25.03.2006 - von Hanne Schweitzer
Die elektronische Gesundheitskarte soll die Krankenversicherungskarte ersetzen. Angeblich, weil sie Notfalldaten speichern und Rezepte elektronisch übermitteln kann und weil das sparen helfen soll. (Wem?)
Bitkom Vizepräsident Jörg Menno Harms dazu in einem Interview: "Die Zahl von 500 Millionen Euro, die sich durch die Karte im Jahr einsparen lassen, ist durchaus realistisch." Über die Kosten der Karte sagte er: "Für die reine Einführung sind die bisher genannten 1,4 Milliarden Euro nicht unrealistisch." (Ob darin schon der Preis für die Lesegeräte enthalten ist, die sich Ärzte, Kassen, Krankenhäuser, Therapeuten und Apotheken zulegen müssen?)
1,4 Milliarden Euro, das ist ein guter Auftrag für die Sparte der medizintechnischen Industrie, die Informationstechnologien und Dienstleistungen verkauft. Da kann man die prognostizerte Wachstumsrate von immerhin ca. 30 Prozent locker erreichen.
Dringend scheint das Geschäft mit der Gesundheitskarte aber nicht zu sein. Diese sollte ja bekanntlich bereits im April 2006 in einigen Bundesländern eingeführt und getestet werden.
Merkwürdig ist, das erst am 25. März 2006, also eine Woche vor der geplanten Testphase, die Stelle ausgeschrieben wurde, die das weltweit größte IT-Projekt "Gesundheitskarte" leiten soll.
So sucht die Baumann Unternehmensberatung für "Das größte IT-Projekt im Gesundheitswesen!" im "Auftrag der Spitzenorganisationen des deutschen Gesundheitswesens eine/n Leiter/in Architektur, Standardisierung und Methoden Einführung, Weiterentwicklung und Betrieb von Telematikanwendungen der elektronischen Gesundheitskarte." Und weiter:
"Zur Umsetzung unseres herausfordernden Auftrags suchen wir jetzt Sie als Leiter/in Architektur, Standardisierung und Methoden. In dieser Funktion sind Sie verantwortlich für die Steuerung der Ausarbeitung der Architektur und deren Entwicklung zu Standrads im Gesundheitswesen. Mit einem im Aufbau befindlichen Team hochspezialisierter Spezialisten gestalten Sie die Einführungsphase und den dauerhaften Betrieb der dazugehörigen Telematikinfrastrukutur." ...
Die Anzeige enthält keine Altersvorgaben, das ist gut, schlecht ist, dass wir nicht wissen, wer letztendlich die 1,4 Milliarden Euro für das Projekt Gesundheitskarte bezahlen wird. Zwar ahnen wir was ... .
Woran ist die geplante Testphase im April 06 gescheitert? Etwa an der sich noch immer nicht in trockenen Tüchern befindenden sogenannten Gesundheits"reform" und den geplanten Belastungen der Versicherten?
Siehe dazu auch Gesundheit, 14.1.06
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