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Stille Straße seit 100 Tagen besetzt!

Musa Foto H.S.

06.10.2012 - von Doris Syrbe + Co. H.S.

Heute ist 100.ster Geburtstag der Besetzung // 6.Oktober 2012
Doris Syrbe, die BesetzerInnen und alle Seniorinnen und Senioren der Stille Straße 10 danken ganz herzlich für Ihre bisherige Unterstützung. Heute begehen wir den 100sten Besetzungstag, diesen Tag wollen wir mit allen UnterstützerInnen gemeinsam ab 13 Uhr begehen und feiern. Leonie Baumann, Rektorin der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und Gründungsmitglied der Initiative "Stadt Neudenken", wird die Begrüßungsworte sprechen. Ihren Besuch haben außerdem zugesagt u. a. Jasmin Tabatabai mit Familie, Peter Bause mit Ehefrau Hellena Büttner und Ernst-Georg Schwill. Für die Musik sorgt die Gruppe „Unbekannt verzogen“.

Wie einige von Ihnen wissen, teilte uns am 20.09 der Finanzausschuss der BVV Pankow mit, dass sich nur der Landesverband der Volkssolidarität Berlin e.V. an der Interessenabfrage beteiligt hat und seine Interessenbekundung für die Übernahme und Betreibung der Seniorenbegegnungsstätte Stille Straße 10 abgegeben hat.

Während das inhaltliche Nutzungskonzept mehrheitlich auf Zustimmung der anwesenden Ausschussmitglieder traf, wurde dennoch kein Beschluss zur Aufnahme detaillierter Verhandlungen zum Abschluss eines Erbaupachtvertrags zwischen dem Bezirksamt Pankow und dem Wohlfahrtsverband Volkssolidarität Berlin e.V. gefasst.

Die Verhandlung wurde auf den 18. Oktober vertagt. Die Frage der Seniorinnen und Senioren nach dem "wie weiter" am nächsten Tag, wurde nicht beantwortet. Zudem war die Heizung noch abgestellt. Erst nach drängen und öffentlichem Druck wurde am Tag danach diese dann vom Amt für Soziales in Betrieb genommen. Bedingung war jedoch die Vorauszahlung der Heizungskosten von 500 Euro in bar für den Monat Oktober.

Weitere Rechnungen des Bezirksamtes sind zu erwarten.
Wir bitten Sie ganz herzlich: Helfen sie uns mit ihrer Spende, damit wir die laufenden Heiz- und Betriebskosten decken können.
Danke im Namen Aller!

Doris Syrbe
Konto 46422200
Commerzbank Berlin
Bankleitzahl 12040000
Kontoinhaberin: Doris Syrbe
Verwendungszweck: “Stille Straße 10″

27.7.2012:
Mein Name ist Doris Syrbe. Ich bin eine der Seniorinnen und Clubvorsitzende der Seniorenbegegnungsstätte Stille Straße 10 in Berlin-Pankow. Gemeinsam mit vielen engagierten Seniorinnen und Senioren kämpfe ich für den Erhalt unserer Senioreneinrichtung.

Die Bezirksverordnetenversammlung Pankow (BVV) hat im März 2012 beschlossen, dass unsere Seniorenbegegnungsstätte Stille Straße in Pankow am 30. Juni 2012 geschlossen wird.

Das wollen wir nicht zulassen! Deswegen besetzten wir unser Haus seit dem 30. Juni 2012. Am 17. Juli wurde unser Telefon vom Bezirksamt Pankow abgestellt - aber wir wollen so lange hier bleiben, bis die Begegnungsstätte erhalten bleibt oder bis der Bagger kommt!

Unsere 29 Senioren-Gruppen sollen anderweitig untergebracht werden. So steht es im Haushaltsbeschluss der Versammlung der Bezirksverordneten von Pankow. Seit Monaten wurde nach alternativen Räumen für die Angebote gesucht, jedoch keine passende Lösung für alle gefunden.

