01.04.2023 - von Hanne Schweitzer
Geübten LeserInnen und denen, die sich für das epochale Ereignis der Französischen Revolution interessieren, empfehle ich den dicken, opulenten Roman über die Französische Revolution, der den knappen Zeitraum von der Enthauptung Ludwigs des XVI bis zum Sturz Robespierres umfasst: "Die Armee der Schlafwandler".
Das Werk ist in diesen Tagen als Taschenbuch bei Assoziation A neu erschienen. Es lenkt die Aufmerksamkeit vom Rumpeln und Beben des Heute auf revolutionäre und konterevolutionäre Akteure, ihre Claqueure, Verräter und Fans.
"Die Kutsche erscheint und es wird still wie auf einem Friedhof. Kein Lufthauch mehr, weder oben noch unten, als hätten alle einen Stöpsel im Mund und im Hintern. Sogar die fliegenden Händler mit ihren Lupinen und gerösteten Kichererbsen halten jetzt den Schnabel. Unfassbar, dass all diese Menschen so eine Stille zustande bringen. Man hört sogar den Wagenschlag der Kutsche quietschen.
Da ist er: Capet. Ein kleines fettes Männchen auf dünnen Beinen und mit großer Nase. Nicht kleiner als unsere, er trägt sie nur anders, klar, uns ist sie immer im Weg, aber er schiebt sie vor sich her wie den Bug eines Schiffes. Und ganz plötzlich, als hätte jemand das Signal gegeben, geht der Krach wieder los, Verwünschungen, Schreie, großes Durcheinander:
"Tod dem König!"
"Verräter, Blutsauger!"
"Arschkriecher der Österreicher!"
"Hatschi!"
"Gesundheit!"
"Danke! Verdammte Kälte. Fehlt bloß noch, dass man krank wird und selbst den Löffel abgibt, nur weil man sehen will, wie Louis verreckt."
Louis hat die Jacke ausgezogen. Zitternd und schlotternd steht er da im Unterhemd. Ob das die verdammte Kälte ist oder die Angst vor dem Tod? Wie auch immer, er muss die Stufen hinaufsteigen. Oben wartet schon Sanson der Henker auf ihn. Er nimmt ihm die Krawatte weg und schneidet ihm mit einer Schere das Zöpfchen ab. Ein bisschen Schneider, ein bisschen Friseur, so richtet unser Sanson ihn für den Tanz mit der Guillotine her. ..."
Wu Ming, das italienische Autorenkollektiv, schildert "das Unwiderrufliche", das damals geschah, die "unwiderstehliche Bewegung" - aus der Perspektive der Elenden, der revoltierenden Frauen, der Sektionen der aufständischen Pariser Kommune und der Agenten der Gegenrevolution.
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Paris, im Januar 1793: Die Hinrichtung Ludwig XVI. unter der Guillotine steht kurz bevor, ein letzter Versuch zu seiner Befreiung scheitert. Es beginnt die dramatische Phase der Jakobinerherrschaft, der entflammten politischen Leidenschaften, der gegenrevolutionären Verschwörungen und Aufstände. Wu Mings Roman erzählt das epochale Ereignis der französischen Revolution aus der Perspektive des gemeinen Volkes, der rebellierenden Frauen und der Sektionen der aufständischen Kommune von Paris.
»Ein hochspannender historischer Polit-Thriller, wider alle Konvention« (Thomas Wörtche, CrimeMag).
»Ein großes Glück, dieser aberwitzige, intellektuelle, überbordende Roman« (Jana Volkmann, Tagebuch, Wien).
»Ein enorm vielschichtiges, ausgeklügeltes Epos. Für Lesehungrige, die sich gerne abseits des Mainstreams bewegen, eine absolute Pflichtlektüre« (Werner Krause, Kleine Zeitung).
Ebenfalls in 4. Auflage wieder lieferbar ist der grandiose Reformationsthriller und theologische Western »Q« von Luther Blissett:
Link
Und im Herbst erscheint der neue Roman von Wu Ming »Ufo 78« über ein dramatisches Jahr der italienischen Nachkriegsgeschichte ...
Wu Ming
Die Armee der Schlafwandler
Aus dem Italienischen von Klaus-Peter Arnold
Assoziation A
ISBN 978-3-86241-497-0 |
erscheint als Neuauflage und Paperback 03/2023 | 672 Seiten | 28,00 €
beim Verlag Assoziation A bestellen unter: Link
Und wenn Sie damit durch sind:
Hannah Arendt: Über die Revolution
Piper Verlag
Neuauflage erscheint 12.2020
Herausgegeben von: Thomas Meyer
544 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-31692-7
€ 14,00 [D], € 14,40 [A]
Beim Piper-Verlag bestellen unter: Link
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