Foto: H.S.
12.08.2020 - von Hartmut Jeromin
Alles fließt. Weit in die Vergangenheit schweifen meine Gedanken, wenn ich in dieser Jahreszeit durch die Landschaft fahre aufs Feld …(auf 50 Meter Zeile Kartoffeln, auf weiteren 50 M Zwiebeln, Möhren, Bohnen, Gurken u.s.w., soviel Erde braucht der Mensch!).
Aber insbesondere weilen meine Gedanken und Augen auf den Getreidefeldern. Jahrhunderte und Jahrtausende lang wurde da schon Getreide produziert als Nahrungsgrundlage. Trocken, gut lagerfähig und transportfähig, also auch eine Handelsware. Gar Kriege wurden deswegen geführt. Die Herstellung erfolgte in den Dörfern von sehr abhängig gehaltenen Menschen in reiner Handarbeit, Sommers wie Winters. Landproletarier, Knechte und Mägde, eigene Kinder und Verwandte, alles musste mit ran. Transport lange Zeit nur mit tierischer Zugkraft.
Und das ging so bis in die 50iger Jahre. Da war ich mit 14 Jahren eine willkommene Hilfskraft bei der Ernte. Und die war u.a. auch sehr wetterabhängig. So erlebte ich in den Sommerferien alles, was dazu gehörte. Die Bauern ernteten noch auf eigenen Feldern, so von 7 oder 8 Hektar die Neubauern, Altbauern auf etwas mehr, Großbauern auf noch mehr und Güter hatten mehrere hundert Hektar „unter dem Pflug“. Alles Handarbeit, die wesentlichen Maschinen waren als Kriegswiedergutmachung abtransportiert. Ein wenig Alttechnik verblieb den Bauern, so etwa durchaus ein Stahllanz-Dreschkasten, ein Lanzbulldog, Mähbinder mit mürben Tüchern und Sensen, Harken, Gabeln und Bindegarn aus Papier. Und wenn viele Disteln gewachsen waren, wurde das für die Hände eine stachlige Angelegenheit, auch Grannen waren nicht so beliebt.
Am Ende der Schulzeit gelang mir ein 3-wöchiger Blick in die westliche Landwirtschaft. Alles ähnlich, aber sie hatten mehr Maschinen in den Höfen, nach dem Abladen flutschte das da besser …
Irgendwann bestaunte ich bei uns den ersten Mähdrescher vom Straßenrand aus. Heute greift niemand mehr per Hand ins Geschehen. Riesige Erntemaschinen ziehen ihre Bahn, auch vorher beim Ackern und Säen, beim Pflegen keine Handarbeit, 2 Fahrspuren im Abstand ermöglichen das maschinelle Bearbeiten bis zur Ernte. Dann fahren riesige Traktoren mit Hängern das Getreide ab, in keinem Dorf wird noch eine Scheune gebraucht, kein Pferd zieht einen Wagen. Ruckzuck ist das Feld wieder „schwarz“, bereit für eine neue Saat.
Das Erntegut kommt nun zum AGRO-Terminal Heidenau, dort warten 8 Silos auf 150 000 T Erntegut, das rollt per LKW über Straßen an aus Südpolen, aus Tschechien und aus Sachsen. 600 T je Stunde werden entladen. 2 Züge stehen bereit mit jeweils 2000 T Ladekapazität gen Hamburger Hafen. Zurück wird Soja geladen … kein Leerlauf! Im Tiefwasserhafen warten Schiffe mit 65000 T Kapazität (Panamax-Klasse) auf Ladung und ab in die ganze Welt. Stören könnten nur Ernten in der Ukraine und Russland und tun es wohl auch.
Niemand nimmt noch eine Schaufel in die Hand, niemand buckelt einen Sack. Ansonsten: Es wird immer noch gehungert in der Welt und so schlägt nun die Stunde des Handels, der Händler! Geerntet werden weltweit: 2,85 Mrd T Getreide (Mais 1 Mrd T, Weizen 750 Mio T, Reis 740 Mio T). Die Hälfte davon dient der Ernährung, 20 % wird in der Industrie verarbeitet, u.a. auch zu Treibstoff. Und das Preisniveau ist hoch in der Welt!
