18.03.2018
Einhundert Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wollen die 39. Duisburger Akzente „Nie wieder Krieg?“ nach den Ursachen und Folgen kriegerischer Auseinandersetzungen fragen. Angesichts zahlreicher aktueller Konflikte – z.B. in Syrien, Afghanistan, dem Jemen oder der Ukraine – wollen sie über Täter und Opfer diskutieren und nach den Chancen und Voraussetzungen eines dauerhaften Friedens fragen. Zudem wollen sie die Widerspiegelung der Auseinandersetzung um Krieg und Frieden in Literatur, bildender Kunst, Theater, Film und anderen Künsten aufzeigen und die Entstehung neuer Arbeiten anregen.
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Mit dem Waffenstillstand vom Compiegne endete am 11. November 1918 der Erste Weltkrieg. 17 Millionen Menschen hatten seit 1914 ihr Leben verloren und rund 70 Millionen Menschen unter Waffen gestanden.
Historiker wie Hans Ulrich Wehler sprechen vom ersten „totalen Krieg“, u.a. weil die beteiligten Gesellschaften in einem neuen Maße mit all ihren zivilen und wirtschaftlichen Ressourcen in den Dienst des Krieges gestellt wurden und sich die Grenze zwischen militärischer Front und friedlicher Heimat tendenziell auflöste. Zudem wurde der Krieg in bislang ungekanntem Maß durch Einsatz neuer Waffen wie Panzer, Maschinengewehre, U-Boote, Automobile und Flugzeuge technifiziert.
Als Reaktion auf den Krieg entstand am 2. Oktober 1919 unter Mitwirkung von Carl von Ossietzky und Kurt Tucholsky eine neue pazifistische Organisation ehemaliger deutscher Soldaten, der „Friedensbund der Kriegsteilnehmer“ (FdK). Der FdK initiierte im Juli 1920 ein Aktionsbündnis mehrerer pazifistischer Organisationen unter dem Motto „Nie wieder Krieg“. Nahmen an der ersten Kundgebung in Berlin rund 15.000 Menschen teil, so waren es ein Jahr später rund 500.000 Menschen im gesamten Deutschen Reich. Allein in Berlin demonstrierten 200.000 Menschen im Lustgarten. Das Motto dieser Friedensbewegung spiegelt sich u.a. in der Schlusszeile von Kurt Tucholskys Gedicht „Drei Minuten Gehör“ wider. Bis heute bekannt blieb es nicht zuletzt durch ein 1924 veröffentlichtes Plakat von Käthe Kollwitz.
Die 39. Duisburger Akzente [/b]greifen diese beinahe 100 Jahre alte Parole auf, versehen sie aber mit einem Fragezeichen. Dies geschieht nicht allein, weil die Kraft der pazifistischen Bewegung bald zerbrach, sondern vor allem, weil sich schon 1919 Kräfte formierten, die die Resultate des ersten Weltkriegs revidieren wollten. Ein ehemaliger Gefreiter namens Adolf Hitler zog schon 1919 durch die Münchner Bierkeller und fand mit seiner drastischen Rhetorik schon bald landesweite Aufmerksamkeit. Passend dazu tauchte ab Ende 1918 die „Dolchstoßlegende“ in den Medien auf, eine Verschwörungstheorie der Obersten Heeresleitung, nach der die deutsche Armee den Krieg verloren habe, weil ihr – insbesondere sozialdemokratische - Politiker in den Rücken gefallen seien. Darüber hinaus wies der bereits erwähnte renommierte Historiker Hans-Ulrich Wehler darauf hin, dass Hoffnungen auf eine Revision der Ergebnisse des Ersten Weltkriegs und Phantasien von einem Griff nach dem Weltmachtstatus fast in allen politischen Lagern verbreitet waren.
Am 1. September 1939, 21 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, begann der Zweite Weltkrieg.
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