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Dissertation: Mit 45 nicht mehr förderwürdig

Bahnhof Potsdam, November 2007 Foto:Hanne Schweitzer

06.04.2010 - von F. R.

Ich bin 45 Jahre alt und erhalte keinerlei Förderung für meine berufbegleitende Promotion im Bereich der Sozialwissenschaften. Ablehnungsgrund bei mehr als 3o Stiftungsanfragen, Förderungswerken und staatlichen Bildungsförderungsinstitutionen war mein Alter. Mein Dissertationsthema ist die Altersarmut in Deutschland.

Zu dieser Form der Altersdiskriminierung kommt hinzu, dass mein Forschungsschwerpunkt für Wirtschaftsunternehmen nicht gerade von hohem ökonomischen Interesse ist und damit auch Sponsorengelder nicht zu aquirieren sind. Ich höre immer wieder "Sie sind zu alt" und "Ihr Thema ist zwar interessant, aber Geld lässt sich damit nicht verdienen".

Insofern muss man sich wohl mit dem Einzelkämpferdasein abfinden, wenn man mit 45 nicht mehr als förderwürdig angesehen wird. Bis auf die Böckler Stiftung, die auch ein Stipendiumprogramm für ältere Doktoranden aufgelegt hat, gibt es m. E. für über 40jährige keine Möglichkeit eine Promotionsförderung zu erhalten.

Auch Bafög und Studiendarlehen werden vom Gesetzgeber her mit einer (diskriminierenden) Altersbegrenzung belegt.
Am Telefon hat mir das Cusanuswerk (weil ich Vollzeit arbeite und für eine Förderung nur eine Teilzeitstelle wahrnehmen darf) abgesagt. Aus Altersgründen haben die Felix-Burda-Stiftung (telefonisch), der Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds (per Mail), die Fritz-Thyssen-Stiftung (per Mail), und viele andere Stiftungen und Förderwerke (telefonisch) abgesagt. Ich könnte Ihnen da viele Namen von Sachbearbeitern nennen, aber auch die handeln nur auf Anweisung von oben.nWenn Sie in die Förderkriterien der promotionsfördernden Stiftungen schauen, finden Sie bei jeder 2. Stiftung die Altersbegrenzung in den Fördervoraussetzungen.
Ich habe mich telefonisch bei der Gleichstellungsbeauftragten des Bundes (Bereich Bildungsförderung) in Berlin beschwert (Name habe ich vergessen). Die wusste gar nicht was ich meinte, und warf mir vor, dass ich schließlich einen Job hätte, was viele junge Doktoranden nicht hätten. Ich solle die Promotion aus meinem Einkommen heraus bezahlen und nicht den Jüngeren die Mittel wegnehmen. Ich fragte die Dame zum Abschied, ob sie wisse, was für eine Stelle sie besetzt und was ihre Aufgabe sei. Was soll ich Ihnen sagen ... sie hat mich nicht verstanden.

Es ist schon sehr frustrierend. Man möchte sich beruflich qualifizieren und mit seiner Arbeit etwas für unsere Gesellschaft leisten - und bekommt durch sein Alter Grenzen aufgezeigt.

Nach wie vor suche ich eine finanzielle Förderung und eine Mentorin (die man nur bekommt, wenn man bis 32 Jahre in ein entsprechendes Förderprogramm aufgenommen wird), die mich in sozialethischen Fragestellungen unterstützt (Raum Göttingen - Radius 100km).

Link: http://www.altersdiskriminierung.de/themen/artikel.php?id=3335
Quelle: Büro gegen Altersdiskriminierung

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31.03.2010: Studenten ab 30: Zwang zur privaten Krankenkasse
30.03.2010: Dissertation: Mit 28+ zu alt
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