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Lehmann-geschädigte Senioren: Gegenwehr klappt!

09.12.2008 - von lehman-zertifikateschaden

Das blanke Entsetzen über die Lehman-Pleite und der Austausch der persönlichen Betroffenheit in Foren, an Stammtischen, am Arbeitsplatz - ist in Wut, dem Wunsch sich zu organisieren und gemeinsam zu handeln umgeschlagen.

Die Interessengemeinschaft der durch Lehman Brothers Zertifikate geschädigten Personen ist bundesweit aktiv. Als Plattform der Aktivitäten wurde im Oktober 2008 die Webseite Link eingerichtet.

In Köln, Frankfurt, Berlin, Duisburg und Hannover, im Raum Heidelberg/Bodensee/Freiburg und in Westfalen haben sich die von der Lehmann Pleite Betroffenen organisiert.

Diese Interessengemeinschaften planen Aktivitäten, und führen durch, indem sie z.Bsp. vor den Banken demonstrieren. Den meist älteren Lehmann-Geschädigten geht es nicht zuletzt darum, deutlich zu machen, dass sie keine Zocker sind, die mit Dollarzeichen in den Augen herum laufen. Es hat sich inzwischen heruasgestellt, dass fast alle Betroffenen eine sichere Geldanlage wollten, von den Bankmitarbeiter/innen aber systematisch dahin gehend „beraten“ wurden, Lehman Produkte zu erwerben.

Dabei wurden Risiko-Profile z.T. völlig ignoriert, bzw. der Kauf dieser spekulativen Lehman-Papiere wurde durch (klein gedruckte) Hinweise, man handele auf eigenen Wunsch, erst möglich gemacht. Den meisten Kleinanlegern war gemeinsam: Risikoprofil konservativ.

In den Berater- Verkaufsgesprächen wurde den Kunden - systematisch und bundesweit fast einheitlich - von einem Festgeldkonto abgeraten. Stattdessen wurden die Lehman-Zertifikate mit aggressivem Marketing, verbunden mit Telefonmarketing als Anlage angeboten, die ähnlich sicher, wie Festgeld sei. Zum Teil wurden Festgeldanlagen sogar nur in Verbindung mit einem Zertifikatekauf ermöglicht. Für das restliche Geld, welches man dann auf ein Festgeld anlegen „durfte“, wurde ein Bonbon in Höhe einem halben oder ganzen Prozent für die Laufzeit von ein paar Monaten gewährt.

Die Kunden wurden von ihrer Bank nicht oder nicht ausreichend über das so genannte Emittentenrisiko aufgeklärt. Sie waren sich deshalb nicht bewusst, dass sie mit dem Erwerb von Zertifikaten ihre Ersparnisse an eine einzelne US-Investmentbank verliehen hatten und dass dies eine im Konkursfall nicht gesicherte Anlageform mit der Gefahr eines 100%-igen Kapitalverlusts bedeutete.

Die Kunden wurden oftmals nicht über die von Lehman an die Banken gezahlten Kommissionen aufgeklärt, die ihre Berater dazu verleitet haben könnten, diese Zertifikate besonders aggressiv zu platzieren.
Nachfragen der Kunden wurde im Beratungsgespräch oft mit einer Verharmlosung möglicher Risiken begegnet oder ins Lächerliche gezogen. Die Rendite, die Sicherheit der Anlage und ggf. der "100% Kapitalschutz" wurde in den Mittelpunkt der Argumentation gestellt.

Broschüren und Unterlagen waren oft vollständig im Design der die Zertifikate vertreibenden Bank gestaltet und Lehman Brothers tauchte lediglich im Kleingedruckten auf, so dass Anleger teilweise überhaupt nicht wußten, dass sie ein Produkt dieses Unternehmens gekauft hatten.

Anrufe und Nachfragen der alarmierten Anleger bei ihren Banken in den Wochen und Tagen vor (und in einigen Fällen sogar noch nach) der Insolvenz von Lehman Brothers am 15.9.08 wurden oft abgewiegelt und es wurde den Kunden sogar eindringlich vom Verkauf der Zertifikate abgeraten, obwohl Finanzindikatoren bereits ein erhöhtes Insolvenzrisiko anzeigten

Nach Eintreten der Insolvenz waren Bankberater teilweise tage- und wochenlang nicht mehr zu erreichen und die Banken versagten in der Kommunikation mit ihren verunsicherten Kunden völlig.

Betroffen sind nach Schätzungen der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW) hierzulande mehrere zehntausend Personen. Allein die Frankfurter Sparkasse spricht von über 5.000 Betroffenen.

