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Was wir erleben, ist der Ernstfall und zugleich eine Übung

Foto: H.S.

25.03.2020 - von H.S.

Am Montag hatte sich die Bundesregierung auf zahlreiche Maßnahmen geeinigt, um auf die Coronakrise zu reagieren, am Mittwochmorgen kam der Bundestag für eine eineinhalbstündige Debatte zusammen, mittags fanden die Ausschusssitzungen statt und nachmittags wurden die von CDU/CSU und SPD eingebrachten Gesetzentwürfe verabschiedet. Annelie Kaufmann + Tanja Podolski auf Legal Tribune online unter: Link

DER FORTSCHRITT WAR GEWALTIG.
DAS ELEND SCHRITT FORT UND DER REICHTUM SCHRITT FORT.
DER LUXUS WURDE GRÖSSER, EBENSO DIE ENTBEHRUNG.
DIE BILDUNG VERBREITETE SICH UND DIE VERKOMMENHEIT NAHM ZU.
DIE ZIVILISATION BREITETE SICH AUS MIT DEM IMPERIUM WIE EINE SEUCHE SICH AUSBREITET. B.Brecht

Genau das passiert gerade. Was sich abspielt, wenn der Ausnahmezustand herrscht – und das weltweit – erleben wir in diesen Wochen. ... Was wir erleben, ist der Ernstfall und zugleich eine Übung bisher ungeahnten Ausmaßes. Geübt wird der Ausnahmezustand. Durchgeführt wird eine "Marktbereinigung", die es im zu erwartenden Ausmaß womöglich so noch nicht gegeben hat.
Ob es danach noch eine nennenswerte Mittelschicht geben wird, ist fraglich. Die Ärmsten, auch in den Hauptländern des Kapitals, werden noch ärmer sein; gar nicht zu reden davon, dass die humanitäre Hilfe für die mehr als 100 Millionen Menschen, die sich auf die entsprechenden UN-Organisationen verlassen müssen, existentiell gefährdet ist. 45 Millionen Menschen sind derzeit allein im südlichen Afrika von Hunger bedroht.
Schuld an all dem soll nicht der Kapitalismus sein, sondern ein Virus.
Es sei Krieg, so Macron. Es ist der Krieg derer oben gegen die unten.

Hendrik Leber, der Chef der Kapitalverwertungsgesellschaft Acatis Investment, erklärte im März im Focus: »Ich habe meinem Team gesagt: Lasst uns auf die Jagd gehen. Denn uns kommen reihenweise tolle Gelegenheiten entgegen.«
Ein Marxist würde in diesem Kontext sagen: In der Krise nimmt die Kapitalkonzentration zu. Und ein Marxist weiß: Die Folgen dieses ungeheuren Crashs werden auf die Lohnabhängigen abgewälzt und auf diejenigen, die nicht einmal mehr ihre Arbeitskraft verkaufen können.

