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18.06.2018 - von Hartmut Jeromin
27.000 von 33.000 der sächsischen Lehrerinnen und Lehrer sind älter als 42. Nach den Plänen von Kultusminister Christian Piwarz (CDU), sollen im Zuge eines Maßnahmenprogramms gegen Lehrermangel deshalb unter 42 jährige LehrerInnen verbeamtet werden. Die älteren aber nicht. Protestaktionen gegen die geplante Ungleichhandlung von Lehrern gibt es seit April. Aber die Regierung weigert sich, mit den Beschäftigtenvertretern zu verhandeln. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der sächsische Lehrerverband (SLV) hatten für den 12. Juni zur Demo vor dem Kultusministerium mobilisiert. Etwa 2.000 LehrerInnen waren gekommen.
"Wir haben ihn da in einer Idee bestärkt, den Staatsminister für "Kultus"in Sachsen, den Christian Pirwarz. Zeitgleich will er unter 42Jährige Lehrer verbeamten und die jahrzehntelange Arbeit der (Seiteneinsteiger)-Lehrer über 42 wertschätzen! Denn er mag sich denken: Das wirkt auch hier „Teile und Herrsche!“ Das war schon im April, bei einer Veranstaltung im Gewerkschaftshaus Dresden, deutlich zu spüren.
Dabei ist das Problem nicht ganz neu: Als ich 1948 eingeschult wurde, war für uns 34 Jungen ein Lehrer zur Stelle, der Herr Brümmer. Die Hafenschule in Güstrow war voller Kinder! Und das 3 Jahre nach dem 2. Weltkrieg in einem zerstörten Deutschland. “Neulehrer“ war das Zauberwort dafür. Von Arbeitsmarkt war noch keine Rede. 1952 war die Frau Kluge meine Klassenlehrerin. Sie war „Altlehrerin“ und verstand ihr Handwerk. 1955 wurde es etwas schwieriger, zu Ostern verließen etliche Lehrer die einzügige Dorfschule im irgendwo (Groß Poserin, 2 Bauernhöfe, 1 Pfarrhof mit unserer 8-Kinderfamilie und das Schulgrundstück mit der Lehrerfamilie Schulz, mehr war da nicht, lag aber zentral zu mehreren Dörfern drumherum) gen Westen. Das Problem wurde nach Ostern mit einem Busunternehmen und der Mittelschule in einer ländlichen Kleinstadt gelöst. Und mit einem Rückkehrer, dem Mathematiklehrer Herrn Wiechert. Wir guckten nicht schlecht, er auch.
1961 war es wieder sehr schlimm, das Abwandern gen Westen … also stand in der Zeitung: Werdet Lehrer, da und da melden. Nichts wie hin an die ABF der PHP Potsdam. Ich brauchte da 5 Jahre und wurde Lehrer für 2 Fächer. Mit allem Drum und Dran. Herr Piwarz, war ich nun Lehrer mit einer grundständigen Ausbildung oder Seiteneinsteiger? 1966 ging ich an eine Internatsoberschule in Mecklenburg, einzügig, für alle Klassen und Fächer waren Lehrer da, obwohl der Ort nur 300 Einwohner hatte und am Rande der Welt lag. Die Musiklehrerin kam jede Woche aus der Kreisstadt. So wurde der ländliche Raum beschult. Natürlich hatten Lehrer da kein Mitspracherecht beim Gehalt, bei den Pflichtstunden und den zusätzlichen Belastungen. Das wurde von Berlin aus geregelt und verordnet. Und jeden Tag gab es den Vertretungsplan, man verließ die Schule nicht, ohne in dieses Buch zu sehen …so kam ich auf ungefähr 10% Mehrarbeit durch Überstunden in all meinen Lehrerjahren, was sich nun in meiner Durchschnittsrente plus 10% wiederspiegelt. Aber heute wird das sogar durch Rentenbesteuerung gewürdigt.
Und nun liegt der Ball beim Kultusminister in Sachsen. Er muß und will die Bildungsqualität nachhaltig sichern im Freistaat! Laut seinem Papier, das der Versammlung (am 20.04.18 im Gewerkschaftshaus Dresden) vorlag, seien Sprünge und Unwägbarkeiten sowie „Folgeprobleme“ die Ursachen für die jetzige Situation in Sachsens Bildungswesen. Er liefert schon eine ordentliche Analyse dazu. Sein guter Wille und die Einsicht waren zu erkennen, allein, mir fehlt der Glaube.