Deshalb stehen in meiner Quelle auch solch Begriffe wie Handelsstreit, Wertschöpfungsketten, Handelsbilanz, Investitionen, Staatsverschuldung, Wechselkurse und Aktienindizes noch vor den Produktzahlen aufgeführt. Das ist kein Zufall. Denn der Preis wird nur realisiert und maximiert, wenn die „Ware“ ihren Käufer findet oder umgekehrt. Und: Die „Handelstätigkeit“ wirkt weit hinein ins Soziale, meint Hartmut Jeromin im Sommer 2020!
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Dazu passt: Die Lukas-Stiftung des Aldi-Nord Besitzers Theo Albrecht junior, hat am 6.8.20 wie die Süddeutsche berichtete, die ADIB GmbH übernommen. Geschäftsführer der GmbH, der etliche Agrargesellschaften gehören, ist der Ex-Bauernpräsident von Thüringen, Klaus Kliem aus Bad Langensalza, den der Spiegel als einen der größten und mächtigsten Agrarunternehmer Deutschlands bezeichnet hat. Mit der Übernahme verfügt die Stiftung bzw. Aldi-Nord nun über mehr als 9.000 Hektar Land in Thüringen.
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Dazu passt: Im Jahr 2020 produzieren nordrhein-westfälische Erdbeerbetriebe auf 1.835 Hektar Anbaufläche im Freiland (-17,7 Prozent) 15.509 Tonnen Erdbeeren. Unter hohen begehbaren Schutzabdeckungen einschließlich Gewächshäusern werden auf 369 Hektar (-16,2 Prozent) 5.049 Tonnen Erdbeeren geerntet. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt anhand vorläufiger Ergebnisse der Gemüseerhebung mitteilt, ist die Erntemenge im Freiland damit um 41,4 Prozent und die Erntemenge unter hohen begehbaren Schutzabdeckungen um 37,8 Prozent geringer als im Vorjahr. Maßgeblich hierfür waren neben der reduzierten Anbaufläche Nachtfröste während der Blüte Anfang Mai sowie die trockenen und heißen Witterungsbedingungen zu Beginn der Vegetation. Aufgrund fehlender Erntehelfer konnten nicht alle Erdbeerflächen abgeerntet werden.
Wie die Statistiker weiter mitteilen, wurden im Jahr 2020 in Nordrhein-Westfalen auf einer gegenüber dem Vorjahr um 7,4 Prozent ausgedehnten Anbaufläche 4.195 Hektar Spargel angebaut. Die insgesamt geerntete Menge an Spargel ist mit 18.619 Tonnen um 16,6 Prozent kleiner aus als ein Jahr zuvor – auch hier konnten wegen fehlender Erntehelfer nicht alle Anbauflächen komplett abgeerntet werden. (IT.NRW 3. August 2020)
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Dazu passt:: Insolventer Landwirt aus Bornheim: Claus Ritter nach Gerichtstermin in Zwangshaft Link
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Dazu passt: Im Jahr 2020 wurden in Nordrhein-Westfalen 3,83 Millionen Tonnen Getreide (ohne Körnermais) geerntet. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt anhand vorläufiger Ergebnisse mitteilt, wurden damit 2,9 Prozent weniger Getreide eingefahren als im Durchschnitt der Jahre2014 bis 2019. Im Vergleich zum
ebenfalls durch Hitze und Trockenheit beeinträchtigen Erntejahr 2019 wurde +0,1 Prozent mehr Getreide eingefahren. Der Hektarertrag verringerte sich gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Prozent auf 7,55 Tonnen.