Kommunistische Plattform: 20.3.2020 unter Link
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"Die EU war noch nie weniger kompetent als jetzt."
Yanis Varoufakis über Coronavirus & Finanzkrise am 19.3.2020 unter Link
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Die Corona-Epidemie wird in ein paar Wochen vergangen sein, die Wirtschaftskrise wird bleiben
Festzuhalten ist, gegen alle Beschwichtigungen einer „Corona-Wirtschaftskrise, dass die Krise bereits Mitte des letzten Jahres in den Bilanzbüchern der Industrie angekommen war; angekündigt hatte sie sich schon viel länger. Erinnert sei an die noch bei schönstem Wetter im Herbst 2019 angekündigten Entlassungen in der deutschen Automobilindustrie, die sich in Summe auf ca. 100.000 Jobs beliefen ;ferner auch daran, dass die deutsche Automobilproduktion 2019 auf den niedrigsten Stand seit 1997 gesunken war.
Markus Winterfeld, 22.3.2020 in Kritische Perspektive unter: Link
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Die 2-Prozent-Normalität
Zwei „schwarze Montage“ hintereinander und dazwischen ein „schwarzer Donnerstag“ – die Aktienmärkte seien „im Rausch der Tiefe“, diagnostiziert das „Handelsblatt“ am Dienstag. In der Krise greifen die Kollegen Qualitätsmedienredakteure gern in den Metaphernkasten für Irrationalität. Auf den mit „Wirtschaft“ überschriebenen Seiten der großen Zeitungen herrscht wieder das Phänomen, das die Weltbetrachtung des nachrevolutionären Bürgertums seit mehr als 200 Jahren bestimmt und die Grundlage imperialistischer Ideologie bildet: Die Welt ist unerkennbar, deswegen unveränderbar. Das Resultat ist stets: Das angeblich einzige, das in einer angeblich einmaligen Situation hilft, sind angeblich nie dagewesene Maßnahmen. Wer von der Coronapandemie redet, kann vom Kapitalismus schweigen. ....
Armold Schölzel, UZ vom 20.3.2020 unter: Link
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Die Systemfrage stellen, das ist inzwischen auch beim manager-magazin angekommen:
Link
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55er-Aufruf
Virenkämpfung mit Vernunft und Augenmaß!
(Appell der Jahrgänge 1955 und älter)
Gegenwärtig wird in den meisten Ländern Europas das öffentliche Leben durch Regierungsanweisung lahmgelegt. Schüler werden nicht mehr unterrichtet, Kitas sind geschlossen, viele Betriebe habengeschlossen. Die Regierungen, die das veranlassen, versuchen die wirtschaftlichen Schäden mit Milliardenprogrammen und entsprechenden Schulden zu begrenzen. Das mag für einige Tage oder gar Wochen gehen – über Monate ist das nicht durchzuhalten.
Begründet wird dies damit, es ginge um Leben und Tod. Das stimmt. Der Corona-Virus führt zuTodesfällen. Überwiegend sind davon Menschen von über 65 Jahren betroffen. Diejenigen, die diesen Appell unterzeichnen, gehören ausnahmslos zu dieser sogenannten Risikogruppe.
Wir appellieren an die Regierenden, ihren Kurs zu wechseln. Uns scheint ihr Handeln nicht rational zusein, nicht vernünftig. Mißtrauisch macht uns der Verweis, jeder Tote sei zuviel. Nach dieser Logik müsste der Autoverkehr, der jährlich in Europa zehntausende an Toten verursacht, längst eingestellt sein.
Die Virenwelle wird nicht ohne Tote abgehen. Die jetzt gewählte Strategie ihrer Bekämpfungaber richtet mehr Schaden als Nutzen an. Wir fordern daher, sie zu ändern. Vernünftig wäre es, die Risikogruppen – also uns – zu isolieren, statt alle Jungen voneinander zu trennen und zu Hause einzusperren. Verordnet uns, den Alten, Hausarrest, versorgt uns und zahlt auch denjenigen, die das nicht eh‘ bekommen, eine vorzeitige Rente und arbeitet ansonsten weiter wie bei jeder großen Grippewelle. Das wäre eine Abwehrstrategie mit Vernunft und Augenmaß.
Wir sagen das nicht selbstlos. Der jetzige Kurs fordert in seiner Logik seine Fortführung über Monate. Er würde dann über die wirtschaftlichen Schäden, die das anrichtet, auch die Sicherheit unserer Renten gefährden. Ändert daher den Kurs, bevor die Schäden unermeßlich werden!
Unterschreiben und schicken an:
Vor- und Nachnahme
Jahrgang
Wohnort
E-Mail (freiwillig)
Dr. Manfred Sohn, Jg. 1955, drmaso@gmx.de
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"Schlimmer als die Pandemie"
Aus der deutschen Wirtschaft werden Forderungen nach einer Abkehr von den jüngsten Schutzmaßnahmen im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie laut. Die Maßnahmen träfen die Wirtschaft schwer, urteilt ein einflussreicher deutscher Finanzmanager: Der "akute Absturz der Weltwirtschaft" sei "der weit größere und gefährlichere Stresstest als Sars-CoV-2". Man müsse fragen, ob es richtig sei, dass zehn Prozent der Bevölkerung "geschont, 90 Prozent samt der gesamten Volkswirtschaft aber extrem behindert werden". Der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE urteilt, die "Folgen der Virusbekämpfung" könnten "schlimmer sein ... als die Folgen des Virus selbst". Ähnliche Stimmen sind aus den Vereinigten Staaten zu hören; dort äußert der Vizegouverneur von Texas, alle sollten "zurück an die Arbeit" gehen: Er selbst, im 70. Lebensjahr stehend, und manch anderer seien bereit, ihr "Leben zu riskieren, um das Amerika, das alle lieben, ... zu bewahren". Die Äußerungen erfolgen, während die Todesfälle ansteigen, die Börsenkurse kollabieren und eine Finanzschlacht um Covid-19-Profite begonnen hat.
Weiterlesen bei German Foreign Policy vom 24.3.2020 unter: Link

Quelle: diverse