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Lufthansa-Kabinenpersonal: Substanzielle Vergütungserhöhungen

Foto: H.S.

01.11.2022 - von PMVC + andere

1.11.2022:
Die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) hat nach fünfmonatigen Verhandlungen mit der Deutschen Lufthansa einen Tarifabschluss für die Kabinenbeschäftigten erzielt, der für das Jahr 2023 eine Vergütungserhöhung in zwei Schritten vorsieht: Neben einer Sockelaufstockung aller Gehaltstufen um 250 € am 1. Januar 2023 wird zum 1. Juli 2023 eine Vergütungserhöhung um 2,5% erfolgen. Mit diesen zwei Stufen liegen die Erhöhungen insgesamt - je nach Gehaltstufe - zwischen mindestens 8,89% und 17,47%. Die Laufzeit dieses Vergütungstarifvertrags endet am 31.12.2023.
Weiterhin wurde eine Spesenerhöhung von 20% und eine Erhöhung der Zulagen für leitende Flugbegleiter*innen in Höhe von 20% bzw. 30% vereinbart. Das bisherige sogenannte “Saisonalitätsmodell Kabine” wird abgeschafft und die 2.700 Beschäftigten dieser Personalgruppe werden in den Gesamtpersonalkörper zum 1. April 2023 ohne Beschränkungen der Arbeitszeit überführt.
Einmalzahlungen für die Monate August bis Dezember 2022 (insgesamt 1.200 €), die bereits im zurückliegenden September vereinbart wurden, werden nicht in die nun vereinbarte Vergütungserhöhung mit eingerechnet.
“Unsere geduldige und zähe Haltung während der monatelangen Verhandlungen hat sich ausgezahlt: Mit einer ersten soliden Vergütungserhöhung nach zwei pandemiebedingten Krisenjahren können wir nun durch das Jahr 2023, für das ein Aufschwung bei Lufthansa prognostiziert wird, gehen. Wir sind davon überzeugt, dass so die Absicherung wertiger Arbeitsplätze in der Lufthansa-Kabine weiter vorangetrieben werden kann”, kommentiert UFO-Tarifvorstand Stefan Schwerthelm das Ergebnis.
Mit dem neuen Tarifabschluss wird gleichzeitig der Krisen-Tarifvertrag vorzeitig beendet, in dem ein vierjähriger Kündigungsschutz für die Kabine bei gleichzeitigem elementaren Vergütungsverzicht geregelt waren.
“Wir sind froh, dass der Krisen-Tarifvertrag seit heute Geschichte ist. Zum Zeitpunkt seines Abschlusses, als noch niemand das Ende der Pandemie und ihre Folgen für den Luftverkehr absehen konnte, war er das richtige Instrument. Spätestens seit letzter Woche kennen wir aber nun auch die aktuellen Zahlen und diesjährigen Gewinnprognosen, so dass die vorzeitige Beendigung des Krisen-Tarifvertrags der einzig richtige Schritt war. Dies hat auch Lufthansa so gesehen”, ergänzt Schwerthelm.
Das Tarifergebnis steht unter einem zweiwöchigen Vorbehalt der notwendigen Gremienzustimmung. Zudem können die UFO-Mitglieder in einer Urabstimmung über das Tarifergebnis entscheiden.
Ufo, Mörfelden-Walldorf, den 01.11.2022

12.9.2022: Neuer Ansatz – Lufthansa und ihre Piloten gehen einen neuen Weg
Die Konzerntarifkommission der Vereinigung Cockpit und die Lufthansa konnten sich in der aktuellen Tarifauseinandersetzung auf erste Eckpunkte einigen. Dies ermöglicht, bis zum 30.6.2023 offene Themen ohne Zeitdruck und im Rahmen einer Friedenspflicht besprechen und verhandeln zu können. Um der hohen Inflation während der Laufzeit zu begegnen und gleichzeitig eine starke soziale Komponente einzubauen, haben sich beide Parteien darauf verständigt, zwei VTV-Erhöhungen (Vergütungstarifvertrag), um jeweils 490 € in der Grundvergütung während der Laufzeit durchzuführen.
„Dies ist als ein positives Signal Richtung der Kolleginnen und Kollegen im Cockpit, der Passagiere und der Zukunftsfähigkeit der Lufthansa zu werten“, so Matthias Baier, Pressesprecher der Vereinigung Cockpit, „Die Tarifverträge sind zwar weiterhin offen, aber die zu verhandelnden Punkte können nun in einem vertraulichen Rahmen diskutiert werden.“
Dr. Marcel Gröls, Vorsitzender Tarifpolitik der VC: „Das gute monetäre Ergebnis ist erfreulich, aber ebenso freuen wir uns, dass wir einen weiteren Schritt in Richtung einer tragfähigeren Partnerschaft erzielen konnten. Wir sind aktuell auf einem guten Weg mit der Lufthansa.“

