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Miese Alterskampagne gegen Engelen-Kefer

03.03.2006 - von Hanne Schweitzer

Der Verdi-Bundesfrauenrat hat Dr. Engelen-Kefer im Februar 2006 seine Unterstützung zugesagt, wenn diese sich entschließt, auf dem DBG-Bundeskongreß im Mai erneut zu kandidieren. Der Bundesfrauenrat positioniert sich damit eindeutig anders, als die die Vorsitzenden der Einzelgewerkschaften. Diese wollen eine Kandidatur Engelen-Kefers verhindern.

Jürgen Peters, Chef der IG-Metall möchte Claus Matecki (57 Jahre alt und keineswegs das geforderte "frische Gesicht"), auf den Engelen-Kefer-Stuhl helfen. Verdi-Chef Frank Bsirkse favorisiert die frühere Grünen-Abgeordnete Annelie Buntenbach (51 Jahre alt und auch nicht das geforderte "frische Gesicht"). Frau Buntenbach saß von 1994 - 2002 für die Grünen im Bundestag und fungiert derzeit als Leiterin der Abteilung Sozialpolitik im Bundesvorstand der IG Bauen-Agrar-Umwelt.

Vorgeschichte:

Ursula Engelen-Kefer, DGB-Vizevorsitzende, laut FAZ sozialpolitische Fachfrau und 63 Jahre alt, ausserdem Mitglied im Präsidium der SPD und Mitarbeiterin bei der ILO, der Internationalen Arbeitsorganisation mit Sitz in Genf, soll in den Ruhestand gehen, weil sie, so die FAZ "für viele aus der Gewerkschaftsbewegung alt genug ist, um in den Ruhestand zu gehen".

Hä? "Für viele aus der Gewerkschaftsbewegung alt genug?"

Das Handelsblatt gibt, anders als die FAZ das korrekte Alter der stellvertretenden Vorsitzenden der DGB-Gewerkschaften an, Frau Engelen-Kefer ist 62, es offeriert auch eine Erklärung für die angebliche Nachfolgesuche des DGB: "Gewerkschaften wollen wohl Engelen-Kefer loswerden", meint das Blatt und beruft sich dabei auf einen Artikel in der Welt.

Laut Welt sind sich alle (!) Vorsitzenden der im Deutschen Gewerkschaftsbund vertretenen Arbeitnehmerorganisationen einig, dass Engelen-Kefer im Mai 06 nicht mehr kandidieren soll.

Mit den Worten: „Irgendwann ist Schluss“, zitiert das Handelsblatt einen in der Welt genannten hohen Gewerkschaftsfunktionär, der gesagt haben soll: „Wir können nicht gegen die Rente mit 67 sein, wenn unser eigenes Spitzenpersonal in dem Alter noch arbeitet“.
In dem Alter! Die promovierte Volkswirtin Engelen-Kefer ist wie gesagt, 62.

Der Frage, warum das Lebensalter der Arbeitsmarktexpertin plötzlich so wichtig ist, geht das Neue Deutschland nach.
Engelen-Kefer solle wohl aus politischen Gründen aufs Altenteil geschoben werden. Das Argument, die 1943 geborene Engelen-Kefer sei zu alt und sie müsste im Laufe einer erneuten Wahlperiode ohnehin abtreten, dürfte vorgeschoben sein, meint die Zeitung und folgert: Die innerhalb des DGB links stehende »Mrs. Njet« solle entmachtet werden. Von wegen zu alt!!! Ausserdem: Wieso müsste sie abtreten? Warum tritt der DGB nicht endlich für die amerikansiche Lösung im Rentenalterdiskurs ein. Immerhin gilt in den USA seit 1986 die Regel, dass es keine Zwangsverrentungen mehr gibt. Es gibt zwar ein Alter, ab dem die Rente ausgezahlt wird, aber es gibt kein Zwangsalter für Verrentungen. Das kann jeder selbst bestimmen.

Lieber Weihnachtsmann: Ich wünsche mir, dass jeder Gewerkschaftsfunktionär und jede Gewerkschaftsfunktionärin, die an der Initiierung dieser miesen Alterskampagne beteiligt ist, 500 mal das Motto des nächsten DGB-Bundeskongresses in Schönschrift aufschreiben muss: »Die Würde des Menschen ist unser Maßstab«.

Link: http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?id=725
Quelle: FAZ, 3.3.06, Handelsblatt, 5.12.05, FAZ, 6.12.05, Welt, 5.12.05, Neues Deutschland, 6.12.05

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