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04.06.2021 - von Medizinische Fachgesellschaften , Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte
Großeltern sind froh, nicht in diesem Konfliktschlamassel zu stecken: Kinder und Jugendliche impfen lassen gegen Corona oder nicht. Die Politik ist für das Impfen, Mediziner und anthroposophische Ärzte sind dagegen. Gesundheitsminister Spahn plant davon unbeeindruckt und unverdrossen ein Impfangebot bis Ende August 2021. Die Ständige Impfkommmission (STIKO) steht Massenimpfungen für Kindern und Jugendlichen skeptisch gegenüber. Eine Impfung sei kein Lakritzbonbon, das Risiko einer Corona-Immpfung für Kinder sei unklar. Eine definitive Entscheidung steht noch aus.
Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO), Thomas Mertens, hat angedeutet, dass es keine generelle Empfehlung geben wird. "Es ist keine generelle Empfehlung der STIKO für alle gesunden Kinder zu erwarten", sagte Mertens im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF. Für die Empfehlung einer Impfung bei allen gesunden Kindern reichten die Daten bei Weitem nicht aus, so Mertens.
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse seien "mit sehr großem Aufwand und sehr umfassend" aufgearbeitet worden. Es seien alle Ergebnisse so, dass man daraus keine Argumentation für eine generelle Impfung aller gesunden Kinder ableiten könne, sagte Mertens. Kommissionsmitglied Rüdiger von Kries hatte zuvor schon im rbb gesagt, dass er eine allgemeine Impfempfehlung der STIKO für Kinder und Jugendliche für unwahrscheinlich halte. In den nächsten Tagen will die STIKO ihre Empfehlung offiziell bekannt geben.
Der Druck aus der Politik auf die STIKO scheint inzwischen so groß zu sein, dass 28 medizinische Fachgesellschaften eine Stellungnahme abgegeben haben, mit der sie der Ständigen Impfkommission in dieser Frage den Rücken stärken wollen. Die Gesellschaft der Anthroposophischen Ärzte, deren Stellungnahme weiter unten steht, widerspricht in ihrer Stellungnahme der Aussage des Deutschen Ärztetages zur Begründung seines Beschlusses „Auch Kinder und Jugendliche haben deutliche gesundheitliche Risiken infolge einer SARS-CoV-2-Erkrankung." Dies entspreche nicht dem aktuellen Stand der Wissenschaft.[1].
Stellungnahme der AWMF zur Bedeutung der Ständigen Impfkommission
"Die unterzeichnenden 27 Fachgesellschaften und die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.(179 wissenschaftliche Fachgesellschaften (+ 3 assoziierte) aus allen Bereichen der Medizin), (AWMF) sehen die aktuelle Diskussion um Impfziele, Priorisierung und der Verknüpfung von Impfung und Öffnungsstrategien mit Sorge, insbesondere, was die zentrale Rolle der Ständigen Impfkommission (STIKO) betrifft. Die Empfehlungen der STIKO haben eine wichtige Funktion für die Transparenz, Klarheit, Verlässlichkeit und Akzeptanz staatlichen Handelns im Sinne des öffentlichen Gesundheitsschutzes unserer Bevölkerung.
Die STIKO hat nach dem Infektionsschutzgesetz die mandatierte Aufgabe, Empfehlungen zu Schutzimpfungen herauszugeben. Diese sind maßgeblich für die Länder, Gesundheitsämter und impfenden Ärzte, im Falle der Impfung von Kindern auch für die Aufklärung der Eltern bzw. Sorgeberechtigten.
Die obersten Landesgesundheitsbehörden sprechen öffentliche Empfehlungen für Schutzimpfungen oder andere Maßnahmen der spezifischen Prophylaxe auf der Grundlage der jeweiligen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission aus.
Die unterzeichnenden wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften und die AWMF sprechen der STIKO ihr ausdrückliches Vertrauen aus. Impfempfehlungen der STIKO sind eine wichtige Vorbereitung von politischen Entscheidungsfindungen bei der SARS-CoV-2 Pandemiebekämpfung in Deutschland, in dem ein strukturierter Prozess der Risikobewertung auf den derzeit besten verfügbaren, wissenschaftlichen Erkenntnissen und - hieraus abgeleitet, die Verabschiedung konkreter wissenschaftlicher Empfehlungen auf einer gesetzlich verankerten Basis erfolgt.
Dem Auftrag der Herausgabe von Impfempfehlungen und von Kriterien einer Priorisierung ist die STIKO bislang in wissenschaftlich begründeter und der verfügbaren Evidenz verpflichteten Weise nachgekommen. Hieraus resultierte bisher auch der notwendige breite gesellschaftliche Konsens.