7.9.2022: Entwarnung für Streik
Nachdem die Vereinigung Cockpit (VC) nach einem ausbleibenden Angebot der Lufthansa angekündigt hatte, sämtliche Flugbewegungen am Mittwoch und Donnerstag zum Erliegen zu bringen, gab es am Dienstag Entwarnung: Ein Sprecher der Pilotengewerkschaft teilte mit, die Auseinandersetzungen solle nun doch »am Verhandlungstisch« beigelegt werden. Der Streik für Mittwoch und Donnerstag wurde abgesagt, nachdem nun »ein ernstzunehmendes Angebot des Unternehmens« vorliege. VC teilte mit, im Kern sei ein Paket mit finanziellen und strukturellen Verbesserungen vereinbart, das nun in den nächsten Tagen ausgearbeitet werden müsse. Die Lufthansa-Aktien stiegen daraufhin um 1,5 Prozent.
Der VC hatte ursprünglich einen "automatischen Inflationsausgleich gefordert. Der war aber von Richtern des Arbeitsgerichts München als juristisch fragwürdig eingestuft worden. Unstrittig sind die von der Gewerkschaft geforderten 5,5 Prozent Lohnerhöhung. Verhandelt wird noch über die Höhe eines "pauschalen" Inflationsausgleichs. VC hatte 8,2 Prozent gefordert, was der Lufthansa aber zu viel war.

2.9.2022: 5.000 Piloten zum Streik aufgerufen
Man habe kein ausreichendes Angebot erhalten, kommentierte Matthias Baier, Sprecher der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) die erneut gescheiterten Tarifverhandlungen mit der Lufthansa. Er nannte die Gespräche mit der Fluggesellschaft am späten Mittwoch abend in einer Mitteilung »ernüchternd« und »eine vertane Chance«. Cockpit rief gleichzeitig mehr als 5.000 Piloten bei der Deutschen Lufthansa AG und der Lufthansa Cargo für den 2.9.2022 zum Streik »zwischen 0:01 und 23:59« Uhr auf. Gestrichen sind bislang 800 Flüge, die meisten davon in Frankfurt und München.
Junge Welt, 2.9.2022, Süddeutsche Zeitung

9.8.2022: Cockpit - Erstmal keine Streiks geplant
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit setzt auf Verhandlungen mit dem Lufthansakonzern. Vereinbart seien vier Verhandlungsterime, sagte der Vorsitzende der
Tarifkommission, Andreas Pinheiro.
9.8.2022, Printausgabe FAZ, S.19

4.8.2022: Ende des Flugchaos? Lufthansa will in den kommenden 18 Monaten 10 000 neue Mitarbeiter einstellen
Die Lufthansa will endlich die gravierenden operativen Probleme anpacken und lösen. Dazu plant das Unternehmen die Einstellung Tausender neuer Mitarbeiter. Während der Pandemie hatte man sich von zu vielen Angestellten getrennt. Der Konzern hat jüngst wieder die Gewinnzone erreicht – allerdings nur wegen des Frachtgeschäfts.
Neue Zürcher Zeitung unter: Link

3.8.2022: Flugchaos bei Lufthansa und Swiss: Auf die Konzernchefs warten unangenehme Fragen
Warnstreiks des Bodenpersonals, Streikandrohungen der Lufthansa-Piloten, abgelehnter Gesamtarbeitsvertrag durch die Swiss-Piloten: Die Chefs von Lufthansa und Swiss brauchen dringend Ideen, wie sie den Betrieb stabilisieren und das Vertrauen ihrer Mitarbeiter zurückgewinnen.
Neue Zürcher Zeitung unter: Link

31.7.2022: Lufthansa-Piloten Startklar zum Streik
Bei der am 31.07.2022 zu Ende gegangenen Urabstimmung haben sich die Pilotinnen und Piloten der Lufthansa klar dafür ausgesprochen, den aktuellen tarifpolitischen Weg weiterzuverfolgen. Das bedeutet: Die Piloten sind bereit in den Streik zu treten. Bei einer Wahlbeteiligung von 93,2 % (DLH) bzw. 95,7 (Lufthansa Cargo) stimmten 97,6% (DLH) bzw. 99,3% (Lufthansa Cargo) für die Unterstützung der Tarifkommission. Das erforderliche Quorum wurde damit deutlich überschritten. Das teilte am Mittag die Gewerkschaft VC mit.
Das Ergebnis der Urabstimmung zeigt die große Unterstützung der Mitglieder für die Ziele der Konzerntarifkommission. Gegenstand der aktuellen, aber bislang leider nicht erfolgreichen Verhandlungen, ist die angemessene und ausgewogene Vergütung im Cockpit. Bei den Forderungen der Pilotinnen und Piloten geht es schwerpunktmäßig um einen Ausgleich des Reallohnverlustes. Ein weiterer zentraler Punkt der Forderungen an den Arbeitgeber ist die Angleichung der Vergütungssystematik im Personalkörper bei gleichzeitiger Steigerung der Attraktivität der unteren Lohnstufen.

