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Bundesministerien suchen: Deutsche, maximal 32

13.04.2006 - von Dr. Carina Moeller, Hanne Schweitzer

Das Büro gegen Altersdiskriminierung gibt bekannt:
Entweder unsere Regierenden kennen das EU-Recht nicht oder es ist ihnen wurscht. Wie sonst kann man erklären, dass gleich zwei Bundesministerien
eine Stellenausschreibung veröffentlichen, die eindeutig altersdiskriminierend ist?
Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung haben eine Stelle ausgeschrieben, deren Altersgrenze mit "up to 32 years"
angegeben wird.

Die Altersgrenze "up to 32 years" verletzt das europäische Grundrecht auf Gleichbehandlung und ist unvereinbar mit der sogenannten Vorwirkung der
EU-Richtlinie 78. Deshalb mutet es geradezu zynisch an, wenn des
Entwicklungshilfe-Ministerium seine Webseite ausgerechnet mit folgendem Zitat von Nelson Mandela ziert: "Einem Menschen seine Menschenrechte
verweigern bedeutet, ihn in seiner Menschlichkeit zu mißachten."

Dazu hier eine Mail ans Büro gegen Altersdiskriminierung:

"Hallo,
“this vacancy is open to German female and male candidates, up to 32 years of age” – ein Satz am Ende einer Stellenausschreibung des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft+ Verbraucherschutz und des Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit + Entwicklung.

Meine erste Reaktion: “Das ist ja ein Ding, unverbluemt, frech, uebel, Steinzeitkapitalismus und so weiter und so weiter”. Ich meine, ist dies ganz legale (rechtlich abgesicherte) Altersdiskriminierung? Oder Willkuer einer Person in verantwortlicher Position? Ich lebe und wohne zur Zeit in Australien.

Hier nehmen der Staat und die Arbeitgeber (!!!!!!!) die Diskriminierung wegen des Alters sehr ernst: sie ist verpöhnt und geächtet.
Es ist Teil der Firmenkultur Diskriminierung, ob wegen des Alters, Geschlechts, sexueller Neigung, Rasse oder Religion, nicht zu tolerieren. Und dies ist sogar nachlesbar, schwarz auf weiss.

Altersbeschränkungen, wie die oben zitierte, habe ich hier in Stellenausschreibungen noch nie gefunden. Auf dem deutschen Jobmarkt finde ich sie ständig.

Ich wünsche mir einen respektvollen Umgang zwischen Alt und Jünger und Jung, und Jung und Älter und Alt. Aber, nu’ ma’ ehrlich “up to 32 years of age” ist doch wirklicher Mist. Ist da nichts was ich, wir, Sie tun könnten damit so’n Unfug aufhört?

Beste Gruesse,
Carina Moeller (*1965)"


"Dear Carina,
das Ministerium verstößt mit dieser Stellenausschreibung gegen die EU-Richtlinie 78 aus dem Jahr 2000. Diese Richtlinie bestimmt, dass Altersdiskriminierung in den Bereichen Beruf, Beschäftigung, Weiterbildung, Beförderung und Entlassung in allen EU-Mitgliedstaaten nicht länger erlaubt ist und sanktioniert werden kann.

Späteste Frist für die Umsetzung dieser EU-Richtlinie: Dezember 2006. Das Ministerium ist aber nicht aus dem Schneider, weil jetzt erst April 06 ist. Denn: Die Richtlinien entfalten eine sogenannte Vorwirkung. Das bedeutet: Wer gegen die Altersgrenze in der Stellenausschreibung des Ministeriums klagt, hat gute Chancen den Prozess zu gewinnen.

Bemerkenswert an Ihrem Brief aus Australien ist ausser der fassungslosen Empörung die Beschreibung der Haltung der dortigen Arbeitgeber. Man kann sich hier kaum vorstellen, dass in anderen Staaten Arbeitgeber Antidiskriminierungsgesetze nicht nur befolgen, sondern ernst nehmen und als richtig und wichtig ansehen.

Hier ist das anders. Die gewählten Abgeordneten des Bundestags haben mit dem Teilzeitbefristungsgesetz z.B. ein Gesetz verabschiedet, (> siehe diese Webseite unter Justiz), das eindeutig altersdiskriminierend war.

Aber nachdem das Gesetz vom europäischen Gerichtshof als unvereinbar mit dem europäischen Grundsatz der Gleichbehandlung zurückgewiesen worden war, hatten es weder Regierung noch Parlament nötig, sich für diese Unverschämtheit nach dem Motto, versuchen können wir es ja mal, vielleicht merkt es keiner, zu entschuldigen.

Arbeitgeber in D sind in der Mehrzahl gegen ein Gesetz gegen Altersdiskriminierung. Sie wollen bestimmen, wer eingestellt wird und wer nicht. Der Gleichbehandlungsgrundsatz interessiert hier nur dann, wenn es um die gleichberechtigte Höhe von Vorstandsgehältern geht. So verdient z.B. der stellvertretende Vorsitzende der Gesetzlichen Krankenkasse DAK mit 210.000 Euro gerade mal 10.000 Euro weniger, als der Vorsitzende. Der erhält laut DAK-Zeitung (vom April 2006) 220.796,63 €.