Wir unterstützen nachdrücklich die Arbeit der STIKO und ihren Auftrag, auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse unabhängig und frei von Beeinflussung Risikoabschätzungen und Empfehlungen zu erarbeiten. Die STIKO-Mitglieder bringen eine vielfältige klinische und wissenschaftliche Expertise mit und müssen weiter unabhängig und objektiv agieren können.
Der aktuelle Anlass der Vorbereitung einer Impfstrategie für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahre zeigt exemplarisch, dass ein solches, der Wissenschaft und Evidenz verflichtetes Expertengremium dringend notwendig ist.
Diese Stellungnahme wurde von Vertretern der DGKH und der GKJ initiiert und von der AWMF und den weiteren aufgeführten Fachgesellschaften (insbes. DGEpi) finalisiert. Alle aufgeführten Fachgesellschaften unterstützten diese Stellungnahme (Ansprechpartner siehe Schluss).
Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. (DGKH)
Deutsche Gesellschaft für Kinder-und Jugendmedizin e.V. (DGKJ)
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) AWMF-Arbeitskreis Krankenhaus-und Praxishygiene
Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V. (DGHO)
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft e.V.(DOG)
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie undBeatmungsmedizin e.V. (DGP)
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM)
Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie e.V. (DGMKG)
Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI)
Deutsche Gesellschaft für Physikalische und Rehabilitative Medizin e.V. (DGPRM)
Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e.V. (DGfN)
Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf-und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO-KHC)
Deutsche Gesellschaft für Allgemein-und Viszeralchirurgie e.V. (DGAV)
Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin e.V. (DGIIN)
Deutsche Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin e.V. (DGKL)
Deutsche Gesellschaft für Neurorehabilitation e.V. (DGNR)
Gesellschaft für Thrombose-und Hämostaseforschung e.V. (GTH)
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e.V. (DGEpi)
Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
Gesellschaft für Hygiene, Umweltmedizin und Präventivmedizine.V.(GHUP)
Gesellschaft für Virologie e.V. (GfV)
Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie e.V. (DGPI)
Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V. (DNEbM)
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh)
Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund-und Kieferheilkunde e.V. (DGZMK)
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie-Herz-und Kreislaufforschung e.V.
Die Stellungnahme wird weiterhin unterstützt von:
Deutscher Rat für Wiederbelebung(GRC)Ansprechpartner:Prof. Dr. Peter Walger (DGKH)peter(at)walger.org
Prof. Dr. Reinhard Berner (DGKJ)Reinhard.Berner(at)uniklinikum-dresden.de
Dr. Monika Nothacker (AWMF)nothacker(at)awmf.orgProf. Dr. Rolf-Detlev Treede (AWMF)treede(at)awmf.org
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Stellungnahme der Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland (GAÄD) zur COVID-19-Impfung von Kindern und Jugendlichen
Keine versteckte Impfpflicht für Kinder und Jugendliche!
Keine versteckte Impfpflicht für Kinder und Jugendliche
In der aktuellen Diskussion um die COVID-19-Impfung von Kindern und Jugendlichen spielt vor allem die gesellschaftliche Teilhabe – in Deutschland ein Grundrecht jedes Menschen – eine entscheidende Rolle. Durch Kindergarten- und Schulschließungen wurde unseren jüngeren Mitbürgern dieses in der letzten Zeit zumeist nicht gewährt.
Von einigen Seiten wurden nun Aussagen laut, dass Kinder und Jugendliche das Recht auf gesellschaftliche Teilhabe ausschließlich mit einer COVID-19-Impfung wiedererlangen könnten; u.a. sieht ein Beschluss des 124. Deutschen Ärztetag dies vor, der die Bundesregierung zur Entwicklung eines Impfkonzeptes für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren aufforderte. Die GAÄD distanziert sich in aller Form von solchen Aussagen und teilt damit diesbezügliche Bedenken einiger Landesärztekammern (z.B. Saarland und Hamburg) und ärztlicher Fachgesellschaften (z.B. DGKJ und BVKJ). Ohne eine tragfähige medizinische Begründung kann die Wahrnehmung der Grundrechte von Kindern und Jugendlichen nicht mit einer De facto-Impfpflicht verbunden werden.
Aussagen wie die des Deutschen Ärztetages zur Begründung seines Beschlusses „Auch Kinder und Jugendliche haben deutliche gesundheitliche Risiken infolge einer SARS-CoV-2-Erkrankung. Deshalb muss die Immunität auch für diese Gruppe durch eine Impfung und nicht durch eine Durchseuchung erzielt werden.“ entsprechen nicht dem aktuellen Stand der Wissenschaft[1].
