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Mehrgenerationenhäuser: Kostenträchtig wird herumlaboriert

22.05.2007 - von Lisette Milde

Die Rheinpfalz veröffentlichte am 7. Mai einen Artikel zum Thema "Mehrgenerationenhäuser unter der Überschrift: „Chance gegen Einsamkeit.“ Dazu der Leserinbrief von Lisette Milde:

Ich muss mir die Empörung von der Seele schreiben, die mich beim Lesen Ihres oben genannten Artikels befällt, und schicke Ihnen den Beitrag auch zu, wohlwissend, dass Sie ihn nicht veröffentlichen werden. Da ich jedoch andere Wege zum Veröffentlichen habe, halte ich es für korrekt, dass Sie davon wissen.

Abgesehen davon, dass Ihre Redakteurin Petra Depper-Koch aus Sicht der alten Frauen keine guten Fragen stellt, ist der Hauptgegenstand meines Zorns Ihr Interviewpartner.

Wie für Männer üblich und möglich, hat sich dieser alte Mann für seine nachberufliche Zeit wieder ein Pöstchen geschaffen, dass ihm die öffentliche Aufmerksamkeit garantiert.(Vorsitzender des rheinland-pfälzischen Seniorenbeirats)

Vor ein paar Jahrzehnten, als man seiner Aussage nach in Rheinland-Pfalz noch ganz anders gedacht hat, wie er freimütig erklärt, und „damals in den Städten auf Teufel komm raus Altenheime gebaut hat, weil man das für die beste Form hielt, den Lebensabend zu verbringen“...“
Diese Art des Zusammenlebens hat sich allerdings nicht bewährt“ ...

Und trotz dieser Erkenntnis, setzt jetzt der „Facharbeiter für Alte“ schon wieder auf kostenträchtige Modellformen, die nichts anderes bewirken sollen, als endlich das Problem der „Alterslast“ bewältigt zu haben.

Es werden mit dem Modell der „Mehrgenerationenhäuser“ nach der einmütigen Lesart der momentanen BefürworterInnen nicht nur alle „gut kochenden“ und „hütefreudigen Omas“ kostenlos beschäftigt, sondern gleichzeitig den gebärfreudigen Eltern die Last der Kinderbetreuung erleichtert.

Diesen zur Dankbarkeit verpflichteten Eltern droht dann allerdings, dass sie in aufgeschobener Gegenleistung, später die Betreuung der dann hinfälligen Omas zu übernehmen haben. (Subsidiarität heißt so was neudeutsch)

Und für einige Opas - die allerdings nicht so genannt werden - bleibt in den MGH die dankbare Aufgabe, „die Fäden in der Hand zu behalten, denn einen Verantwortlichen für das Ganze, muss es schließlich geben, sonst geht die Sache schief“!

Mein Kommentar zu diesem Artikel fällt so kritisch und böse aus, weil erstens alte Frauen – und dies nicht nur hier „sondern sehr häufig in der gesamten Presse – einfach OMA genannt werden. Eine bodenlose Frechheit. Wenn dieser Interviewpartner schon so entwürdigend redet, warum verwahrt sich diese die Journalistin nicht dagegen? Es geht auch um ihre Würde dabei.

Dazu kommt: 1989 war ich Teilnehmerin an einer Anhörung im deutschen Bundestag zum Thema Wohnen im Alter. Es nahmen ca. 30 VertreterInnnen von Organisationen aus der ganzen BRD Teil. (Dokumentiert in ZUR SACHE 1/89)

Ich wurde damals als Einzige von der WDR-Journalistin Monika Piel (heute Intendantin des WDR) interviewt mit der Begründung, ich sei die Einzige, die für die alten Menschen gesprochen hätte.

Schon damals sind alle Für und Wider zu diesem Thema breit und nachlesbar diskutiert worden. Und immer wieder wird kostenträchtig neu herumlaboriert und die Zeitbetroffenen kommen nicht zu ihrem Recht. Ein Haupttenor der damaligen Diskussion war zu meinem Erschrecken, dass – die Zahl habe ich nicht mehr präsent - im Jahr 2000 viele Lebensversicherungen ausgezahlt würden und da böte es sich doch an, für die Empfänger dieser Gelder Wohneigentum vorzubehalten!

Erneut stelle ich die Frage an die Familienministerinnen der letzten 20 Jahre, wenn ich richtig gezählt habe, waren es sieben machtvolle Frauen, was haben die eigentlich getan in der Sache, in der sie ja auch als Seniorenministerin verantwortlich waren? Auch habe ich von diesen Fachministerinnen nie eine Kritik an der diskriminierenden Redensart OMA für jedwede alte Frau gehört. Über Ministerinnen – auch gewesene – wird so abwertend ja auch nicht gesprochen. Zu Frau von der Leyen sagt ja auch niemand Mama von der Leyen.

Link: http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?id=2842
Quelle: Mail an das Büro gg. Altersdiskriminierung

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