05.11.2011 - von E.W.
Eine Studentin wendet sich in Frankfurt an die Oper und stellt folgende Frage: Warum bekommen StudentInnen nur bis zum Alter von 30 Jahren eine Ermaessigung auf Opernkarten? Dies ist ganz klar eine Form von Altersdiskriminierung. Ich habe lange Jahre in den USA gelebt und diese Form von Preisgestaltung waere dort in keinster Weise moeglich und wuerde sofort eine Prozesslawine ausloesen.
Gerade in der heutigen Zeit, wo die Bundesregierung lebenslanges Leben propagiert, aber durch Bafoeg- und Bildungskreditregelungen StudentInnen ueber dem Alter von 32 Jahren diese selbst diskriminiert, kann die Oper Frankfurt in einer internationalen Stadt wie Frankfurt nicht als schlechtes Beispiel voran gehen.
Nur zur Information, StudentInnen uber dem Alter von 25 Jahren muessen sich selbst krankenversichern, StudentInnen ueber 32 Jahre bekommen kein Bafoeg mehr, StudentInnen ueber dem Alter von 36 Jahren bekommen keinen Bildungskredit mehr, etc. Auf der anderen Seite werden kostenpflichtige Masterstudiengaenge angeboten, einige Bundeslaender erheben noch immer Studiengebuehren, StudentInnen sind gezwungen nebenher zu arbeiten und kommen dann nicht mal mehr in den Genuss von studentischen Verguenstigungen.
Verguenstigte Opernkarten wuerden mir erlauben, oefter die Oper zu besuchen, aber den vollen Preis zu zahlen, zwingt mich haeufig zu einer gegenteiligen Entscheidung.
Vielen Dank fuers Lesen und mit freundlichen Gruessen, E.W.
Die Opernmitarbeiterin antwortet:
Sehr geehrte Frau W.,
wir sind der Auffassung, dass eine Vergünstigung von 50 % für Studierende bis zur Vollendung des 31. Lebensjahres (dies meint die Formulierung "bis einschließlich 30 Jahre") angemessen ist.
Deutschlands Uni- und FH-Absolventen werden von Jahr zu Jahr ein wenig jünger. Lag das Durchschnittsalter der Absolventen 2003 bei 27,9 Jahren, so verlassen frischgebackene Akademiker heute im Schnitt mit 27,5 Jahren die Hochschulen. Bachelors sind mit 25,8 Jahren noch jünger. Bei einem angeschlossenen Masterstudium sind es 28,1 Jahre.
Bafög- und Krankenversicherungsanspruch für Studierende enden mit Vollendung des 30. Lebensjahres, da gehen wir sogar noch ein Jahr weiter.
Was die Erschwinglichkeit von Opernkarten auch ohne eine Reduzierung von 50 % betrifft, so erlauben Sie uns, auf die günstige Preisstruktur hinweisen. Die Absicht hinter den sieben Kategorien im Opernsaal (die kaum ein Haus anbietet) ist es, möglichst für jedes Budget etwas zu bieten.
Zudem gibt es pro Saison drei mal eine "Oper für alle", die mit Preisen zu 15 bzw. 10 Euro auf allen Plätzen zum günstigen Besuch einlädt. Wer über ein relativ geringes Einkommen verfügt, jedoch über dem so genannten Hartz IV-Niveau liegt, kann in Frankfurt den Frankfurt-Pass bekommen, der ebenfalls 50 % Ermäßigung bei der Oper und vielen anderen Institutionen bietet.
Bitte sehen Sie uns nach, dass wir uns mit Ihrem Vergleich zur amerikanischen Justiz im Hinblick auf die von Ihnen gesehene Diskriminierung nicht auseinandersetzen. Dies geht einfach zu weit an unserer - doch recht sozialen - Realität vorbei.
Mit freundlichen Grüßen
E.W.
Projektmanagement
Oper Frankfurt
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