Im Gegensatz dazu gilt: Kinder und Jugendliche müssen im Erkrankungsfall nur sehr selten stationär behandelt werden und ihr Risiko an COVID-19 zu versterben ist extrem gering[2]. Bisher gibt es auch in Deutschland keinen kindlichen Sterbefall an dem bei jüngeren Kindern gefürchteten multiinflammatorischen Syndrom PIMS[3]. Selbst bei Kindern mit Grunderkrankungen gibt es keinen Beleg eines erhöhten Erkrankungsrisikos durch COVID-19.[4] Zu Kindern mit Long-COVID-Beschwerden[5] liegen vor allem Daten von hospitalisierten Kindern vor, die eine kleine Minderheit aller Infizierten darstellen. Größere Kohortenstudien relativieren erste Meldungen zur Häufigkeit von Long-COVID bei Kindern[6].
In der Praxis leiden Kinder und Jugendliche infolge der Pandemiemaßnahmen ungleich stärker an einem „Long-Lockdown“-Syndrom mit Müdigkeit, Angststörungen, Depression, Mediensucht und Leistungsabfall[7] als an der COVID-19-Erkrankung selbst. Deshalb kann auch die Schließung von Kindergärten, Kindertagesstätten und Schulen nicht weiter mit dem Argument gerechtfertigt werden, dass die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen geschützt wird.
COVID-19-Impfstoffe sind wirksam, aber nicht frei von schwerwiegenden Nebenwirkungen. Die Todesfälle durch Vektorimpfstoffe bei vor allem jüngeren Erwachsenen haben entsprechende Warnungen[8] vor seltenen, schwerwiegenden Impfrisiken, die nicht in Zulassungsstudien erfasst werden können, bestätigt.
Das Paul-Ehrlich-Institut berichtet bis Mai 2021 von 12 gemeldeten Todesfällen nach COVID-19-Impfungen im Alter von 20 bis 40 Jahren in Deutschland.[9] COVID-19-Impfungen belasten jüngere Menschen mit stärkeren Impfreaktionen als ältere. Auch Mitglieder der Ständigen Impfkommission in Deutschland (STIKO) sehen derzeit noch keine hinreichend belastbare Studienbasis zur Beurteilung der Impfstoffsicherheit im Jugendalter von 12 bis 16 Jahren[10], während Daten zur Sicherheit bei Kindern noch völlig fehlen. Der Nachweis, dass das Impfrisiko von Kindern unter deren Erkrankungsrisiko liegt, müsste wegen der extrem geringen Mortalität von COVID-19 bei Kindern eine sechs- bis siebenstellige Zahl von Kindern umfassen. Ohne ausreichende Daten zur Sicherheit ist eine Impfung von Kindern und Jugendlichen nicht vertretbar.
Wissenschaftliche Berechnungen und Entwicklungen wie in Israel zeigen vielmehr, dass eine weitgehende Unterbrechung der COVID-19-Infektionsketten[11] ohne die Impfung von Kindern und Jugendlichen möglich ist, auch wenn nur ein deutlich geringerer Anteil der Bevölkerung geimpft wird als erhofft. Langfristig kann eine natürliche Immunisierung im Kindesalter womöglich nachhaltiger zur Immunität der Bevölkerung beitragen als eine Impfimmunität.
Dabei ist unbestritten, dass auch Kinder und Jugendliche einen Anteil an der Ausbreitung des Virus haben[12], wobei dieser Anteil bei Kindern unter und bei Jugendlichen leicht über dem von Erwachsenen liegt.[13] Eine sachgemäße Impfdiskussion unterscheidet deshalb zwischen Kindern unter 12 Jahren und Jugendlichen und berücksichtigt darüber hinaus, dass auch zweimal Geimpfte asymptomatische COVID-19-Infektionen entwickeln und damit ansteckend sein können (wenn auch wesentlich seltener als Ungeimpfte[14]).
Vor dem Hintergrund dieser Ausführungen zu Nutzen und Risiken einer Impfung von Kindern und Jugendlichen stellt die GAÄD fest:
Der zu erwartende Impfnutzen für die Betroffenen ist gering.
Es gibt keine Daten zum Vergleich der kurz- und langfristigen Wirksamkeit und Sicherheit der neuen Impfstoffe gegenüber einer im Kindes- und Jugendalter natürlich erworbenen Immunität.
Mögliche Impfrisiken bis hin zu impfbedingten Todesfällen wiegen in dieser Altersgruppe besonders schwer.
Eine Kontrolle der Pandemie und der Schutz gefährdeter Erwachsener ist wahrscheinlich auch ohne die Impfung von Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren erreichbar.
Die GAÄD teilt die von einigen Landesärztekammern (z.B. im Saarland und Hamburg) aufgeworfenen Bedenken gegen den Beschluss des Bundesärztetages.
Die GAÄD schließt sich der Forderung der WHO an, dass vor einer Impfung von Kindern in den reichen Industrienationen der weltweiten Impfstoffversorgung insbesondere der armen Länder des globalen Südens ein klarer Vorzug zu geben ist.
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