Nach den Erfahrungen der Interressengemeinschaften in Köln und Frankfurt beträgt die Summe des „verlorenen“ Geldes zwischen 1000,-- € bis 250.000,-- € pro Person.
Hinter diesen Zahlen stecken Menschen und Schicksale:
· Es sind ganze Familien betroffen, Eltern, Geschwister – alle haben viel Geld verloren;
· Es sind viele ältere Menschen, Rentner betroffen: Ihnen wurden z.T. Anlagen verkauft, deren Ablauf sie mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht erleben werden. Einen Rechtsstreit in keinem Fall;
· Bei älteren Menschen, welche noch viel Vertrauen zu ihrem „Bankbeamten“ hatten, wurde z.T. dieses Vertrauen und die Unkenntnis mit den modernen Anlageformen oft schamlos ausgenutzt;
· Viele – vor allem ältere und kranke Menschen haben oftmals nicht mehr die Kraft einen Rechtsstreit durchzustehen;
· Ein Vater berichtet er habe das gesamte Geld, welches er für die Ausbildung seiner Kinder gespart habe, durch die Lehman-Pleite verloren;
· Einer 95-jährigen, alten, fast blinden Frau wurden noch im Mai diesen Jahre Lehman Zertifikate in Höhe von 30.000,-- € „angedreht“, obwohl da schon bekannt war, dass Lehman kurz vor der Insolvenz steht. Die Dame wird den Prozess nicht überleben.
· Der Betroffene, welcher 250.000,-- verloren hat, befand sich beruflich im Ausland und wollte sich nach seiner Rückkehr mit seinem Erbe eine Existenz aufbauen;
· Viele – der Betroffenen schämen sich – ziehen sich zurück – werden depressiv, bis hin zu Suizidgedanken;
· Viele Freiberufler haben ihre finanzielle Absicherung verloren;
· Eltern und Großeltern haben oftmals das Ersparte für ihre Kinder angelegt und verloren;
· Bei vielen Betroffenen sind fast keine Ersparnisse mehr für einen Rechtsstreit vorhanden;
· Arbeitslosen Betroffenen sind ihre letzten Ersparnisse weg genommen worden – sie sind nunmehr auf Harz IV angewiesen;
· Gerade ältere Menschen haben sich einen “Notgroschen“ angespart. Geprägt von ihrer eigenen Vita (Geldentwertung) bedeutet das Ersparte Sicherheit im Alter. Viele alte Menschen scheuen sich auch heute noch, soziale Hilfssysteme in Anspruch zu nehmen;
· Viele ältere Menschen hatten für ihre eigene Beerdigung gespart – ihnen ist auf erbärmliche Art und weise das Geld genommen worden – die sind verzweifelt;
· Einem älteren Ehepaar, welches viel Geld bei der Citibank hat, wurde vom Berater mitgeteilt, sie seien auf einer speziellen Liste aufgenommen und würden bei einer Abwicklung der Lehman-Pleite bevorzugt behandelt. So sollen ältere, vermögende Bürger ruhig gestellt werden – fast bis in den Tod. Auf Nachfrage wurde uns erklärt, eine solche Liste bestünde gar nicht.

Viele der betroffenen Menschen verlieren ihr Vertrauen in das System - es ist für sie nicht nachvollziehbar dass auf der einen Seite von unserem Staat denselben Banken die Ihnen diese Zertifikate als "sichere Anlagen" verkauft haben nun (sicher wichtige) Bürgschaften von bis zu 480.000.000.000,-- € zur Verfügung gestellt werden, während auf der anderen Seite sie von den Politkern als Geschädigte bisher noch nicht einmal gehört werden.

Die Frankfurter Gruppe der Lehmann-Geschädigten hat den Schwerpunkt in der politisch rechtlichen Arbeit und Durchsetzung der Petition:
Pet. 2-16-08-7601-044756 (Hauptpetent: Marek Brükner)
Bankenwesen - Prozesskosten-Sicherungsfond vom 17.10.2008
Prozess- und Beweissicherungsfonds Geschädigter der Finanzkrise 2008
Link

