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Grufti-König in Braunschweiger Zeitung

05.06.2007 - von Hans-Hermann Scheld

In der Braunschweiger Zeitung erscheint ein Foto mit einem Kurzbericht darunter.
Abgebildet sind "Zweidorfer Majestäten mit Grufti-König".

Die überschriftliche Bezeichnung "Grufti" in Bezug auf den Seniorenkönig unter der dem Foto mag zwar dem "geilen" Sprachgebrauch vieler der jungen Generation entsprechen und mittlerweile im entlegensten "Bauernkaff" Einzug gehalten haben.

Auch und gerade die Braunschweiger Zeitung sollte sich nicht auf dieses schriftliche journalistisches Sprachniveau begeben und aufklärend darauf hinweisen, dass die die Verwendung solcher Ausdrücke eine inakzeptable Altersdiskriminierung ist.

Auch dies gehört zu den journalen Pflichten einer Zeitung!

Mit freundlichen Grüssen
Hans-Hermann Scheld

Den Leserbrief beantwortet:
Jörg Fiene
Redaktionsleiter
Peiner Nachrichten

Sehr geeherter Herr Scheld,
vielen Dank für Ihren Brief. Aber um feststehende Bezeichnungen kommen wir nicht umhin. Der gekürte König heißt schlichtweg Grufti-König. Den können wir nicht einfach umbenennen, schon aus der von ihnen genannten journalistischen verpflichtung heruas. Da es sich um einen König der Junggesellen handelt, ist von einem reinen Spaß-Titel auszugehen, der nichts mit Altersdiskriminierung zu tun hat. Der Begriff ist also keine Schöpfung der Redaktion.

Mit freundlichen Grüßen
Jörg Fiene

Auf die Mail antwortet Herr Scheld:
Sehr geehrter Herr Fiene,
besten Dank für Ihre mail mit der Beantwortung meiner mail.

Ich komme gerade von einem längeren Spaziergang mit meiner Frau vom Kanal bei Rosenthal.zurück Bei einer Unterhaltung dort erinnerten wir uns an unseren mehrjährigen beruflichen Aufenthalt vor bald 50 Jahren in der Schweiz. Wir erinnerten uns, als wir einmal abends in einer dörflichen Gastwirtschaft (schweiz. Beitz) sassen und am Nebentisch sich ältere Männer aus dem Dorf gemütlich bei einem Glas Roten zusammengesetzt hatten, als nach einer Weile jüngeren Männer in die Gaststube kamen und sich unaufgefordert und nicht abgesprochen an den Tisch der Alten setzten. Es entspann sich eine recht lebhafte Unterhaltung zwischen beiden Generationen, die das Thema ihres zu verschiedenen Zeiten abgeleisteten Dienstes bei der Schweizer Armee nicht aus liess.

Ich glaube,es wäre keinem der jungen Anwesenden in den Sinn gekommen, die Alten Grufties zu nennen. Die dörfliche Gesellschaft funktionierte dort noch, getragen vom beiderseitigen Respekt zwischen den Generationen!

Nun aber zu Ihrer Begründung: auch wenn es sich dort um eine feststehenden Bezeichnung einer kleindörflichen Junggesellschaft handeln mag, in der nachfolgenden Kurzerklärung bezeichnen Sie den Betreffenden selbst als Seniorenkönig, muss es einer unabhängigen Zeitung freistehen, ob sie solcherlei Zoten übernimmt und abdruckt. erst recht, auch wenn sich Teile dieser Wortwahl sich nicht eindeutig auf eine solche kleine Gemeinschaft beschränkt und mittlerweile auf eine allgemein übliche und abwertende Bezeichnung der älteren Generation hinweist!

Ob dies eine Form der Altersdiskriminierung ist, darüber kann man geteilter Meinung sein. Ich kann Ihnen nur versichern,
dass ich mich auf Grund meines universitären sozialwissenschaftlichen Studiums mit diesem Thema mehrere Jahre befasst habe und im engen Kontakt mit dem inzwischen in Nordrhein-Westfalen sehr anerkannten Verein gegen Altersdiskriminierung stehe. Ich sehe es also etwas anders.

Wie die Zweidorfer Junggesellen zu ihrer älteren Generation steht und sie benennt, ist mir ziemlich wurscht. Wenn aber diese dümmliche Bezeichnung durch die Braunschweiger Zeitung über den dortigen dörflichen Horizont gebracht wird und sich ältere Menschen im Vertriebsbereich der BZV entsprechend negativ mit angesprochen fühlen, werden wir uns die Frage stellen müssen, ob wir uns diese Zeitung täglich in Zukunft antun müssen.

Mit freundlichen Grüssen
Hans-Hermann Scheld

Quelle: Braunschweiger Zeitung, 05.06.07, Seite 35