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Berlin: TROMMELN FÜR DEN KRIEG - Symposium

Berlin, 2006 Foto: H.S.

07.03.2014 - von Neue Gesellschaft für Psychologie

Einladung zur Beteiligung
Als PsychologInnen und SozialwissenschaftlerInnen können wir uns dem Thema Krieg nicht entziehen und müssen zu dessen Normalisierung Stellung nehmen. Der Vorstand der
Neuen Gesellschaft für Psychologie plant deshalb für den
7./8. März 2014 eine vorbereitende Tagung für einen
größeren Kongress im Frühjahr 2015.

Mit einer Minenräumaktion der Bundeswehr im Persischen Golf 1991 haben die Auslandseinsätze der Bundeswehr begonnen – schleichend. Es folgte die Entsendung eines Feldlazaretts nach Pnom Penh 1993, zweifellos gute Taten. Allerdings stimmte bereits am 16. Oktober 1998 der Deutsche Bundestag in einer Sondersitzung mit großer Mehrheit einer Beteiligung der Bundeswehr an möglichen Luftangriffen innerhalb der kriegerischen Intervention der NATO gegen Jugoslawien zu. Für die Herstellung der bis dahin nicht vorhandenen „Kriegsbereitschaft“ hat der damalige grüne Außenminister Fischer die Indienstnahme von Auschwitz salonfähig gemacht. Gleichwohl dauerte es noch einige Zeit, bis offiziell von Krieg zu sprechen gewagt werden durfte. Die aktuell 13 Auslandseinsätze der Bundeswehr haben bislang 98 Soldaten das Leben gekostet. Wieviele "Feinde", Gegner oder Unbeteiligte Opfer der Bundeswehr wurden, ist uns nicht bekannt.

Zwar hat sich unsere Regierung bei angefragten Beteiligungen an Militärinterventionen im Irak und Libyen zurückgehalten, politische, finanzielle und militärtechnologische Unterstützung der Interventionen aus Deutschland hat es aber gleichwohl gegeben. Der erste Bundespräsident, der öffentlich äußerte, Deutschland müsse seiner Rolle in der Welt auch mit der Bereitschaft zu militärischen Einsätzen gerecht werden, ist daraufhin zurückgetreten, weil die Verfassung etwas anderes sagt (Art. 26 Abs. 1).

Als der jetzige Bundespräsident Gauck das Gleiche mit der Wendung verkündete, es gehe um deutsche „Verantwortung“, hat es bereits keine wahrnehmbare kritische Reaktion mehr gegeben.

Wofür die deutsche Regierung der Bevölkerung „Verantwortung“ zu übernehmen abverlangt, ist offiziell klar festgeschrieben: z.B. in den Verteidigungspolitischen Richtlinien von 2011: „Freie Handelswege und eine gesicherte Rohstoffversorgung" sind für die Zukunft Deutschlands und Europas von vitaler Bedeutung. Die Erschließung, Sicherung von und Zugang zu Bodenschätzen, Vertriebswegen und Märkten werden weltweit neu geordnet [...] Störungen der Transportwege und der Rohstoff-und Warenströme [...] stellen eine Gefährdung für Sicherheit und Wohlstand dar“.

Die Befürworter deutschen militärischen Engagements argumentieren regelmäßig, nach der deutschen Vereinigung gebe es keinen Grund mehr für einen deutschen „Sonderweg“, der noch durch die Prärogative der vier im Kalten Krieg begriffenen Siegermächte des Zweiten Weltkrieges gerechtfertigt gewesen sei. Will sagen,nunmehr müsse der Krieg als „Fortsetzung der Politik unter Einmischung anderer Mittel“ (Clausewitz) wie bei jeder anderen vergleichbaren Nation (wieder) zum normalen Bestandteil des politischen Geschäfts werden.

Wir fragen, ob dem nicht widersprochen werden muss, solange „die Politik die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln“ ist (Foucault). Vielleicht gibt es einen deutschen Sonderweg in dem Sinne, dass hierzulande etwas besser verstanden wurde als anderswo, dass nach den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts und seinen Totalitarismen Krieg keine mögliche Form politischer Konfliktaustragung mehr sein kann. Dieses Verständnis schwindet jetzt, tatsächliche oder fingierte Bedrohungsszenarien zeigen Wirkung, überdies haben sich die Formen bewaffneter Auseinandersetzung gewandelt (Terror vs. reguläre Armeen). Dabei werden nicht selten Gruppen, die gestern noch als patriotische Freiheitskämpfer militärisch unterstützt wurden, heute als fanatische Killer dämonisiert (Afghanistan). Gleichzeitig bewegt sich das Thema in der „postheroischen Gesellschaft“ am Rande der politischen Debatte. Wie ist das möglich?

Als PsychologInnen und SozialwissenschaftlerInnen können wir uns dem Thema Krieg nicht entziehen und müssen zu dessen Normalisierung Stellung nehmen. Wir laden Sie als KollegInnen ein, uns durch Ihre Teilnahme und eigene Statements und Diskussionsbeiträge bei der Ausrichtung des Kongresses 2015 (Arbeitstitel „Krieg und stillschweigende Zustimmung“) zu unterstützen. Da wir bisher noch nicht alle wichtigen Aspekte berücksichtigen konnten und auch noch auf der Suche nach passenden ReferentInnen und Mitwirkenden sind, möchten wir uns im März 2014 in Berlin treffen, um den Kongress im März 2015 vorzubereiten.

Trommeln für den Krieg Symposion der NGfP zum Thema
„Krieg und Frieden“ am 7./8. März 2014 an der FU Berlin

Link: Schutztruppen für Griechenland?…