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Minijobs mit Kopfpauschale: Wie mit „Spießer“-Familien + Alleinerziehenden der Exportexzess gefördert wird

02.04.2011

Oft fangen Enthüllungen ganz harmlos an: Einer zupft an einem Faden und plötzlich ist der ganze Vorhang herunter: So hat es gerade ver.di gemacht. Die Gewerkschaft hat von einem Ökonomie-Professor und einen Wirtschafts-Geografen die Regionalunterschiede in der Krankenkassen-Finanzierung darstellen lassen - und siehe da: Die Minijobs zeigen sich als ganz übler Spaltpilz für die Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse in Deutschland und für Ehe und Familie in Deutschland - immerhin zwei zentrale Verfassungsgrundsätze (GG Art. 6 und Art. 106).

Die beigefügte Karte zur Regionalverteilung der Geringfügigbeschäftigung zeigt, dass sich die Minijobs vor allem auf die alten Bundesländer konzentrieren. Dort tragen sie zur Aufspaltung möglicher Vollwertarbeitsplätze bei und senken das Lohnniveau vor allem in den Dienstleistungsbereichen. Niedriglöhne im Dienstleistungsbereich, insbesondere im Einzelhandel sind ihrerseits aber eine Voraussetzung dafür, dass dort für Niedrigpreise eingekauft werden kann. Billigpreise in Lebensmittel-Discountern machen dann die auch im produzierenden Gewerbe zu niedrigen Lohnniveaus weniger merklich. So fördern Minijobs das vor allem in den wirtschaftsstarken alten Bun-desländern herrschende deutsche Lohndumping auf den Europa- und Weltexportmärkten. Sie helfen die „Exportweltmeisterschaft“ zu gewinnen.

Es kommt aber noch schlimmer: Der deutsche Exportexzess wird mit Hilfe der Minijobs durch die Gesetzliche Krankenversicherung subventioniert. Minijobberinnen und Minijobber sind ja nicht unbedingt gesünder und daher für die Krankenkassen kostengünstiger als die Normalversicherten – eher im Gegenteil. Da für Minijobs jedoch auch nur eine Minipauschale an die Krankenkassen geht, müssen die dortigen Voll-beitragszahler die Differenz ausgleichen – eventuell sogar durch Zusatzbeiträge.

Und: Für Minijobs gibt es auch nur Minirenten und von Minirenten bekommt die Krankenversicherung nur Minibeiträge – Alters- und Gesundheitsarmut in den alten Bundesländern sind also garantiert.

Geringfügigbeschäftigung ist freilich auch noch in einer anderen Hinsicht ein „Spalt-pilz“ der Gesellschaft: Minijobs werden einerseits gerne von den mitversicherten Gattinnen von Besserverdienern gemacht. Vor allem sind sie aber häufig die einzige Jobchance für Alleinerziehende. Das ist dann eine besonders perfide Form der „Geschlechtergerechtigkeit“.

Nachdem sowohl die Heiratshäufigkeit, aber eben auch die Scheidungshäufigkeit in den alten Bundesländern deutlich höher liegt als in den neuen Bundesländern sind die traditionellen Ernährer-Ehemannfamilien („Spießer“-Familien“) und ihre Zerfallsprodukte („Alleinerziehende“) der ideale „Rohstoff Beziehung“, den sich die berüchtigten „Marktkräfte“ besonders in Westdeutschland einverleiben können – als Minijobs mit Kopfpauschale.

Quelle: STUDIENGRUPPE FÜR SOZIALFORSCHUNG