellt. Damit war die Sachwalterschaft gerechtfertigt. Gegen Ende seines Heim-
aufenthaltes sa� mein Vater im Rollstuhl und konnte nicht mehr aufstehen. ( ... ) Meine Mutter war wegen ihrer fehlenden Zahnprothese v�llig abgemagert. Durch �berdosierung der Psychopharmaka war aus einer gesunden Frau ein inkontinenter Zombie geworden. Sie war in einem erb�rmlichen Zustand. ( ... )
Wie ist es m�glich, dass die Justiz mit alten, hilfsbed�rftigen Menschen derart brutal umgeht? ( ... )
Warum wurde die mir von meinen Eltern erteilte Vorsorgevollmacht nicht anerkannt?
Alte Menschen werden zum Akt, warten rechtlos in Heimen, gefangen auf den Tod. Das psychische Trauma, das Menschen durch das r�cksichtslose Vorgehen der Justiz zugef�gt wird, ist von ungeheurem Ausma�. Im Falle meiner Eltern teilte mir der Richter mit, er h�tte in besagtem Pflegeheim (Bezirksaltenheim Gramastetten) viele zufriedene Klienten. Die zufriedenen Klienten bekommen Psychopharmaka.<


Eine Angeh�rige berichtete vor kurzem, dass sie der Heimleitung bereits mit ihrem Rechtsanwalt gedroht h�tte, sollte die �bermedikamentierung ihrer Mutter (diese erh�lt 18 Medikamente t�glich!) nicht unverz�glich reduziert wer-
den.


Eine andere erz�hlte verzweifelt, dass dies nun schon das vierte Pflegeheim sei, wo sie in Bezug auf ihre dort untergebrachte Mutter bem�ngelnswerte Zust�nde ortet.


Auch wenn sich die Angeh�rigen mit einer Vorsorgevollmacht oder einer Angeh�rigenvertretung legitimieren k�nnen (in Zeiten wie diesen reicht eine Geburtsurkunde offensichtlich nicht mehr aus, als Angeh�riger wahr- und ernst-
genommen zu werden!), werden sie, insbesondere was medizinische Entscheidungen anlangt, oftmals �bergangen. Mehrfach ersuchte ich die Pflegedienstleitung, mich diesbez�glich zu informieren, was bis dato jedoch nicht er-
folgte. Ich wurde, weder von Seiten des Gerichts noch von Seiten des Pflegeheims (welches jedoch vom Gericht sehr wohl informiert worden war!), vor einigen Wochen nicht einmal von jenem Termin in Kenntnis gesetzt, an wel-
chem eine psychiatrische Gerichtsgutachterin ein Zwangsgutachten �ber meine rekonvaleszente Mutter erstellen sollte. Wenn auch ich zum Gl�ck zuf�llig zugegen war und die Gutachterin zumindest an jenem Tag davon �berzeu-gen konnte, dass ein psychiatrisches Gutachten unter Einfluss hoch dosierter Psychopharmaka sinnlos und unzul�ssig ist, so liegt es auf Grund solcher Vorgangsweisen auf der Hand, dass der Beistand eines Angeh�rigen bzw. eines Zeugen offensichtlich von keiner Seite erw�nscht ist. Obschon derartige Vorgangsweisen alles andere als Vertrauen erweckend sind, wird es den HeiminsassInnen bzw. deren Angeh�rigen nicht einmal zugestanden, ohne Hindernisse den Wohnort (bzw. das Pflegeheim) zu wechseln!


In den G�ngen jenes Pflegeheims sitzen bzw. liegen tagaus, tagein Menschen, welche schwach und krank sind. Wenn man sie fragt, ob sie gerne dort deponiert sind, wo unentwegt fremde Personen wie Pflege- und Putzpersonal sowie HeimbewohnerInnen oder auch deren Angeh�rige an Ihnen vorbeigehen, verneinen sie dies begreiflicher Weise. Wenn man dann das Pflegepersonal darauf hinweist, dass diese Menschen lieber in einer gesch�tzteren Um-
gebung, etwa in ihren Zimmern, w�ren, bekommt man zu h�ren, dass zu deren Beaufsichtigung zu wenig Personal vorhanden sei. Dass die BewohnerInnen diverser Pflegeheime zahlende KundInnen sind und auch Rechte haben (immerhin verbleiben diesen von ihren Pensionen in der Regel nur 20 Prozent, und auch das Pflegegeld geht zur G�nze ans Heim), scheint 'in der Praxis' kaum Beachtung zu finden.