Auch bei den klassischen Verbündeten der abhängig Beschäftigten, den Gewerkschaftsfunktionären, ist das Bewußtsein für Gleichbehandlung nicht ausgeprägter. So wurde bei den jüngsten Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft verdi und den Kommunen vom Gewerkschaftschef Bsirske ganz ernsthaft der Vorschlag gemacht, Lebensalter und Arbeitszeit aneinander zu koppeln. Nach dem Motto: Du bist jung, du arbeitest viel, du bist alt, du arbeitetst wenig.

Liebe Carina, so sieht`s aus in der Bundesrepublik Deutschland 2006. Sie wird es sicher nicht wundern wenn immer mehr Leute hier wegwollen um woanders ihr Auskommen zu finden.

Schönen Gruß nach Wembley, Hanne i]


Bonn, 11.04.2006
Please find below the VACANCY ANNOUNCEMENT No.: ITA/AGPP/261
FEDERAL MINISTRY OF FOOD, AGRICULTURE AND CONSUMER PROTECTION
FEDERAL MINISTRY FOR ECONOMIC COOPERATION AND DEVELOPMENT
and
FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS (FAO)
Vacancy Announcement No.: ITA/AGPP/261
Deadline for application: 2006-04-21
Position Title: Associate Professional Officer (APO) Information Analyst, Sanitary and Phytosanitary (SPS) Issues
Level (grade): P-2
Duty Station: FAO, Rome
Duration: one year, renewable to two to three years
Organizational Unit: Plant Protection Service (AGPP)
The Associate Professional Officer (APO) position as Information Analyst, SPS Issues, will be located in the Agriculture Department and will contribute to FAO’s work on biosecurity and in particular to the International Portal on Food Safety, Animal and Plant Health which is a technical collaboration between the International Plant Protection Convention (IPPC), Codex Alimentarius and the Animal Health Service (AGAH) of the Animal Production and Health Division (AGA).
Duties and Responsibilities
In relation to the portal system development plan 2006-2007 the APO will participate in and contribute to internal meetings in which short-term work plans are discussed and established for portal system development, data collection and promotional activities.
The APO will also attend periodic meetings of the standard setting bodies (Rome or Geneva), and be involved in the preparation and delivery of side events, information papers on aspects of the portal project, etc. The APO will have considerable external contact with partner organisations at national and international level (notably the WTO SPS Committee, the secretariat of the Standards and Trade Development Facility, UNCTAD and ITC), as well as external technical agencies such as OIE or CBD (for the Biosafety protocol) and will work in consultation with partner and contributing institutions and organizations involved in the publication of relevant technical materials.
Under the direct supervision of the System Manager, International Portal on Food Safety, Animal and Plant Health, the APO will participate in maintenance and development activities associated with the system.
In particular, the APO will be involved in:
• the specification and testing of new features and functions of the International Portal;
• data quality assurance ;
• responding to user queries through the portal help desk and webmaster account;
• meeting and liaising with partner organizations to adopt data exchange standards to enable sources of relevant official information to be harvested automatically;
• developing training materials highlighting the use of the portal addressing information on market access, consumer protection or agricultural biosecurity issues;
• undertaking promotional activities to encourage further official data providers to make their data available to the portal;
• reviewing and contributing to project proposals for national information management activities aimed at building capacity to maintain and disseminate official SPS information and
• performing other duties as required.
Minimum Requirements
Candidates should meet the following:
- university degree in agriculture, plant health, animal health, food safety or related natural sciences,
- professional experience which allows an appreciation of the impact of the WTO SPS Agreement,
- analytical (numerical and textual), presentation (including training design) and good computer skills,
- fluency in English (orally and in writing),
- ability to draft reports and project documents under guidance,
- competency to cooperate with persons of different cultural and social backgrounds;
Selection Criteria
Candidates will be assessed against the following:
- familiarity with the instititions and political context of the international trading system for agricultural and food products,
- experience in developing countries, another United Nations Agency or international NGO,
- working knowledge of at least one other FAO language,
- ability to work in a team environment.
Application: (in all cases quote the vacancy announcement number) to:
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung
Referat 511 / APO-Programm
53168 Bonn
Please send a detailed Curriculum Vitae completed with copies of diplomas. Send your Curriculum Vitae and your letter of application as well as E-mail to: fao@ble.de
„Hinweise für Bewerber zum APO-Programm“ are an integral part of this vacancy announcement. They are available on Internet, webpage www.ble.de/apo.htm.
This vacancy is open to German male and female candidates, up to 32 years of age. Applications from qualified women candidates are encouraged.
-Level P-2 carries a base salary per year of nearly 42,000 US$ (without dependents) and nearly US$ 45,000 US$ (with dependents).

Quelle: Mail ans Büro gegen Altersdiskriminierung

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