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03.01.2025 - von Hanne Schweitzer
Noch sind die Gehälter der Krankenkassenchefs des Jahres 2023 nicht alle veröffentlicht. Von den elf AOKs im Land haben nur vier den Abgabetermin eingehalten, das ist nicht mal die Hälfte. Pünktlich vorgelegt hat auch der Bundesverband der AOK. Wer da angekommen ist, dem tut nichts mehr weh. Der Bundesverband zahlt gut, er hat 27 Millionen Mitglieder, sprich Versicherte und dazu ungezählte Steuerzahler, sie finanzieren den Bundeszuschuss. Bei der AOK ging der größte Batzen "Lohn" an eine, Carola Reimann. Ihre Jobbezeichnung: "Vorsitzende des Geschäftsführenden Vorstands des Bundesverbands der AOK". Im Alter wird sie nicht darben. Ihre Arbeit hat sich gelohnt. Rausgekommen, etwa an Verbesserungen ist nicht so sehr viel, aber 17 Jahre Bundestagsabgeordnete und vier Jahre Gesundheitsministerin, da kommt finanziell was bei rum.
2023, als oberste AOK-Chefin, verdiente Frau Reimann mehr als eine Viertelmillion. Um genau zu sein: Es waren 289.949,77 Euronen. Der im Gegensatz zu Ursula von der Leyen immerhin gewählten Vorständin wurde vom Geld der Beitragszahler aber noch mehr überwiesen. Zu den 289.000 kommt noch eine Prämie von 46.200,00 EUR. Dazu kommt noch eine Betriebsrente von 108.517,82 EUR. Dazu kommt der geldwerte Vorteil, der durch den Dienstwagen entsteht, in Höhe von von 2.264,90 EUR. Das macht zusammen: 446.930 Euro. 446.930. Fast eine halbe Million. Da ging noch mehr. Die Vorständin musste an ihre Zukunft denken. Was würde sonst aus ihr werden, wenn es mal Knatsch gab im obersten AOK-Vorstand. Darum handelte die AOK-Chefin mit dem Vorstand dem sie vorsitzt einen AOK-Vorstandsvertrag aus. Darin kann man lesen: "... der Vorstandsvertrag, (kann) soweit keine außerordentliche Kündigung nach § 626 BGB erfolgt, mit siebenmonatiger Frist zum Monatsende gekündigt werden. Bei Amtsentbindung ohne außerordentliche Kündigung treffen die Parteien einvernehmlich eine angemessene Regelung.
Kosten für die Beitragszahlenden der AOK im Jahr 2023: 446.930 EUR
Was tut Frau Reimann in ihrem Job als Vorstand Geschäftsführenden Vorstands des Bundesverbands der AOK?
Ich weiß es nicht.
Was tut AOK Bundesverband?
"Der AOK-Bundesverband ist der verbandsmäßige Zusammenschluss der elf Allgemeinen Ortskrankenkassen. Es ist unter Anderem seine Aufgabe, das AOK-System mit seinen über 27 Mio. Versicherten gesundheitspolitisch zu repräsentieren. Im Verhältnis zu den Gesellschaftern hat der AOK-Bundesverband die Funktion, die Gesellschafter im Sinne eines Servicedienstleisters bei der Erfüllung ihres gesetzlichen Auftrages zu unterstützen und den Gesellschaftern zur Erhöhung der Effizienz des AOK-Systems und dem einzelnen Gesellschafter sächliche und personelle Leistungen anzubieten, die über die zentrale Wahrnehmung durch einen Bundesverband effektiver oder kostengünstiger realisiert werden können."
Was tun und was verdienen andere AOKlerInnen
AOK Bayern
Vorstandsvorsitzende: Dr.Irmgard Stippler
Zuvor war sie Vorsitzende der Geschäftsführung des Universitätsklinikums Gießen-Marburg, Vorstandsmitglied der Rhön-Klinikum AG.und Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland.
Jahreseinkommen: 230.762,00 EUR + Prämie 53.769,85 EUR + Betriebsrente 77.335 EUR
Kosten für die Beitragszahlenden der AOK Bayern im Jahr 2023: 361.866,85 EUR
AOK Nordost
Vorstandsvorsitzende: Daniela Teichert
Sie arbeitet seit mehr als 25 Jahren für die AOK. Sie hat eine Ausbildung als Sozialversicherungsfachangestellte und studierte Gesundheits- und Sozialökonomie.
Jahreseinkommen: 170.000,00 EUR + Prämie 16.575,00 EUR + Betriebsrente 44.043,60 EUR + Dienstwagen 10.963,00 EUR + Unfallversicherung 2.303,60 EUR
Kosten für die Beitragszahlenden der AOK Nordost im Jahr 2023: 243.885,20 EUR
AOK Plus
Vorstandsvorsitzender: Rainer Striebel
Er war am Aufbau der AOK in Dresden beteiligt, wurde 1997 Geschäftsbereichsleiter bei der AOK Sachsen, 2011 stellvertretender Vorstandsvorsitzer der AOK PLUS.
Jahreseinkommen: 206.000,00 EUR + Prämie 60.600,00 EUR + Betriebsrente 24.282,00 EUR + Dienstwagen 10.284,00 EUR + Regelung des Einstweiligen Ruhestands, der "vergleichbar mit beamtenrechtlichen Regelungen" ist + "Bei Amtsentbindung einvernehmliche Regelung zwischen den Parteien vorbehalten. Bei Amtsenthebung Möglichkeit einer außerordentlichen oder ordentlichen Kündigung. Bei Wirksamwerden des Wettbewerbsverbotes besteht Anspruch auf eine Karenzentschädigung in Höhe von 60 % der zuletzt erhaltenen monatlichen Festbezüge für sechs Monate.
Kosten für die Beitragszahlenden der AOK Plus im Jahr 2023: 301.166,00 EUR
AOK Niedersachsen
Vorstandsvorsitzender: Dr. Jürgen Peter
Er ist seit 2005 Vorstandsvorsitzender.
Jahreseinkommen: 221.731,00 EUR + Prämie 55.432,75 EUR + Betriebsrente
57.097,35 EUR + Zuschuss zur privaten Versorgung 200,89 EUR
Kosten für die Beitragszahlenden der AOK Niedersachsen im Jahr 2023: 334.461,99 EUR
Allein vier der elf AOK Vorstandsvorsitzenden kosteten AOK Mitgleidern und Steuerzahler schon knapp 3.5 Millionen Euro. Dazu kommt das Geld für die stellvertretenden Vorstandvorsitzenden und für all die "normalen" Vorstandsmitglieder.
Am 3. April 2025 fragt die WELT: Wird bei den Krankenkasse Geld verschwendet?
"... Bei einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa stimmten 70 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass die Beitragsgelder „zu wenig effizient eingesetzt werden und zu viel Geld verschwendet“ werden, wie der AOK-Bundesverband
als Auftraggeber der Befragung mitteilte.
Weiterlesen über Verschwendung bei den Krankenkasse unter: Vorstandsvergütungen Gesetzliche Krankenkassen GKV, MDK, KBV 2017 Link
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