11.02.2017 - von Hartmut Jeromin
, das hatte in 10 000 Jahren 600 Zivilisationen auf seinem Gebiet. Das hatte eine urbane Struktur in der Neuzeit bis vor wenigen Jahren mit: Schönen Städten, prunkvollen Moscheen, Altertümer en Masse, Olivenhainen, Universitäten, Häfen, Märkten, Erholungsorten in den Bergen und am Meer, Parks, Museen, und vieles mehr. Nun aber ist das alles nicht mehr! Genaue Informationen darüber: Wer, warum, wie und wohin all das Schöne gekommen ist, sind schwer zu bekommen. Weil einerseits eine große Verschleierung gemacht wird von den interessierten Seiten und zudem dort Krieg herrscht, da gibt es Geheimhaltung. Und von den Auswandernden ist nicht viel zu erfahren, sie hatten da oft nur einen begrenzten Horizont …
Aber es gibt so moderne Mittel, das Geschehen festzuhalten und zu verbreiten und so sitze ich vor dem Fernsehgerät und traue meinen Augen und Ohren kaum: Es werden Männer befragt und sie antworten und dazu dann die bewegten Bilder. Mütter sprechen über ihre Söhne, die da irgendwo zum Kämpfen hingezogen sind und Männer sprechen über andere Männer, die auch zum Kämpfen ausgezogen sind nach dahin … Ehefrauen erwarten, von ihren Männern verlassen zu werden für den Krieg da irgendwo. Auch ihre Kinder krabbeln durchs Bild. Und dann werden kurze Filmaufnahmen eingeblendet mit Kommentaren, man sieht sowas wie Kämpfe, Rauch, rollende Panzer, auch tote Soldaten und dann kurze Pause, nur mit dem lakonischen Kommentar: „Jetzt wird erstmal Kriegsbeute gemacht!“
- Ja, was denn sonst! Wie schon immer und überall! Denn von irgendwas wollen die Kämpfer ja leben, irgendwas wollen sie doch nach Hause mitbringen, sonst lohnt sich für sie die ganze Sache ja nicht. Also: Es wird geplündert! Wer am Boden liegt und was in den Taschen hat, wird es los. Nach Bombardierungen wird zunächst die Trümmerstätte abgesucht nach Brauchbarem! Ich denke, es werden bevorzugt Wertgegenstände eingesammelt und Bargeld und Edelmetall und Antikes. Und wohl auch Frauen und Mädchen? Auch das gehörte schon immer zum „Handwerk“! Wenn man die Kämpfe überlebt und heil davon kommt, hat man was zum Verkaufen…ob das für viele aus Europa auch ein Antrieb ist, da hin zu gehen und mit zu machen? Denn vom Sold alleine scheint man nicht gut dabei weg zu kommen. Sollte mir jetzt Empörung entgegenschlagen, seien hier nun die entsprechenden Grundlagen zitiert:
8. Sure Die Beute (Al-Anfal)- „…wisset, was immer ihr (im Kriege) gewinnen möget, es gehört ein Fünftel davon A. und dem Gesandten und der Verwandtschaft…“. Oder: „…so esset von dem, was ihr (im Kriege) gewonnen habt, wie erlaubt und gut…“. „ …Wahrlich, die… ausgewandert sind und mit ihrem Gut und Blut gestritten haben… und jene die ihnen Herberge und Hilfe gaben… sind einander Freund… ihnen wird Vergebung und eine ehrenvolle Versorgung…!“ Na, wenn das nicht zieht? Also legt der Familienvater im Video zum Schluss auch seine Uniform an und macht sich auf den Weg!
Und so kam ich ins Grübeln: Was geschieht mit dem Besitz der vielen Millionen Geflohenen? Was hatten sie und wer hat es jetzt? Man hatte da vielleicht etwas bewässerbares Feld, wem gehört es jetzt? Oder man hatte einen kleinen Verkaufsladen auf einem Markt unter der Moschee? Vielleicht einen Friseurladen. Einen LKW, ein Taxi. Oder gar Immobilien zum Wohnen, Weiterverkaufen oder Vermieten? Was eben so ein „Mittelstand“ hat. Die Oberschicht hatte etwas mehr, etwa eine juristische Kanzlei, eine Apotheke, eine Arztpraxis. Wer hat das jetzt? Konnte man es vorher noch zu Geld machen, bevor man „wegging“? Und konnte man das Geld durchbringen? Manche Sachen werden unwiederbringlich verloren sein, wie Möbel, Fahrzeuge, Kleidung. Oder nutzt die jetzt ein anderer?
