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Europäer haben beschränkte Sicht auf die Welt

Foto: H.S.

08.06.2004 - von Hartmut Jeromin

Während ich noch so grübele über Preussen vor 100 Jahren und seinem damals so rasanten Aufstieg zur europäischen Großmacht (das Museum in Wustrau lag am Wege) und beim Lesen im jüngsten „Weltalmanach“ (Fischerverlag), fällt mir ein Interview ins Auge mit einem schwedischen Professor: Hans Rosling und seine Sicht auf die Welt. Er meint, die Europäer haben eine beschränkte Sicht auf die Welt und untersetzt das mit Zahlen:

Zunächst die Weltbevölkerung.
Es gibt 1 Mrd. Menschen in „reichen „ Ländern,
2 Mrd. Menschen in „armen“ Ländern und
4 Mrd. Menschen in „Schwellenländern“,
die sind also in der Mehrheit. Was bedeutet: Sie haben elektrischen Strom, zwei Kinder, die geimpft sind und zur Schule gehen, also lesen und schreiben können. Diese Menschen sind also sozial schon wesentlich weiter, als wir es uns vorstellen! Und sind demnach schon Markt, weil sie Wünsche haben: Ein Dach über dem Kopf, ein Badezimmer mit fließendem Wasser, einen Kühlschrank, ein Motorrad … das können Großinvestoren leicht feststellen. Und sie „bedienen“ diesen Markt von vier (!) Mrd Erdenbürgern. Mit allem, was gewünscht wird oder sich ihnen einreden lässt! Genauso natürlich, wie den Markt der reichen Menschen dieser Erde. Denn Markt ist nötig, möglichst mit Wachstum. Vietnam z.B. hat gegenwärtig ein Wirtschaftswachstum von 8 % und vietnamesische Kinder können besser rechnen als schwedische! Aber, so meint Rosling, die Wachstumsländer können die reichen Länder natürlich nie einholen …

Aber Geschichte wiederholt sich manchmal: Preussen überholte in wenigen Jahrzehnten die bis dahin in Technologie, Industrialisierung, Finanzwirtschaft und Ausbeutung führenden Länder England und Frankreich mit ihren riesigen Kolonialsystemen.
Deutschland hielt zunächst 1875 57% Weltmarktanteil an synthetischen Farbstoffen und steigerte diesen bis 1913 auf 87%. 1897 fand F. Hoffmann die Acetylsalicylsäure (Aspirin), Dunker schliff in Rathenow optisches Glas, 1884 errichtet Schott sein Glaswerk in Jena, 1887 wird die Physikalisch-Technische Reichsanstalt in Berlin errichtet. Die erste elektrische Bahn wurde von Siemens 1879 in Berlin vorgeführt, 1895 wurde der Nord-Ostseekanal eröffnet , 1912 lief lief das bis dahin grösste Schiff der Welt vom Stapel. Mit dieser Entwicklung gingen allgemeine Gesetzgebung und Sozialgesetze, Schulgesetze und auch Wahlgesetze Hand in Hand.

Und so antworteten 1904 die Menschen im Kaiserreich auf eine Befragung nach ihren besonderen Wünschen: Sie wollten Ordnung und Sicherheit, einfache, aber gute Kleidung, ausreichendes Essen, ausreichenden Schlaf, bessere Wohnung, gute Ausbildung, höheren Verdienst, Aufstiegschancen für ihre Kinder, mehr Selbstbestimmung.

Und genau danach streben die Menschen auch heute noch, weltweit! Wenn sie nicht durch Natur-Katastrophen, Kriege, soziale Katastrophen und Mißbrauch der Regierungsgewalt zurückgeworfen werden. Andere Einschränkungen, etwa durch Übervölkerung, lösen sich alleine, wenn es allen besser geht, die Frauen gleiche Rechte bekommen, die Kinder geimpft werden und in die Schule gehen können, die Märkte und Institutionen funktionieren und die Kirchen sich aus der Sexualethik zurückziehen.
Natürlich müssen die Rohstoffprobleme und Energie- und Umweltfragen global gelöst werden. Denn sie sind nun der begrenzende Faktor aller Entwicklungen. Solche Beschränkungen im Wachstum gab es für die Wirtschaftsmächte vor 100 Jahren nicht. Menschen sind nicht mehr der einschränkende Faktor, aber ihre Existenz- und Lebensweisen -
meint Hartmut Jeromin im Januar 2014

Link: Als Volkseigentum die Grundlage der wirtschaftlichen Existenz war
Quelle: Mail an die Redaktion

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