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Hessischer Landtag: Mit 70 Schluß für Honorarkräfte

08.05.2012

Sieben Gästeführer sind für die Arbeit im hessischen Landtag zu alt. Mit 70 ist Schluß. Die Altersgrenze gilt für Gästeführer, Pförtner und Garderobieren. Mit Altersdiskriminierung habe das nichts zu tun, sagte die Landtagssprecherin Heike Dederer der Frankfurter Rundschau. „Das zum Januar eingeführte Höchstalter für Honorarkräfte ist altersfreundlich und ermöglicht einen sanften Übergang in den Ruhestand, denn sie liegt fünf Jahre über dem normalen Rentenalter.“

Bemerkenswert, dass diese Altersgrenze für die besser bezahlten Jobs im Landtag NICHT gilt. Horst Klee, Landtagsabgeordneter (CDU), Parteivorsitzender und Alterspräsident des Wiesbadener Landtags ist 72 Jahre alt und niemand kommt auf die Idee, ihm die Anzahl seiner Lebensjahre zum Vorwurf zu machen.

In ihrer Ansprache auf dem 10. Deutschen Seniorentag am 4. Mai 2012 in Hamburg bekundete Bundeskanzlerin Angela Merkel die Bedeutung der politischen Teilhabe der Seniorinnen und Senioren. „Sie diskutieren über zentrale Felder unserer Gesellschaft. Und dass Sie das so selbstbewusst tun, ´JA zum Alter‘ sagen – aber auch zur Einmischung, zum Mitreden, zum Engagement, ist unendlich wichtig für uns.“ Auch Kristina Schröder, Familienministerin hat solche Sätze drauf. "Der demographische Wandel erfordert eine Gesellschaftspolitik
der fairen Chancen".

Leider gilt das alles wohl eher in Sonntagsreden und - für Besserverdienende, die nicht mit annähernd so vielen Altersgrenzen konfrontiert werden, wie ´die Menschen draußen im Land`.

Inzwischen hat sich auch der Seniorenbeirat von Wiesbaden zu den Altersgrenzen für die Zeitarbeiter im hessichen Landtag geäußert. Der Vorsitzende, Gert Brauer, sagte der FR: Es handele sich um "einen schweren Affront gegenüber allen Senioren und einen eklatanten Fall von Altersdiskriminierung“. Außerdem schiebe "die Landtagsverwaltung einen Großteil der nicht mehr im Erwerbsleben stehenden Bevölkerung ins Abseits und verzichte man auf den reichen Erfahrungsschatz der älteren Bürger. Brauer nannte die Regelung einen „krassen Anachronismus“.

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Von der Zeitung Hessisch-Niedersächsische-Allgemeine wurde dazu 25.05.2012 ein Leserbrief der AG SPD 60 plus Hessen veröffentlicht:

Senioren beklagen Diskriminierung
70-Jährige wurde von Ehrenamt ausgeschlossen
HOMBERG. Die Arbeitsgemeinschaft SPD 60 Plus hat sich gegen eine Altersbegrenzung bei ehrenamtlichen Tätigkeiten ausgesprochen. Nicht das Geburtsdatum, sondern die Fähigkeit sollte ausschlaggebend sein, erklärte der Landesvorsitzende des Verbandes, Siegfried Richter (Homberg).

Die Sprecherin des Hessi¬schen Landtages, Heike Dederer, habe für die Landtagsverwaltung einer 70-Jährigen untersagt, weiterhin als Gästeführerin politisch Interessierten das Landesparlament zu zeigen.

Das ist aus Sicht der AG SPD 60 Plus nicht zu akzeptieren. Heike Dederer sollte bekannt sein, dass das kalendarische Alter nicht unbedingt immer mit dem biologischen Alter in Zusammenhang stehe, erklärte Richter.

Es könne nicht sein, dass ständig zu Recht gefordert werde, Ältere sollten sich ehrenamtlich einbringen, andererseits aber auf diskriminierende Art und Weise jemandem auf Grund des Alters sämtliche Fähigkeiten abgesprochen würden.

Die AG SPD 60 plus Hessen forderte alle im Landtag vertretenen Parteien auf, ihrer Aufsichtspflicht gegenüber der Landtagsverwaltung auch dahingehend nachzukommen, dass derart diskriminierende Vorschriften schnell revidiert werden. (red)

Quelle: PM Bagso, 5.5.2012, FR, 6.5.2012, 8.5.2012, HNA, 25.5.12