Im Landesteil Westfalen (Regierungsbezirke Münster, Detmold und Arnsberg) wurde 2020 mit 2,67 Millionen Tonnen 3,4 Prozent weniger Getreide geerntet als im Durchschnitt der letzten sechs Jahre. Im Landesteil Nordrhein (Regierungsbezirke Düsseldorf und Köln) blieb die Erntemenge mit 1,16 Millionen Tonnen um 1,6 Prozent unter dem Durchschnittsergebnis der Jahre 2014 bis 2019.
Bei der in Nordrhein-Westfalen anbaustärksten Brotgetreideart, dem Winterweizen, lag der Hektarertrag im Jahr 2020 mit 8,62 Tonnen je Hektar um 3,2 Prozent über dem Sechsjahresdurchschnitt. Durch eine Reduzierung der Anbaufläche um 4,7 Prozent blieb die gedroschene Erntemenge hier mit 2,06 Millionen Tonnen um 5,7 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt. Die Ausweitung der Anbaufläche von Wintergerste (+5,0 Prozent) führte dazu, dass die Erntemenge mit 1,09 Millionen Tonnen um 3,1 Prozent höher ausfiel als im Durchschnitt der Jahre von 2014 bis 2019. Der moderatere Anstieg der Erntemenge ist darauf zurückzuführen, dass hier mit 7,08 Tonnen je Hektar einen um 7,2 Prozent niedrigerer Hektarertrag als im langjährigen Mittel erzielt wurde. Für Triticale ermittelten die Statistiker mit 364 500 Tonnen eine um 19,3 Prozent niedrigere Erntemenge
als im Durchschnitt der letzten sechs Jahre. Ausschlaggebend hierfür war ein um 11,2 Prozent niedrigerer Hektarertrag und eine Flächenreduzierung um 9,2 Prozent gegenüber dem langjährigen Durchschnittswert. (IT.NRW) Düsseldorf, den 21. August 2020
Weitere Informationen: Getreideernte in NRW 2020 – vorläufige Ergebnisse –
Link
12.10.2020: In Nordrhein-Westfalen wurden in diesem Jahr 63 107 Tonnen Äpfel geerntet. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt nach vorläufigen Ergebnissen mitteilt, waren das 7,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der Hektarertrag für Äpfel lag mit 30,8 Tonnen je Hektar um 2,5 Tonnen unter dem des Jahres 2019 (33,3 Tonnen je Hektar).
Auf nahezu 600 Hektar und damit fast einem Drittel (29,2 Prozent) der Apfelanbaufläche des Landes stehen Apfelbäume der Sorte Elstar. Im Jahr 2020 wurden dort 16 257 Tonnen dieser Apfelsorte geerntet; das waren 19,5 Prozent weniger als 2019. Damit entfielen mehr als ein Viertel (25,8 Prozent) der in diesem Jahr in NRW geernteten Äpfel auf die Sorte
Elstar.
Nach der vorläufigen Ernteschätzung werden bei der diesjährigen Apfelernte in Deutschland 973 400 Tonnen Äpfel geerntet. Die in NRW eingefahrene Erntemenge hat einen Anteil von 6,5 Prozent am Bundesergebnis. Den höchsten Anteil hatten Äpfel aus Baden- Württemberg mit einem Anteil von 38,4 Prozent. Den bundesweit höchsten Hektarertrag erzielten mit
33,9 Tonnen Äpfel je Hektar die Obstbauern in Hamburg.
Das Baumobst mit der zweithöchsten Erntemenge in NRW sind auch 2020 die Birnen mit 4 465 Tonnen. Der Anteil Nordrhein- Westfalens am Bundesergebnis liegt bei 11,0 Prozent. Den höchsten Anteil hatte auch hier Baden-Württemberg mit 41,2 Prozent. Beim Hektarertrag lag NRW mit 25,2 Tonnen Birnen je Hektar auf dem zweiten Platz hinter Hamburg (31,1 Tonnen je Hektar). (IT.NRW)
(327 / 20) Düsseldorf, den 12. Oktober 2020
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