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Straßenbahnen in Köln: Nur für gelenkige BürgerInnen

01.01.2004 - von Hanne Schweitzer

Wer Kunde bei der KVB in Köln ist, sollte jung, fit, sprungstark und gelenkig sein. Die Tritte der Straßenbahnen sind viel zu hoch, und oft werden sie überhaupt nicht ausgefahren. Wir haben einen entsprechenden Beschwerdebrief an die KVB geschrieben, und Durchschläge an weitere 11 Stellen geschickt. So z.B. an verschiedene Dezernate und die im Rat vertretenen Parteien.

Reaktion auf 12 Briefe bisher: Eine Empfangsbestätigung der KVB, ein Brief des Oberbürgermeisters mit dem Hinweis, dass er das Schreiben an den zuständigen Dezernenten weitergeleitet hat (dabei hatten wir dem eh eine Kopie geschickt), eine Eingangsbestätigung von der Fraktion der CDU mit Hinweis auf ein Gespräch, dass die Fraktion mit der KVB beabsichtigt, führen zu wollen.

Der Rest - Schweigen. Derweil reißen die Beschwerden über Schwierigkeiten beim Ein- und Aussteigen in die Bahn bei uns nicht ab. Wir haben daher jetzt einen Offenen Brief an die Kölner Verkehrs-Betriebe geschickt.
Na ja. Bitte ersparen Sie mir Einzelheiten. Deshalb noch mal von vorne: Das Unternehmen, das in Köln am Rhein für den Öffentlichen Nahverkehr zuständig ist, arbeitet nicht im Sinne aller BürgerInnen. Zum Beispiel gibt es Straßenbahnen, in die können ungelenke oder gehbehinderte Menschen nicht einsteigen. Die Stufen sind zu hoch. Nach vielen vielen Leugnungsversuchen sind die Kölner Verkehrsbetriebe Ende 2003 endlich so weit, dass sie das a) wenigstens zugeben und b) sogar noch etwas dagegen tun wollen. Aber statt schnelle, preiswerte Lösungen für alle in Frage kommenden Haltestellen zu ersinnen, hat die KVB teure Lösungen erdacht, mit denen sie die Zeit überbrücken will, in der nicht nur alle Straßenbahnen, sondern auch alle Haltestellen auf Niedrigflurssystem umgestellt sein werden.
Bei einer Bürgeranhörung im Köln-Ehrenfelder Bezirksrathaus, war auch Ulla Bell, unser Mitglied aus Los Angeles anwesend. Ihr verdanken Rat, Verwaltung und damit auch KVB den Rat, die mittelfristigen Lösungen von der Größe und vom Preis her zu halbieren und damit doppelt so viele Haltesstellen umrüsten zu können.
Ob sie das macht, die KVB? Wir haben nichts davon gehört. Wohl aber haben uns AnwohnerInnen der Haltestelle Gutenbergstraße in Köln-Ehrenfeld darüber informiert, dass die KVB auf dieser Strecke jetzt Straßenbahnen fahren lässt, in die man als ungelenker oder gehbehinderter Mensch noch schwieriger reinkommt, als in die eh schon problematischen Bahnen, die im vergangenen Jahr dort eingesetzt wurden. Ach, müssten doch alle Funktionäre mit Öffentlichen Verkehrsmitteln fahren! Dann gäbe es diese Probleme mit Sicherheit nicht. Denn statt die Haltestellen hoch zu bauen, brauchte man nur die Schienen niedriger zu legen. Das wäre preiswerter, ginge wesentlich schneller und hätte trotzdem den gleichen Effekt.

Link: http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?id=119

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