17.11.2008 - von Hanne Schweitzer
Seit dem 1.10.2008 stehen die ersten 50 Kommunen fest, die am neuen Modellprogramm "Aktiv im Alter" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend teilnehmen möchten. Lediglich 332 Städte und Gemeinden hatten sich darum beworben, "das Leitbild eines aktiven Alters vor Ort mit Leben zu füllen". Die größte Kommune ist mit fast einer Million Einwohnern die Stadt Köln, die kleinste ist Gersten im Emsland mit 1.226 Einwohnern.
"Die älteren Menschen werden eine größere Rolle im öffentlichen Leben spielen", sagt Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen. "Seniorinnen und Senioren sind heute aktiv und wollen sich einbringen, wollen gebraucht werden. Es ist wichtig, dass die 50 Kommunen als Trendsetter dieses neue Bild vom aktiven Alter nicht nur verstehen, sondern es auch mit Leben füllen. Dann wird es sich schon bald in unserer Gesellschaft durchsetzen."
Vorgesehen ist, dass die Kommunen sich in "lokalen Foren" gemeinsam mit ihren BürgerInnen Gedanken darüber machen, "Wie wollen wir morgen leben" und entsprechende Ziele entwickeln. Diese sollen dann von ehrenamtlich arbeitenden SeniorInnen umgesetzt werden. Der Bund fördert das von der Bertelsmann Stiftung vorgedachte Konzept mit Zuschüssen von 10.000 Euro pro Kommune. "Die Ziele können sehr vielfältig sein. So könnte zum Beispiel beschlossen werden, ein Denkmal zu errichten, einen Dorfplatz zu verschönern oder ein Schwimmbad zu leiten," konkretisiert die Bundesfamilienministerin das Modellprojekt in ihrer Pressemitteilung.
Die Gemeinden wurden in Abstimmung mit den Bundesländern ausgewählt. Sind die Erfahrungen der ersten 50 Kommunen ausgewertet, können nach einer Ausschreibung im 1. Quartal 2009 ab 1. Juni 2009 weitere 100 Kommunen am Programm "Aktiv im Alter" teilnehmen können.
Die Kommunen sind die neuen Partner bei der Engagementförderung des Bundes. Am 18. Juni 2008 fand im KörberForum in Hamburg eine Tagung mit dem bezeichnenden Titel: "Altere Menschen schaffen Angebote in den Kommunen" statt. Diese Tagung war der Abschluss eines anderen Modellprojekts des Bundesfamilienministeriums: "Selbstorganisation älterer Menschen". Auch bei diesem Projekt ging es - ganz im Sinne der Bertelsmann Stiftung, die ja längst die Richtlinien der Seniorenpolitik bestimmt darum, die Kommunen auf "die Nutzbarmachung von Engagementpotentialen älterer BürgerInnen" aufmerksam zu machen, um so die finanzielle `Last´ der kommunalen Daseinvorsoge elegant loszuwerden.
Schließlich will doch jeder etwas anderes hinterlassen, als ein Kuhle im Sofa, oder? Die Bertelsmann Stiftung drückt es anders aus. "Kurz- und mittelfristig sind Senioren als "Sozialkapital" für das Gemeinwesen besonders interessant." (Demographischen Wegweiser zur kommunalen Seniorenpolitik, 2006). Darin sind "konkrete Aufgaben" für die Kommunen zur Rekrutierung und Koordinierung des "Sozialkapitals" ebenso aufgelistet, wie die "zentrale Bedeutung" der "wichtigsten kommunalen Zukunftsaufgaben in diesem Bereich", die Festlegung "begleitende(r) Zielsetzungen und Evaluationskriterien" und von "Handlungsspielräume", "aus kommunaler und kommunalpolitischer Pespektive".
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