06.09.2006 - von Hanne Schweitzer
Mit plumpen Begriffen wie "Seniorenwirtschaft" oder "Wirtschaftsfaktor Alter" versucht Politik in Deutschland einen Paradigemenwechsel anzustoßen. Unternehmen sollen animiert werden, jenseits des einträglichen Pflege- und Gesundheitsmarktes neue Angebote für den 50plus-Markt zu entwickeln und zu etablieren.
Laut einer Umfrage von ZDF und ARD unter 1.820 BürgerInnen, nutzen hierzulande mittlerweile 38,6 Mio. Erwachsene das Internet. Zwischen 2005 und 2006 sind - laut dieser Umfrage - hierzulande 1,1 Mio. neue Kunden hinzugekommen. Die größte Zuwachsrate wurde bei den über Fünfzigjährigen festgestellt.
Das entspricht der zunehmenden Größe dieser Altersgruppe und unterstreicht die Bedeutung der über 50Jährigen als "Wirtschaftsfaktor" ebenso, wie ihre ökonomischen Potentiale. Internetanschlüsse gibt es bekanntlich ebenso wenig umsonst, wie die zum Surfen notwendigen Rechner, Mäuse oder Monitore.
Was aber macht die FAZ?
Sie veröffentlicht die Erfolgsmeldung vom überproportional gewachsenen Markt der Internet-User über 50 mit der Überschrift: "Greise Surfer".
Die Überschrift ist abwertend, diskriminierend und denunzierend. Sie belegt das negativ geprägte Altersbild dieser Gesellschaft. Sie ist ein trauriges Beispiel für den hiesigen Altersrassismus. Das ist Ihnen zu starker Tobak?
Nun, der Begriff Altersrassismus (englisch Ageism) kommt aus den USA und er wurde bereits 1969 (!!!) vom Direktor des US-Instituts on Ageing, Butler, geprägt. Die Wortschöpfung „Ageism“ bezeichnet
1. Vorurteile gegenüber älteren Menschen, dem Alter und dem Altersprozess,
2. soziale Diskriminierungen älterer Menschen,
3. institutionelle und politische Praktiken, die stereotype Überzeugungen (oft ohne dies zu beabsichtigen) bestätigen und aufrechterhalten.
Die Überschrift "Greise Surfer" gehört zu jenen Stereotypen, die von Robert Butler beschrieben werden als:
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