07.05.2008 - von Hanne Schweitzer
Der DGB hat 10 seniorenpolitische Eckpunkte am 30.4.2008 veröffentlicht. Warum es so lange gedauert hat, bis zu ihrer Verabschiedung, bleibt ein Rätsel, denn aufregend, anregend oder gar weltbewegend sind diese Eckpunkte nun wirklich nicht. Postionen werden keine vertreten, allenfalls sattsam bekannte wiederholt. Getreu dem Motto, es ist gefährlich in den Garten zu gehen, wenn der Salat schießt und die Bäume ausschlagen, handelt es sich um ein Sammelsorium dessen, was eh seit Jahren an Forderungen oder Vorschlägen in der Republik umherwabert. Das ist umso erstaunlicher, als insbesondere die Landesseniorenausschüsse und Kreisausschüsse der DBG-Senioren sehr viel fortschrittlichere Positionen vertreten, als sie in den Eckpunkten zu finden sind.
Beim Stichwort Diskriminierung gebührt den Eckpunkten mindestens eine Gelbe Karte. Zwar ist die Interpretation des AGG hinsichtlich des Lebensalters seniorenfreundlich gelungen, aber leider ist sie nicht korrekt.
Schade.
Der DGB, der immerhin noch bis Anfang dieses Jahrtausends eine eigene Seniorenbeauftragte hatte, diese aber genau zu dem Zeitpunkt wegrationalisierte, als SeniorInnen und die demografische Veränderung zum Thema wurden, hat eine wichtige Möglichkeit Profil zu zeigen vertan. Im Grundsatz will der DGB
keine Selbstorganisation und Selbstvertretung seiner Mitglieder und keine neuen Aufgabenfelder. So bleibt "Seniorenarbeit" schlecht und recht bei den Einzelgewerkschaften, die sie in der Fläche altersgerecht und wohnortnah oft objektiv nicht leisten können, selbst wenn sie wollten.
Die Zusammenarbeit auf Landesebene wird nicht offensiv gefordert, regionale und örtliche Zusammenarbeit von SeniorInnen (in der Fläche oft die einzig realistische Möglichkeit) wird ab und an praktiziert, toleriert, aber nicht strategisch angezielt und gefördert. Die älteren Mitglieder haben weder Personengruppenrechte, noch neue Aufgaben.
Seniorenpolitik, soll weitestgehend unter Kontrolle des Apparates bleiben. Die Eckpunkte sind der Kompromiß aller Gewerkschaften, von denen sich einige aber längst nicht alle für ihre Senioren interessieren. Beispiel. IG Metall: "Wir können keine Senioreninteressen vertreten, unser Kerngeschäft ist die Welt der Arbeit. So auch im Papier der Initiative Trendwende (Regionalentwicklung DGB). Der DBG setzt auf hauptamtliche Professionalisierung und erhebt gleichzeitig, bei fehlendem Konzept und Ressourcen den Anspruch, die Ehrenamtlichkeit für Gewerkschaftsinteressen zu fördern. Die Funktionäre hoffen, über die Lebenszeit der aktiven SeniorInnen für die klassichen DGB-Aufgaben verfügen zu können.
Altersdiskriminierung wird in den Gewerkschaften nicht zum Thema gemacht, mehr noch: die seniorenpolitischen Eckpunkte werden nicht auf die eigenen Organisationen angewendet werden.
Künftige Altengenerationen werden nicht aus blinder Loyalität im Club bleiben. Schade, dass die Leute nicht eine Seniorengewerkschaft gründen und dann eigenständiges Mitglied im DGB werden!
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