Schwerpunkte der Arbeit der bundesweiten Interssengemeinschaften sind:
. Der Selbsthilfegedanke an sich;
. Das Gefühl in seiner Betroffenheit nicht alleine zu sein und individuell versagt zu haben;
. in gemeinsamem, solidarischen Handeln Stärken entwickeln, eigene Recoursen entdecken und einbringen in die Gruppe.
. Begleitung bei psychischer Not
. Begleitung bei Behördengängen – Anwälten
. Öffentlichkeitsarbeit
. Die Öffentlichkeit soll aus der Sicht der Betroffenen informiert werden;
. Es soll berichtet werden, dass die meisten Betroffenen „konservative“ Anleger sind, die einfach nur eine 100%ige Sicherheit wollten;
. Dass die Betroffenen keine „Zocker“ sind, die, da nun viel Geld verloren wurde, nach dem Staat rufen (die Banken machen ja so was, siehe 500.000.000.000,- € Programm) und Andere für ihre Situation verantwortlich machen.
. Natürlich soll öffentlicher Druck auf die betroffenen Banken ausgeübt werden.
. Beratung und „Telefonseelsorge“
. Auffangen der Betroffenen, vor allem alter Menschen, die nicht über das Medium Internet verfügen;
. Vor allem durch die Öffentlichkeitsarbeit der IG melden sich immer mehr Betroffene, die zunächst ihr seelisches Gleichgewicht durch Gespräche wieder finden – motiviert und begleitet werden müssen, um rechtsanwaltliche Hilfen in Anspruch zu nehmen;
. Bei älteren Menschen wären sogar Hausbesuche erforderlich, da diese oft behindert sind – oder auch einfach durch die Situation „wie gelähmt“ sind.


Diese Aufgaben leisten wir z.Zt. ehrenamtlich und arbeiten bis an unsere Grenzen. Unsere Bitte ist daher:
An die Politik:

1. Bedingt durch unsere Öffentlichkeitsarbeit wenden sich immer mehr Bürger an uns – wir benötigen dringend eine „Adresse“, sprich Büroräume mit Equipment, wie Telefon, PC, Kopierer, usw. Viele, vor allem ältere Menschen haben keinen PC – sie telefonieren oder schreiben noch mit der Hand;
2. Unsere Arbeit, insbesondere Beratungsarbeit und „Telefonseelsorge“ nimmt an Bedeutung zu. Personell ist das ehrenamtlich nicht mehr zu leisten. Wir benötigen Profis für diese Arbeit. Dies könnte z.B. durch befristete Projektstellen für Sozialarbeiter/innen und Sekretäre/innen geschehen;
3. Da viele, wenn nicht sogar die meisten Betroffenen keine ausreichenden finanziellen Möglichkeiten mehr haben um den Rechtsweg zu gehen, regen wir daher die Gründung eines Prozesskostenfonds an.
4. Üben Sie Druck auf die betroffenen Banken aus. Was In anderen Ländern (Italien, Spanien, Hongkong, Schweiz) möglich ist – dort werden die Betroffenen, auch durch Druck aus der Politik entschädigt – müsste doch in dieser Republik auch verwirklicht werden können.

An die Medien:

1. Berichten Sie über unser Anliegen, auch wenn dies nicht mehr tagesaktuell ist;
2. Begleiten Sie unser Tun auch längerfristig – als dynamischen Prozess;
3. Berichten Sie über die Gruppenbildung in ganz Deutschland;
4. Geben Sie uns ein feed back.


Zum Schluss noch eine Bitte: geben Sie niemals unsere privaten Telefonnummern, Handynummern, e-mail-Adressen heraus. Die Arbeit ist einfach wegen der Vielzahl der Anrufe nicht mehr zu leisten. Anrufe von verzweifelten Menschen kommen zum Teil auch Nachts.

Wir haben daher auf eigene Kosten die Möglichkeit geschaffen, telefonisch erreichbar zu sein: (ab Freitag den 28.11.2008)

  • Telefon-Nummer 1: 0179/4052285
  • Telefon-Nummer 2: 0174/8106587


  • e-mail:
  • citiprivatbank-opfer@web.de für Geschädigte der CITIBANK

  • banken-opfer@web.de für Geschädigte anderer Banken sowie als Kontakt für die Aktivitäten um den Beweissicher

  • http://forum.lehman-zertifikateschaden.biz" target=_blank title=
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    Wie der Kölner Stadt-Anzeiger am 2.12.2008 mitteilte,hat das Amtsgericht Leipzig entschieden, dass die Citibank einem Ehepaar, dass in Zertifikate von Lehmann investiert hatte, den gesamten Schaden und den Wertverlust samt Zinsen und Anwaltsgebühren ersetzen muss. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass das Ehepaar falsch beraten wurde. Das Uteil ist aber noch nicht rechtskräftig.
    AZ: 115 C 3759/08)

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    Quelle: http://forum.lehman-zertifikateschaden.biz