Berlin, 2013 Foto: H.S.
21.02.2014
Wer wenig Geld hat, wird eher krank und stirbt früher. Das ist schon lange belegt. Als arm kann aber auch gelten, wer sich arm fühlt. Wie stark das subjektive Armutsempfinden die Gesundheit beeinträchtigt, haben WZB-Ökonomin Maja Adena und ihr Kollege Michal Myck (DIW Berlin und Center for Economic Analysis, Szczecin) erstmals für die Altersgruppe der über 50-Jährigen nachgewiesen. Ihre Studie für Deutschland und elf weitere europäische Länder zeigt: Ältere Menschen, die sich selbst als arm einschätzen, erkranken deutlich häufiger (38 Prozent) und erleiden eher einen gesundheitlichen Rückschlag (48 Prozent). Auch die Wahrscheinlichkeit, früher zu sterben, ist bei ihnen weitaus höher – bei Männern dieser Altersgruppe um 40 Prozent.
Die Forscher unterscheiden in ihrer Studie drei Dimensionen von Armut: die Armut nach Einkommen, nach Vermögen und nach subjektiver Einschätzung. Neben der gefühlten Armut verschlechtert auch die Vermögensarmut den Gesundheitszustand. Wer über 50 ist und kaum oder wenig Vermögen hat, erkrankt deutlich häufiger und erholt sich nach einer Krankheit langsamer. Das Einkommen macht dagegen kaum einen Unterschied, wie gesund oder krank Menschen in der untersuchten Altersgruppe sind.
Die Studie macht deutlich, dass Armut vielfältige Ausprägungen hat. Die Forscher stellten kaum Überschneidungen zwischen den verschiedenen Formen von Armut fest: Nur acht Prozent der Befragten gelten nach allen drei Definitionen (Einkommen, Vermögen, subjektive Einschätzung) als arm. Die Autoren empfehlen deshalb, dass Wissenschaft und Politik zur Messung von Armut nicht nur das Einkommen heranziehen. Es brauche weiter gefasste Armutsdefinitionen, um Altersarmut und ihre Folgen abbilden zu können, schreiben die Wissenschaftler.
Für die Studie wurde eine repräsentative Befragung der Bevölkerung 50+ in Europa ausgewertet, der Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe (SHARE). Verwendet wurden Daten einer Wiederholungsbefragung, die zwischen 2006 und 2012 stattfand. Gesundheit wird hier an vier Faktoren festgemacht: der subjektiven Einschätzung, Krankheitssymptomen, Einschränkungen im täglichen Leben durch Krankheit und der Sterblichkeit.
Die Studie ist als WZB Discussion Paper erschienen.
Maja Adena, Michal Myck: Poverty and Transitions in Health, Discussion Paper SP II 2013-307 (PDF)
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