31.01.2013 - von WZB
Wie eine Studie von WZB-Forscherin Anette Fasang zeigt, gilt für viele ältere Frauen die Ehe noch immer als Versorgungsmodell. Denn auf ihre eigene Rente können sich diese Frauen kaum verlassen. Das betrifft vor allem Frauen, die lange verheiratet sind. Dabei sind deutsche Frauen besonders betroffen, wie ein Vergleich mit Großbritannien zeigt.
Gemeinsam mit Silke Aisenbrey (New York) und Klaus Schömann (Bremen) hat Anette Fasang das Renteneinkommen von (west)deutschen und britischen Frauen, die zwischen 1930 und 1940 geboren sind, untersucht. Dabei haben die Forscher errechnet, dass in Deutschland jedes Ehejahr mit durchschnittlich 15,40 Euro weniger Rente im Monat einhergeht – verglichen mit gleichaltrigen Frauen, die niemals verheiratet waren. In Großbritannien liegt dieser Unterschied zwischen verheirateten und ledigen Frauen nur bei fünf Euro.
Eine Ursache für die geringere Rente verheirateter Frauen in Deutschland sehen die Forscher darin, dass diese ihre Erwerbstätigkeit länger unterbrochen oder öfter ganz aufgegeben haben und in schlechter bezahlten Jobs gearbeitet haben. „In Großbritannien waren Frauen dieser Jahrgänge häufiger erwerbstätig, unter anderem weil es hier das Ehegattensplitting nicht gibt“, erklärt Anette Fasang den Länderunterschied. Dazu muss man aber wissen, dass der Ehemann den verheirateten Frauen in D. bis 1977 die Berufstätigkeit verbieten durfte.Betrachtet wurde das gesamte Renteneinkommen der Frauen, also eigene Einkünfte aus staatlicher, betrieblicher und privater Vorsorge.
Vergleicht man hingegen das Renteneinkommen lediger Frauen dieser Gruppe, sind die Deutschen klar im Vorteil. Westdeutsche Frauen, die nie verheiratet waren, verfügen im Alter von 60 Jahren mit 1.062 Euro im Schnitt über 532 Euro mehr Rente pro Monat als britische Frauen. Das liegt an den unterschiedlichen Rentensystemen: In Großbritannien zielt die staatliche Rente nur darauf ab, den Mindestbedarf zu decken, und oftmals haben Frauen, vor allem wenn sie Teilzeit arbeiten, keine privaten und betrieblichen Zusatzrenten. Entsprechend gering ist ihr Niveau. In Deutschland fällt das staatliche Altersgeld für diese Jahrgänge großzügiger aus. Eine private Altersvorsorge haben diese Frauen ebenso wie in Großbritannien nur selten.
Auch das Arbeiten in Vollzeit hat sich für die heute 70 bis 80 Jahre alten Frauen in Deutschland eher gelohnt als in Großbritannien. Für jedes Jahr, das eine deutsche Frau Vollzeit gearbeitet hat, bekommt sie eine um 18,50 Euro höhere monatliche Rente – im Gegensatz zu 4,60 Euro, die britische Frauen mehr erhalten. Selbst ein Teilzeitjob – mit einem monatlichen Rentenplus von 11,10 Euro – ist damit in Deutschland attraktiver als ein Vollzeitjob in Großbritannien. Der Grund: Hierzulande haben viele Frauen Teilzeitjobs im gut abgesicherten öffentlichen Sektor, in Großbritannien dagegen hauptsächlich im schlecht abgesicherten Dienstleistungssektor.
Lebensrisiken wie Scheidung oder Tod des Ehepartners werden in Deutschland ebenfalls besser abgesichert. So stehen Witwen in Deutschland finanziell deutlich besser da als auf der Insel: Sie haben pro Monat 360 Euro mehr als britische Witwen.
Für die Studie hat das Autorenteam die Lebensverläufe von etwa 1.000 Frauen untersucht, die zwischen 1990 und 2005 das Rentenalter erreicht haben. Für (West-)Deutschland stammen die Daten vom Sozio-oekonomischen Panel (SOEP), für Großbritannien von der British Household Panel Study.
Die Studie Women’s Retirement Income in Germany and Britain ist in der Zeitschrift „European Sociological Review“ erschienen und zunächst online verfügbar unter:
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