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Köhler-Rede am 21.7.05: Kommentar

25.07.2005 - von Rainer Grambusch

Am 21.7.2005 sprach unser aller Bundes-Köhler, der Bundespräsident:
"Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
ich habe heute den 15. Deutschen Bundestag aufgelöst und Neuwahlen für den 18. September angesetzt. Unser Land steht vor gewaltigen Aufgaben. Unsere Zukunft und die unserer Kinder steht auf dem Spiel. Millionen von Menschen sind arbeitslos, viele seit Jahren. Die Haushalte des Bundes und der Länder sind in einer nie da gewesenen, kritischen Lage. Die bestehende föderale Ordnung ist überholt. Wir haben zu wenig Kinder, und wir werden immer älter. Und wir müssen uns im weltweiten, scharfen Wettbewerb behaupten.
In dieser ernsten Situation braucht unser Land eine Regierung, die ihre Ziele mit Stetigkeit und mit Nachdruck verfolgen kann."


Dieser Auszug aus der Rede des Bundespräsidenten zeigt, wie sehr er und die politischen Parteien im Bundestag die wahren Probleme unserer Gesellschaft negieren und verschleiern.

Wir haben zu wenig Kinder, und wir werden immer älter, hören wir jeden Tag.
Ich selbst bin 61 Jahre, wegen Arbeitslosigkeit in die Frührente gegangen, und frage mich:

Bin ich ein Problem, weil ich älter werde?
Sollte ich vielleicht mein Leben vorzeitig beenden?
Wäre das hilfreich?

Ich bin kein Problem, nur weil ich älter werde, und ich nehme mir auch nicht das Leben!

Aber ich will mir diese widerliche Arroganz auch nicht weiter gefallen lassen.
So sind die verschiedenen undifferenzierten Alterspyramiden keine große Hilfe. Es gibt keine Untersuchungen über den Zusammenhang von Sterblichkeit und Beruf, da der Beruf in Deutschland nicht auf dem Totenschein vermerkt ist.
siehe auch: http://sportfak.uni-leipzig.de/~fg-sportsoziologie/documents/SozialeUngleichheit-GesundheitlicheLebenschancenI.pdf

Ein Problem ist die unscharfe Darstellung der demografischen Entwicklung. Die Frage muss doch erlaubt sein: Wer wird denn überhaupt älter:
· Menschen mit sehr hohem Einkommen - Arme rauchen mehr als Reiche - , haben eine bessere Gesundheitsvorsorge, eine bessere Ernährung und haben die besten Wohnlagen.
· Menschen, die nicht oder nur wenig körperlich arbeiten müssen, z.B. Beamte, Angestellte des Staates und Politiker
· Geistliche leben länger als Ärzte
· Frauen werden älter als Männer
· Nichtraucher leben länger als Raucher.

Man sieht, es lohnt sich, genauer hinzuschauen. Wer ein Leben lang bei Thyssen am Hochofen stand, hat nicht mehr viel von seiner Rente.

Es ist so, Wohlstand lässt länger leben. So wäre diese Liste immer weiter fortzuführen.

Unser Land wird von einigen wenigen Familien ausgebeutet. Es bleibt eine Industriewüste zurück und dann erzählt man uns: Es gibt ein Problem mit den Alten in unserer Gesellschaft.

Dies ist ein Hohn gegenüber Allen, die hier in diesem Lande arbeiten.
Seit Beginn des 19. Jahrhunderts weiß man über den Zusammenhang der alternden Gesellschaft und des Geburtenrückgangs. Jetzt wird uns das als Neuigkeit verkauft.

Wie die zunehmende soziale Ungleichheit hat auch die Ungleichheit vor Krankheit und Tod eine sozialräumliche Dimension. Der statistische Zusammenhang von Armut und Gesundheit ist so stark, dass wir eine niedrige Lebenserwartung in einer Region als Indikator für ein hohes Armutsniveau ansehen können. Und Arme sterben nun mal schneller als Reiche. Arbeitslose sterben eher als die, die in Arbeit stehen.

Das wirkliche Problem ist die ungerechte Verteilung des Geldes. Oder die jahrzehntelange Selbstbedienungsmentalität bei den Rentenkassen durch Politiker und Parteien. Dort ist man an einer Verschleierung dieser Probleme interessiert.

Man sagt: Es gibt globale Zwänge und die Menschen werden zu alt. Der Bundespräsident ist für mich Präsident derjenigen, die Deutschland ausnehmen wollen und er hat dies in seiner oberflächlichen Rede noch einmal zum Ausdruck gebracht.

Ich hoffe, wir werden solche Leute, die wir noch nicht mal gewählt haben, bald wieder los werden. Er war für Industrie und Reiche der Bequemste.


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