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Handwerksmeister, 72: Bundesdeutsche Realität

31.03.2010 - von D.R.

Als selbständiger Malermeister hatte ich 1998 einen schweren Berufsunfall (Absturz vom Gerüst). Nach einem halben Jahr Reha wusste ich immer noch nicht, ob ich wieder handwerklich tätig sein kann. Also baute ich mir einen Farben- und Tapetenhandel auf. Die Betriebsberatung der Handwerkskammer hatte mir ein wirtschaftliches und tragfähiges Konzept erarbeitet. Ich war damals 62 Jahre alt. Die Kreditanstalt des Handwerks unterstützte mein Vorhaben. Meine Hausbank, über die das Darlehen in Höhe von 60.000,-- DM laufen sollte, hatte mir bereits eine mündliche Zusage gemacht. Leider habe ich darauf vertraut. Als es zum schriftlichen Darlehensvertrag gehen sollte, eröffnete mir meine Bank, ich sei zu alt und man könne das nicht machen, der Kredit liefe schließlich über 10 Jahre.
Ich war damals gezwungen, alles privat zu finanzieren. Das ging am Anfang auch, denn ich hatte ja noch den Handwerksbetrieb mit sechs Angestellten und große Aufträge. Aus diesen Erträgen konnte ich den Aufbau des Geschäftes finanzieren. Prompt kam damals nach Einführung des EURO eine Konjunkturflaute. Die großen Aufträge blieben aus und ich musste fünf Mann entlassen. Ein Jahr später musste ich dann mein Ladengeschäft leider schließen, weil ich meine Gläubiger nicht mehr bedienen konnte.

Jetzt arbeite ich mit 72 Jahren wieder in meinem Handwerksberuf. Weil ich immer noch Altschulden tilgen muss, wollte ich von meiner Bank wenigstens noch einen Kontokorrentkredit von 5.000,-- EUR. Wurde abgelehnt.
1. wegen Alters und zweitens keine Sicherheit.

Das bedeutet für mich: Wenn ich jetzt arbeitsunfähig krank werde, muss ich zum Sozialmt gehen. Toll nach 50 Jahren Selbständigkeit.

Ich weiß wirklich nicht mehr, wer mir noch helfen könnte.

Link: http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?id=3460
Quelle: Büro gegen Altersdiskriminierung

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