Den Krankenstand in den Lehrerzimmern hat er nicht mitbetrachtet und der ist erheblich. Auch der Saal war anders gestimmt. Zu sehr wollte der Minister den Herrn im Hause herauskehren, wie schon seine Vorgänger. Er nannte das: „Schon sehr um die Ecke denken“. Dabei ist deutlich, allein schon für diese Fehlleistung in den letzten Jahrzehnten gehört die CDU in Sachsen abgewählt.
Also nun man los: Er will die Attraktivität des Lehrerberufes noch (!) weiter steigern. Aber mehr kleine Schulstandorte auf dem Lande, Absenkung der Pflichtstunden, Altersermässigung und Anrechnungsstunden für die Qualifizierung der Seiteneinsteiger - geht alles nicht, denn es kostet Lehrkraftstunden! Es bleibt nur, die Stundentafel zu kürzen, was zu Lasten der Bildungsqualität geht und das Allheilmittel der V E R B E A M T U N G. Für junge Lehrer bis 42 Jahre, für Referendare auf Widerruf und für Beamte aus anderen Bundesländern statuswahrend. Natürlich bringt es das nicht alleine, deshalb hat er noch mehr solcher Gaben im Gepäck.
Den „Bestandslehrkräften“ bietet er u.a. sogar Beförderungen in die Entgeldgruppe 14 an, aber nur 20% von ihnen …dazu noch Leistungsprämien ab 01.19, zuzuweisen aber erst zum 31.12.23. Wenn sich das mit den Tarifverträgen vereinbaren lässt. Denn Gerechtigkeit, wie gefordert, kann er nicht garantieren. Das sei eine sehr subjektive Erfahrung. Denn letztlich wird die Besoldung der Lehrer im Landeshaushalt vom Gesetzgeber zu regeln sein.
Da das voraussichtlich alles nicht viel bringt, besinnt er sich auf die „Seniorlehrkräfte“! Und auf die Flexi-Teilzeit. Dazu auch die Absenkung des Unterrichtvolumens um 4 %. Das alles recht kurzfristig, eben damit es was bringt für das System. Langfristig natürlich Maßnahmen in der Ausbildung, dazu braucht es aber auch die Hochschullehrkräfte.
Es könnte also eintreten, daß in einem Lehrerzimmer zukünftig 2 Klassen von Lehrern sitzen, die jungen Beamten und die Angestellten. Mit einer erheblichen Kluft im Lohngefüge, auch bei der Altersversorgung und bei der Krankenversicherung.
Das Wasser muß schon ziemlich hoch stehen, um aus den bisherigen Gründen, Lehrer nicht zu verbeamten, nun genau das Gegenteil zu machen. Wenn alle Kinder des Volkes ein gleiches Recht auf Bildung haben, kann das womöglich mit 2 Klassen von Lehrern gesichert werden?
Das Publikum, unsere Gewerkschafter nahmen ziemlich genau Gelegenheit, zu sagen, was sie davon halten! Sie waren es nämlich, die das System durch Mehrarbeit am Laufen hielten, was eigentlich Milliarden € Wert ist, sich auf dem Gehaltszettel aber nicht widerspiegelt. Wenn also der Minister noch weiteren Gesprächsbedarf sieht, dann müssen schon mehr als die drei Zeilen im vorgelegten Handlungsprogramm sich damit befassen!
Die GEW hat immer in den letzten Jahrzehnten auf Seiten der Beschäftigten gestanden und Tausende gingen da mit! Und: Gibt es eigentlich noch einen Lehrertag, an welchem Kinder mit Blumen in die Schulen stürmten? Oder gibt es irgendwelche ehrenden Veranstaltungen für berentete Lehrer? Die Senioren der GEW in Sachsen betreuen sich selbst, ohne dass je ein Ministerialer da auftrat. Alles auch eine Frage der Wertschätzung, Herr Piwarz!
Nicht ganz so um die Ecke dachte dabei Hartmut Jeromin, mehr so direkt drauf und das tat eigentlich weh!
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