27.09.2015
Sich fügen heißt lügen!“ Eine für die einstige herzogliche Residenzstadt Meiningen ungewöhnliche Ausstellung eröffneten die Meininger Museen zum Internationalen Museumstag am 17. Mai. Während in den vergangenen Jahren immer wieder die hiesigen Herzöge und ihre Hofkultur im Zentrum des Interesses standen, wird nunmehr an ein Stück Kulturgeschichte proletarischer Prägung erinnert.
Topografischer Bezugspunkt der Ausstellung ist dabei die Bakuninhütte auf dem Bergplateau Hohe Maas oberhalb der Stadt. Ihre Vorgeschichte beginnt im Jahr 1919 mit der Gründung einer Meininger Ortsgruppe der anarchosyndikalistischen Freien Arbeiter-Union Deutschland (FAUD). Die FAUD-Gruppe erwarb das
spätere Hüttengelände zunächst als landwirtschaftliche Selbstversorgungsfläche. Ab 1925 diente das Areal hiesigen Arbeiterfamilien als Ausflugsziel. Die 1927 errichtete Bakuninhütte wurde rasch über die Region hinaus bekannt.
Im Jahr 1930 besuchte sie auch der namhafte Anarchist und
Schriftsteller Erich Mühsam (1878 – 1934) mehrfach. Diese Verbindung von Literatur- und proletarischer Kulturgeschichte führte Erich-Mühsam-Gesellschaft, Wanderverein Bakuninhütte
und Meininger Museen zusammen. Ein Ergebnis dieser Partnerschaft ist die Ausstellung „Sich fügen heißt lügen!“ - Mühsam in Meiningen und seine Anarchisten, die bis 27. September im
Schloss Elisabethenburg gezeigt wird.
Das Titelzitat ist einem programmatischen Gedicht Erich Mühsams entnommen.
Der erste Teil der Exposition macht mit Leben und Wirken Erich Mühsams als Bohemien, Kabarettist, Publizist, Dichter und Politiker bekannt. Auf über 30 Schautafeln kann der Besucher
Mühsams Weg von der Kindheit in Lübeck über die Stationen München und Berlin bis in das KZ Oranienburg verfolgen. Wertvolle Originale ergänzen die Schau. Der zweite Ausstellungsteil informiert über die Geschichte der Bakuninhütte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Über 500 Exponate aus Stein, Holz, Metall und Papier veranschaulichen den Werdegang dieses seltenen Denkmals anarchosyndikalistischer Bestrebungen in Deutschland. Eingebunden in den zweiten Ausstellungsteil sind eine Einführung in die Geschichte des Anarchismus und Syndikalismus sowie ein Streifzug durch andere Formen alternativer Lebenskultur in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
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