16.12.2010 - von E.K.
Ich habe im Alter von 37 Jahren ein zweites Studium aufgenommen. Dieses schließe ich jetzt ab und bin mittlerweile 41 Jahre. Ich bin mehrfach diskriminiert worden bzw. es sind diskriminierende Bemerkungen bezüglich meines Alters gemacht worden. Dies ist auch an der Universität passiert.
Beispielsweise ist mir in einer Karriere-Beratung (Career Service) von einer Beraterin in abwertender Weise gesagt worden, dass mein Alter ein echtes Problem darstellen würde. Ihre Aussage war u.a.: "Sie können ja mit den jungen Studenten gar nicht mithalten". Als ich betonte, dass ich gute bis sehr gute Noten im Studium hätte und in vielen Seminaren als Beste abgeschnitten habe, sagte die Beraterin: "Das nützt Ihnen gar nichts." Ich habe mich sehr abgewertet gefühlt. Und vor allem hat sie mir zu verstehen gegeben, dass ich im Career Service nichts zu suchen hätte. Dies war nur ein negatives Erlebnis an der Universität.
Ich habe noch Schlimmeres erlebt: Ich bin an der Universität ungerechtfertigterweise von einer Veranstaltung (Seminar) ausgeschlossen worden. Ich war 38 Jahre alt und die anderen im Seminar waren alle Anfang 20. Die Professorin gab mir indirekt zu verstehen, dass ich unerwünscht bin und gehen soll. Sie sagte: "Ich bin nicht für Sie zuständig". Sie gab mir eine schlechte Note für ein Referat und als ich mich zur Wehr setzte und eine Begründung für die Note haben wollte, sagte sie, sie redet nicht mit mir und sagt mir nicht, warum ich eine Drei bekomen habe. Wir gerieten in eine Auseinandersetzung, die in einem Konflikt endete. Ich legte juristisch einen Widerspruch gegen die Note ein, da ich früher Jura studiert habe. Der Konflikt war nicht klärbar und ich erhielt ein Schreiben, dass ich nicht mehr an der Veranstaltung teilnehmen darf. An keiner Veranstaltung von ihr. Dies hatte große Folgen für mein Studium. Mir ist klar, dass ich wegen des Alters diskriminiert worden bin.
Aber es herrscht ein Machtungleichgewicht und ich habe offensichtlich die schlechtere Position. Sie hat ihre Macht ausgenutzt. Auf eine Klage nach dem AGG habe ich verzichtet, weil ich Angst hatte, mein Studium nicht beenden zu können. Ich weiß nun, dass auch an Universitäten diskriminiert wird.
Es gab jedoch keine offizielle Beschwerdestelle. Ich bin dann in die Zentrale Studienberatung gegangen und von dort an die Gleichstellungsbeauftragte verwiesen worden. Die Nachteile habe ich trotzdem zu tragen. Mir ist großes Unrecht geschehen. Nun habe ich auch positive Erfahrungen an der Universität gemacht, es war nicht alles schlecht, aber dies waren die schlimmen Beispiele.
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