14.03.2011 - von Ingrid Herz M. A.
Um die Zahl der Rentenbezieher zu erhöhen, die sich in Sorge um eine zu niedrige Rentenerhöhung an die Bundesregierung gewandt haben, habe ich folgendes Schreiben an Frau Dr. Merkel gesendet.
Bevorstehende Ermittlung der Anpassung der gesetzlichen Rente zum 1. Juli 2011.
Sehr geehrte Frau Dr. Merkel,
ich beziehe seit 2005 mit zehn Berufsjahren, einem selbst finanzierten, abgeschlossenen Studium, umfassender Haushaltsführung und Kindererziehung und ohne bis heute einen Bogen um ehrenamtliche Arbeit zu machen, eine Kleinst-Altersrente. Die hat sich - dank Nullrunden und Anpassungen unter dem Inflationsniveau bei gestiegenen Steuer- und Abgabenanteilen und bedroht durch den allgegenwärtigen Nachholfaktor - bisher um kaum mehr als den Wert einer Einzelfahrt pro Monat im öffentlichen Nahverkehr erhöht.
Für meine persönliche Lebensführung muss ich, da auch ein längerer Bildungsweg keinen sozialen Wert mehr hat, wie viele Rentnerinnen meiner Generation, die Rente meines Mannes in Anspruch nehmen. Unserer Rentner-Generation ist bereits nach und nach die soziale Sicherheit, mit den Einzahlungen in die Rentenversicherung ein auskömmliches Leben im Alter führen zu können, die noch unsere Eltern kannten, genommen worden. Heute gilt die Endlosperspektive der Lastenverteilung des ‚demografischen Wandels‘, „gerecht auf Beitragszahler, Rentner und künftige Generationen“, wie Sie mir 2005 schreiben ließen. Wir helfen heute schon unserer Kinder- und Enkel-Generation, ihren Lastenverteilungsanteil als junge Familie durch manche Wunscherfüllung nicht in Verdrossenheit und Resignation umschlagen zu lassen. Gerecht ist nicht alles, was rechtens ist.
Wie erklären Sie den heutigen Rentnerinnen und Rentnern die fehlende Gleichbehandlung von Rentnern und Staatsbediensteten in der Gestaltung der Altersversorgung, der Bemessung der Altersbezüge, des Maßstabs für Erhöhungen und der Absicherung gegen Minderungen, auch nachgeholte? - Beamtete Pensionäre, auch Parlamentarier und Richter, leben gut aus der Sozialisierung der Rentenkasse, die schon rentenversicherungsfremde Leistungen im hohen dreistelligen Milliardenbereich abgeschöpft hat.
Ich möchte Ihnen empfehlen, nicht mit der Ansage einer Rentenerhöhung 2011 mit einer Eins vor dem Komma vor die Rentenbezieher zu treten, mit dem üblichen Begleitsatz, dass sie sich darüber freuen dürfen. 20 Millionen wahlberechtigte Rentner und Rentnerinnen würden sicher nicht unbeeindruckt davon sein, dass sie auch 2011 fortgesetzt ärmer werden. Setzen Sie ein deutliches Zeichen, Frau Dr. Merkel.
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