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TV: Aufstand der Alten

11.01.2007 - von Bernd Wittig

In der TV-Serie bleibt offen, ob Privatisierung von Pflege, Gesundheitsvorsorge und Rentensystem ursächlich für die dargestellten Probleme sind, die bis zum Verbrechen an der Pflege bedürftigen Menschen führen.

In der dargestellten Vision wird einzig ein Horrorszenario gezeichnet, die ZuschauerInnen werden ratlos zurück gelassen - vielleicht sogar noch bereiter den obskuren Reformvorschlägen des herrschenden marktradikalen Blocks im Jahre 2007 zu folgen?

Eine Gesellschaft, mit einer Volkswirtschaft, deren Produktivität sich auf höchsten Niveau entwickelt, hat nur deshalb ein Problem mit der Sicherstellung eines menschenwürdigen Lebens für alle, weil und wenn sie sich (weiterhin) für die immer einseitigere Verteilung der produzierten Reichtumszuwächse entscheidet.

Es ist der entfesselte Kapitalismus, der die humane Errungenschaft eines längeren Lebens mit der Armut und dem Siechtum im Alter bedroht.

Es gibt kein menschenwürdiges Älterwerden, wenn nicht die heute Alten und die heute Jungen gemeinsam Widerstand gegen die Umverteilungspolitik und Privatisierungspolitik zu Gunsten immer weniger Reicher leisten.

Es geht nicht um eine norwendige Neuregelung der Umverteilung zwischen den Alten und Jungen, sondern zwischen Kapitaleignern und der Mehrheit der Menschen, die nur von ihrer eigenen Arbeit leben müssen.

Heute Rente mit 67, im nächsten Bundestag dann in einer Koalition der vermeintlichen Retter des Sozialstaates die Einsicht für die Unvermeidbarkeit der Rente mit 70?

Im entfesselten Kapitalismus gibt es keine ökonomischen Grenzen für die Unmenschlichkeit.

Grenzziehungen kann nur der demokratische Wille der BürgerInnen vornehmen. Es ist die Aufgabe der Politik, des Staates, der Parteien, der Gewerkschaften, der sozialen Bewegungen heute die Regeln für die Verwendung des produzierten gesellschaftlichen Reichtums neu zu bestimmen.

Die ZDF-Produktion begibt sich auf die Spur des geheimnissvollen M-Faktor, der minimalen Kosten um das Überleben eines Menschen biologisch zu gewährleisten und findet ein Sterbelager in Afrika, Menschen in Sterbesälen. Die KundInnen des Pro-Live-Konzerns sollen aber dabei nicht allzu schnell zu Tode kommen, denn am Sterbelager wird täglich Gewinn gemacht. Den Filmemachern ist zu danken, für die Unerbittlichkeit, in der sie uns die Folgen der Extrapolation der Gegenwart vorführen. Die Allmacht des Geldes, die Irrungen einer Gesundheitspolitik, deren oberster Grundsatz die "Kosteneindämmung" ist, kann zur politisch-wirtschaftlichen Kalkulation und des M-Faktors führen.

Heute schon haben wir rationierte Medizin, siehe: (www.medizinundgewissen.de und www.kein-einziges-maerchen.de .

Die ZDF-Produktion zeichnet eine Entwicklung, in der die Krankenkassen das "freiwillige Ableben" als Kassenleistung im nächsten Jahrzehnt anbieten.

Professor Grönemeyer hat diese ZDF-Produktion des Älterwerdens im entfesselten Kapitalismus wissenschaftlich begleitet, das war mutig und leider auch die künstlerische Fortschreibung von Trends, deren Folgen in der nahen Zukunft wir gern mit dem Gedanken verdrängen: "Das können die mit uns doch nicht machen...". Wer sieht sich schon gern im Arztzimmer als Hilfesuchender, der nicht als leidender und abhängiger Mensch wahrgenommen würde, sondern als Kostenfaktor, als Last! Wir wollen, wir können uns diese Ungeheuerlichkeit für uns ganz persönlich nicht vorstellen und doch hat die Ungeheuerlichkeit bereits begonnen...

Quelle: Mail an das Büro gg. Altersdiskriminierung

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