Was dringend not tut, ist eine unabh�ngige und vor allem ernstzunehmende Kontrollinstanz im Pflegschaftsbereich und insbesondere �ber RichterInnen, welche nicht selten die ihnen zugestandene Macht missbrauchen und diese in Missachtung von Gesetzen (insb. � 268 Abs. 2 ABGB), Menschen- bzw. Behindertenrechten gegen unbescholtene, wehrlos gemachte B�rgerInnen (und zunehmend auch gegen j�ngere Menschen, wenn diese sich z. B. gegen ein ungerechtes Gerichtsurteil wehren, siehe oben erw�hnte parlamentarische Anfragen) und deren Angeh�rige ausspielen und das Privat- und Familienleben unbescholtener B�rgerInnen zerst�ren. Denn war das Instrument der so genannten Sachwalterschaft einst ausschlie�lich dazu gedacht, Hilfsbed�rftige zu unterst�tzen, die niemanden haben, der sich um sie k�mmert, ist daraus nach und nach eine seelenlose und lukrative Entm�ndigungsindustrie geworden - die Zahlen und Fakten, welche das Statistische Zentralamt dazu pr�sentiert (und die weit h�her liegen als jene, welche mitunter kolportiert werden) belegen dies nur allzu deutlich. Allein ein psychiatrisches Zwangsgut-
achten kostet etliche hundert Euro, welche die betroffene Person f�r deren Entm�ndigung auch noch selber zu berappen hat; vom Profit vieler Sachwalter-Anw�lte, die ohne jedwede ethisch-soziale Ausbildung und Kompetenz nach wie vor mitunter hunderte Besachwaltete 'betreuen', und welcher sich nach wie vor an der H�he der (daher nicht selten zur�ckgehaltenen oder auch gegen den Willen der Betroffenen ver�u�erten) Verm�genswerte orientiert, wie gelegentlich in den diversen Medien berichtet wird, ganz zu schweigen.


Was dringend not tut, ist eine grundlegende �nderung des Sachwalterrechts (Abschaffung der Sachwalterschaft zugunsten einer Betreuung nach Wunsch und Bedarf und vor allem ohne jedwede menschenrechtswidrige Anwen-
dung von Zwangsgewalt, wie es in anderen Staaten durchaus m�glich ist - siehe Anhang), welches Menschenrechts- und Behindertenkonvention bzw. Behindertengleichstellungsgesetz als unbedingt und kontrollierbar verbindlich erachtet und die Rechte Hilfsbed�rftiger st�rkt anstelle diese zu missachten.


Was dringend not tut, ist eine Reform der zur Zeit gebr�uchlichen psychiatrischen Gutachten. Hierzu liegt insbesondere auch die Studie 'Die praktisch unzureichende Qualit�t psychiatrisch-psychologischer Diagnoseerstellungen und Begutachtungen sowie Alternativen dazu' von Prof. Dr. Otto Buxbaum seit einiger Zeit im Bundesministerium f�r Gesundheit auf.


Was dringend not tut, ist vor allem auch ein allgemein verbindliches, sich insbesondere ethischen und sozialen Kriterien verpflichtet f�hlendes Pflegeheim-Qualit�tsmanagement (und vor allem auch eine Heimvertragsklausel, wel-
che eine ungehinderte und kostenfreie �bersiedlung garantiert, wenn triftige Gr�nde vorliegen)!


Fr�her Heimskandal, heute oftmals trauriger Heimalltag - hier gibt es nichts zu beschwichtigen und zu besch�nigen. W�rden Sie Ihre Lieben unter solch einer Obhut belassen? W�rden Sie das f�r sich selber wollen, wenn Sie ein-
mal �lter sind?


Um dringende Hilfe bittet im Namen tausender uns�glich leidender Betroffener sowie auch meiner uns�glich leidenden Mutter,
mit freundlichen Gr��en, ...

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Zu den im Anhang befindlichen Fotos (v. 13. bzw. 17. 10. �11, jeweils zwischen 14 und 15 Uhr nachmittag aufgenommen; man beachte auch die im Hintergrund vor sich Hind�mmernden): �bersediert und zwangsfixiert - wer wagt hier noch von 'Lebensqualit�t' zu sprechen?

Link: Freie Wahl des Wohnorts auch für Senioren…
Quelle: Büro gegen Altersdiskriminierung

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15.10.2011: Occupy Wall Street, Boston, L.A. ...
10.10.2011: Klage wg. Altersdiskriminierung gegen Texas Road
10.09.2011: Economic Potential of Senior Australians 1. Report

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