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Häusliche Pflege vor dem Kollaps?

Foto: H.S.

24.03.2020

Das nächste tiefe Loch im jahrzehntelang auf Kante genähten und von Lohndumping und Privatisierung bestimmtem Sozial- und Versorgungssystem dieses Staates tut sich auf:

"Die Versorgung von rund 300.000 pflegebedürftigen Menschen droht aufgrund der Coronakrise zusammenzubrechen. Bisher werden sie durch Betreuungskräfte aus Osteuropa versorgt. Doch aus Angst vor Corona, langen Wartezeiten an den Grenzen und Unsicherheit auch inden eigenen Familien bleiben Betreuungskräfte zu Hause oder sind nicht mehr bereit, nach Deutschland zu fahren.

„Wir müssen damit rechnen, dass nach Ostern 100.000 bis 200.000 Menschen schrittweise nicht mehr versorgt sind, dass sie alleine zuhause bleiben und dann in Altenheimen oder Kliniken versorgt werden müssen. Zusätzlich zu denjenigen, die dort jetzt schon gepflegt werden“, so der Geschäftsführer des Verbandes, Frederic Seebohm.

Die Betreuungspersonen sind systemrelevant. Ohne sie würde das Pflegesystem kollabieren. Von den täglich rund 300.000 Betreuungspersonen sind allerdings nur 10 % legal in Deutschland! Das bedeutet: Nur sie werden durch Vermittlungsagenturen betreut, arbeiten mit Qualitätsstandards und werden gerade in der aktuellen Krise beraten und zur Arbeit in den Familien ermutigt.

Reisebusreisen sind in Deutschland mittlerweile verboten. Stattdessen wird versucht, mit Kleinbussen (9 Personen) oder PKWs (5 Personen) die Betreuungskräfte von ihren Wohnorten zu den Bestimmungsorten in Deutschland zu bringen – eine hochgefährliche Virenschleuder. Denn die Betreuungskräfte versorgen die Hochrisikogruppe der Pflegebedürftigen.

Deshalb fordert der VHBP:
- Passierscheine und Expressbearbeitung für Betreuungskräfte an deutschen Grenzen
- Virensichere Einzeltaxis für die Betreuungskräfte von den Wohnorten zu den Bestimmungsorten in Deutschland, idealerweise mit Fahrerwechsel an der Grenze.

Der VHBP ist der größte Branchenverband für Betreuung in häuslicher Gemeinschaft.

Quelle: Verband für häusliche Betreuung und Pflege PM, 23.3.2020