Um gegen die Schließung zu protestieren, haben wir eine Online-Unterschriftenliste gestartet. Wir wollen den Politikern zeigen, dass wir die Sparmaßnahmen nicht einfach still und leise hinnehmen.

Wir lassen uns nicht einsparen und nicht zwangsweise verteilen!

Unseren Klub gibt es seit mehr als 15 Jahren. Skat- und Schachrunden, Malzirkel, Singegruppe, Gymnastik- und Wandergruppen, Englisch- und Französischunterricht werden angeboten. Organisiert wird das Ganze überwiegend ehrenamtlich -- der Bezirk finanziert für rund 55.000 Euro jährlich die Betriebskosten und die Personalkosten für eine hauptamtliche Leiterin. Das Haus selbst ist im Eigentum des Landes Berlin.

Auf eine Entscheidung über die Zukunft der Begegnungsstätte müssen wir derweil wohl noch einige Zeit warten. Die nächste Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung ist erst für Ende August geplant. Bis dahin ist es unser Ziel, mindestens 10.000 Unterschriften zu sammeln. Diese werden wir dann öffentlich in der BVV-Versammlung übergeben.

Pankower, Berliner, alle: Bitte helfen Sie uns! Die Seniorenbegegnungsstätte Stille Straße 10 sendet einen lauten Ruf in die Öffentlichkeit!

Wir bedanken uns bei allen, die mit uns solidarisch waren und sind; so wie wir solidarisch sind mit denen, deren soziale und kulturelle Einrichtungen von Schließung und Etatkürzungen bedroht sind und sein werden.

Doris Syrbe und die Mitglieder und Freunde der Seniorenbegegnungsstätte

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Am 30.7.2012 meldete sich Springers Flaggschiff in Berlin mit einem sogenannten Meinungsbeitrag in dieser Angelegenheit. Ich halte das für ein Paradebeispiel übelster Manipulation.

Im Beitrag ist die Rede von: einem "pompösen Gebäude", von einem "Palast in der besten Gegend" der "lediglich als Hobby-Haus" diene und wo man "Gesellschaftsspiele" spiele.

Auch persönliche Angriffe fehlen nicht: Da ist von einer "Chef-Besetzerin" die Rede, mit "guter Rente", die "auf großem Fuße lebt" und viel reist "und gerne auch weit"!

Dann wird es dumm: Der Meinungsbeitragsschreiber weiß nämlich nicht einmal, dass auch Leute im Rentner- und Pensionsstand Steuern zahlen. Würde er sonst schreiben: "In welcher Welt leben sie (die Rentner), wenn sie ernsthaft meinen, ihnen stehe ein Palast in der besten Gegend des Bezirkes zu, wo sie spielen können? Aus Steuern bezahlt, die die jüngere Generation entrichtet?"

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Am 31.7. folgen die entsprechenden Leserzuschriften auf den "Meinungsbeitrag". Selbstverständlich sind sie alle der Meinung des Verfassers. Das Ganze vermittelt den Eindruck einer inszenierten Kampagne.

"Ich bin auch fast 71 und benötige derlei öffentliche Anstalten nicht, weil ich mich selbst beschäftige, noch arbeite und somit auch niemandem zur Last falle, schon gar nicht der öffentlichen Hand."

"Ein Recht auf die Freizeittagesstätte haben die dortigen Rentner nicht. Sie sollten einmal über die Kosten nachdenken, die sie verursachen."

"Diesen Aufstand verfolge ich schon lange mit großem Befremden. Ich habe das Gefühl, dass diese Damen an Langeweile leiden. Oder aber zu gern im Mittelpunkt stehen."

"Das Anspruchsdenken dieser Rentner ist unverfroren, egoistisch und nicht länger zu akzeptieren."

"Gibt es nichts Wichtigeres, als eine Begegnungsstätte für Senioren zu besetzen? Ältere Bürger, die ihre Miete nicht mehr zahlen können, hätten weitaus mehr Grund, sich zu beklagen."

Link: Goldene Falte 2012 für die BesetzerInnen der Stille Straße
Quelle: Mail an die Redaktion