Von der Ausplünderung unterwegs ist ja vielfach berichtet worden. Und so gibt es Gewinner und Verlierer. Meine Mutter hatte 1944/ 45 das Notwendigste in einem Wäschekorb bis nach Mecklenburg gebracht um es dann an die ansässige Dorfbevölkerung zu verlieren… die Wäsche flatterte auf anderen Leinen, sogar mit Monogramm. Jetzt sind wir also bei der Beute gewesen,
nun zu Al-Fath (Der Sieg):
„… In die Herzen der Ungläubigen werde ich Schrecken werfen. Treffet sie oberhalb des Nackens und schlagt ihnen die Fingerspitzen ab!“, 8. Sure. ( – Mit Krummsäbel oder hinterrücks?). 48. Sure: „…Ihr sollt gegen ein Volk von gewaltigen Kriegern aufgerufen werden, ihr sollt sie bekämpfen…dann wird A. euch schönen Lohn geben…und viel Beute, die sie machen sollen…!
Gewiss, es steht auch manch anderes in dem Buch, aber dieses eben auch!
Und in Sure 59/ (Al Hadschr) Die Auswanderung:
„… was A… als Beute von den Bewohnern der Städte gegeben hat, das ist für A. und für die Gesandten und für die nahen Verwandten…und was euch (davon) der Gesandte gibt, nehmt es…!“
Ja, so also! Beute machen ist erlaubt und gefällig. Rundherum Geldgeber und Exporteure. An allen Grenzen. Und die warten nun auf die Söldner. Und regulieren und verschleiern! Und wollen nur Geld oder was sonst? Genussrechte nach dem Kriege? Sie sind rundum mit einer Interessiertheit dabei, da muss es doch was zu holen geben!
Aber zuerst werden die Flüchtenden geplündert (4 Mio. im Ausland; 8 Mio. werden im eigenen Land herumgetrieben), und es scheint sich zu lohnen, denen auch die Reste ihrer Habe abzunehmen! Und die Positionen gesichert und abgewartet! Worauf?
Kann mir keiner sagen! Außer ich habe nun selbst den Schlüssel für all das Elend da gefunden: Gewinnsucht! Nackte Gier nach der Habe anderer! Denn, nur Menschen sind wirklich ersetzbar, reproduzieren sich, lässt man ihnen nur Zeit dazu (s. Kambodscha, Vietnam). Menschlich ist das nicht, aber es wird so gemacht. Nur der Besitz ist dann anders. Und dazu braucht es eine „Moral“, möglichst unanfechtbar, weil durch Jahrtausende alte „Rechtspraxis“ so legitimiert! s. Suren 8., 48., 59.-
Wirtschaftsdaten sind inzwischen über Syrien nicht zu bekommen, Wirtschaft wird also auf die Zukunft verschoben. Stattdessen findet gerade die „schlimmste humanitäre Krise unserer Zeit“ statt (Ban Ki-moon am 31.03.15). Es gibt Finanzzusagen für die Zeit „danach“: Von der EU, den USA, Kuwait, VAR… aber die machen das noch andauernde Geschehen nicht rückläufig. Und in welche Hände gelangt dann das Geld?
Da wird noch viel guter Wille, noch mehr Geld und Zeit nötig sein, um die schlimmsten Schäden in Syrien zu heilen, wenn das überhaupt möglich ist. Ganz sicher erscheint mir, dass nicht eine Übervölkerung der Auslöser all der Schandtaten war. Eher schon der Ölpreis. Aber wohl zunächst auch die alten Mythen von Recht und Gesetz, von Strafen und Belohnung.
Werden also nach einer „Befriedung“ viele Syrer zurück in ihre Heimat gehen? Was erwartet sie dort? Und falls sie zu spät zurückkommen, was erwartet sie dann? Also doch: Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach? Es wird noch viel Wasser den Rhein runterfließen bis da wieder Ruhe einkehrt und Syrien ist nicht das einzige Land im Orient, dem es so ergeht -
dachte Hartmut Jeromin im Frühjahr 2016.
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