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Ehrenamtliche sollten auf der Treppe sitzen

09.11.2011 - von J. Niederleitner

Aus einem Schreiben der LandesSeniorenVertetung Bayern an das Bundeskanzleramt wird deutlich, welche Tücken sich für Ehrenamtliche hinter einer Einladung der Bundeskanzlerin verstecken und wie wenig Rücksicht das Kanzleramt auf ältere Ehrenamtliche nimmt.

Sehr geehrte Frau Aranca Korch,
die LandesSeniorenVertretung Bayern wurde durch die Bagso gebeten, geeignete Persönlichkeiten für den Empfang bei der Frau Bundeskanzlerin am 5. April 2011 zu benennen. Wir waren über diese Aktion erfreut und hielten dies für eine gute Sache, erhalten doch Ehrenamtliche die ihnen gebührende Anerkennung. Von uns wurden die bayerischen Seniorenbeiräte gebeten, verdiente ältere Menschen zu benennen.

Nach Eingang der offiziellen Einladung war das Interesse nicht mehr allzu groß. Wir haben hierzu zwei Punkte ausgemacht.
Zum einen schreckte die meisten die lange Anfahrt von sechs Stunden aus Bayern und die Rückfahrt am gleichen Tag ab. Zum zweiten scheuten die älteren Menschen davor zurück, während des Empfanges, zwar mit Kissen, auf der Treppe sitzen zu müssen.
Zugfahrten von zweimal 6 Stunden und der Empfang an einem Tag ist für viele Ältere körperlich zu anstrengend und schlichtweg eine Zumutung! Viele Ehrenamtliche bringen das Jahr über für ihr Amt bereits finanzielle Opfer, dann noch die Übernachtung selbst bezahlen zu müssen, ist zu viel verlangt.

Wir meinen, diese engagierten Bürger hätten sehr wohl eine kostenlose Übernachtung verdient. Bei Einladungen durch Abgeordnete nach Berlin sind neben anderen kostenlosen Diensten mehrere Übernachtungen eine Selbstverständlichkeit.

Vielleicht ist Ihnen nicht bekannt, dass älteren Menschen das Aufstehen von Sitzbänken mit Normhöhe Schwierigkeiten bereitet. Um wie viel mehr ist es für sie äußerst anstrengend von Treppen mit einer Stufenhöhe von ca. 20 cm aufzustehen.

Damit wurde eine gute Sache ins Gegenteil verkehrt, denn das Ganze wird nicht mehr als Würdigung des Ehrenamtes im Alter empfunden. Wir sind sicher, dass dies von Ihnen nicht beabsichtigt war. Durch die gedankenlose 08/15 Planung und Organisation und Nichtbeachtung der Befindlichkeiten von Senioren bleibt neben enttäuschten Gefühlen nur der sprichwörtliche „warme Händedruck“! Das ist sehr schade, denn es ist eine verpasste Gelegenheit.


Wir bitten Sie, sehr geehrte Frau Korch, sollten Sie nicht der richtige Ansprechpartner sein, um Weiterleitung unseres Schreibens an die zuständige Stelle.
In Zukunft sollen sich ehrenamtlich tätige Senioren wieder wirklich gewürdigt fühlen.

Mit freundlichen Grüßen

Link: Wer schützt die Ehre der Ehrenamtlichen?

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