Dr. Marcel Gröls, Vorsitzender Tarifpolitik der VC: „Wir brauchen jetzt eine moderne und faire international konkurrenzfähige Vergütungsstruktur in allen Berufsgruppen.“
Diese positive Urabstimmung führt noch nicht zwangsläufig zu Streikmaßnahmen. Aber sie ist ein unüberhörbares Signal an die Lufthansa, die Bedürfnisse des Cockpitpersonals ernst zu nehmen.
„Auch im Interesse unserer Passagiere bedarf es jetzt eines ernstzunehmenden Lösungswillens seitens Lufthansa, um gemeinsam kreative Lösungsräume im Interesse des Unternehmens und seiner Mitarbeitenden zu schaffen“, so Dr. Gröls abschließend.

21.7.2022: Streik bei Lufthansa? Cockpit beschließt Urabstimmung
Frankfurter Rundschau, 21.7.2022 unter: Link


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Luftindustrie am Boden: Weltweite Arbeitskämpfe als Reaktion auf die Cost-Cutting Crazyness
Abhebende Profite und zunehmende Ausbeutung! Wir unterstützen alle aktuellen Kämpfe auf europäischen Flughäfen!
"Am 16. Juli 2022 trafen sich per Videokonferenz Delegierte der Beschäftigten des Luftverkehrssektors (Spanien, Italien, Frankreich und Portugal) von Gewerkschaftsorganisationen, die dem internationalen Gewerkschaftsnetzwerk für Solidarität und Kampf angehören, um die explosive Situation in der Branche zu erörtern, die durch die Phase nach der Pandemie und das Ende der Beschränkungen und Schließungen gekennzeichnet ist. (...)

All dies ist das Ergebnis des kapitalistischen Managements der pandemischen Krise in diesem Sektor, bei dem das einzige Ziel darin bestand, die Profite der großen multinationalen Konzerne zu sichern, während für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des Sektors nur Entlassungen, ob trocken oder unterstützt oder mit Kurzarbeit, Prekarität und starke Lohnkürzungen vorgesehen waren, wodurch der Sektor nicht auf die Wiederaufnahme des Flugbetriebs vorbereitet war, mit Personalmangel in allen Flughäfen und Unternehmen, mit unannehmbaren Arbeitsbedingungen, sowohl für diejenigen, die weitergearbeitet haben, als auch für diejenigen, die neu in den Sektor gekommen sind.

Diese Bedingungen schaffen eine explosive Situation mit mehreren Mobilisierungen an verschiedenen europäischen Flughäfen und auch durch spontane Initiativen von Beschäftigten (...) Der Luftverkehr ist in Italien, Frankreich, Spanien und Portugal mit einer allgemeinen Unterbesetzung in allen Bereichen, Lohnkürzungen, einer Zunahme der Unsicherheit und der Flexibilität konfrontiert, die die Arbeitsbedingungen unhaltbar machen, auch aufgrund der Verschlechterung der klimatischen Bedingungen, die zu einer Verschlechterung der Dienstleistungen für die Passagiere führen..."

Aus der Pressemitteilung am 29.7.2022 beim alternativen gewerkschaftlichen Netzwerk für Solidarität und Kampf (dem auch LabourNet Germany angehört) - siehe im Dossier von Labournet den Volltext und die Hintergründe unter: Link

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Streit zwischen der Swiss und ihren Piloten
Der neue Gesamtarbeitsvertrag ist geplatzt – 80 Prozent der Mitglieder von Aeropers haben den Entwurf abgelehnt. ... Gewerkschaft Aeropers etwas anders.
Sie schreibt in einer Mitteilung: «Der Aeropers-Vorstand fordert nun zügige Nachbesserungen des abgelehnten Vertrages zugunsten der Pilotinnen und Piloten, damit die Stabilität des Flugbetriebes über den Sommer und den Herbst sichergestellt werden kann.»
Neue Zürcher Zeitung Printausgabe vom 2.8.2022 S.21

Quelle: Airportzentrale.de, Labournet.de, NZZ,Junge Welt