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Die Gleichschaltung der Leitmedien in Coronazeiten

Foto: H.S.

13.05.2020 - von Norbert Häring und Hanne Schweitzer

Keine Sendung im Radio, in der nicht vor Verschwörungstheoretikern gewarnt wird oder Gesprächsteilnehmer sich ungebeten bemüßigt fühlen, ihren deutlichen Sicherheitsabstand zu Verschwörungstheorien zu bekunden. Bloß keinen Millimeter abweichen vom wochenlang propagierten Meinungs- und Fakteneinheitsbrei.¹ Gerne gebucht als Gäste werden deshalb zur Zeit alle, die sich theoretisch mit Verschwörungstheorien befassen.

Überhaupt läuft das Wort "Verschwörung" dem Wort Corona langsam den Rang ab. So tauchte die Verschwörung in einem Beitrag der Süddeutschen über den Finanzwissenschaftler Stefan Homberg, "Prof.Dr. Verschwörung", gleich sechsmal in unterschiedlichen, mitunter erstaunlichen Verbindungen auf. Außer der schlichten Verschwörung ist von Verschwörungsmythen die Rede, von Verschwörungsmystikern, von Verschwörungsbeiträgen und sogar von Verschwörungsplakaten! Die sogenannte "Querfront" aus Rechtsradikalen, Impfgegnern, Linksautonomen, Kapitalismuskritikern und Esoterikern fühlt sich dadurch jedoch nicht tangiert, auch wenn der Spiegel am 13. Mai gleich vier Seiten zum Thema veröffentlicht und in der Süddeutschen am nächsten Tag alles wiedergekäut wird. Meinungs- und Fakteneinheitsbrei, als ob die Journalisten von der Regierung gebrieft werden.

Aus den Produktionsfirmen, die wieder anfangen (dürfen) zu arbeiten, ist zu hören, dass als erstes die Drehbücher umgeschrieben müssen. Küsse, Umarmungen, zu dichtes Beieinanderstehen, Ohrfeigen, Händeschütteln, miteinander Flüstern - das darf nicht sein und muss durch Distanz ersetzt werden. Die Theater werden folgen, müssen es, wenn sie kein Straßentheater machen, sonst wird ihnen der Laden dicht gemacht. Denunzianten gibt es genug.
Hanne Schweitzer

Siehe dazu auch: Die vorösterliche Dramaturgie des Klaus Kleber unter: Link


Norbert Häring nimmt die ARD in den Blick.
"Nachdem die ARD schon in den Tagen zuvor ihr Publikum immer wieder vor rechten Regierungskritikern in Sachen Corona und Verschwörungstheorien gewarnt hatte, widmete sie am Montag diesem Thema einen serviceorientierten Schwerpunkt in der Tagesschau und die Hälfte der Tagesthemen. Zum Glück sind die Social-Distancing-Empfehlungen der ARD ganz leicht zu befolgen. Für regierungstreue Bürger kann da eigentlich nichts schief gehen.

Das Patentrezept der TagesCoronaSchau lautete: Nicht gegen Corona-Maßnahmen der Regierung protestieren.
Weiterlesen unter: Norbert Häring Link

¹ Siehe dazu auch: Walter van Rossum "Die Quarantäne hat schwerwiegende Folgen für die Leitmedien" auf Rubikon unter: Link

Quelle: Norbert Häring + Büro gegen Altersdiskriminerung