Oceanside, 2012 Foto: H.S.
18.03.2014 - von N.X.
Bei der Evangelischen Auswanderungsberatung habe ich um eine Beratung zu Möglichkeiten der Förderungen der Promotion in den USA gebeten. Dort gibt es sehr interessante Programme im Bereich Kunst + Neurobiologie und ich werde in meiner Doktorarbeit Kunst und Logotherapie, das Konzept des Holocaustüberlebenden, Neurologen und Psychiaters Viktor Frankl verbinden. Desweiteren ist es ein Beitrag zur UNESCO Erklärung zur kulturellen Vielfalt, die Deutschland ja ebenfalls unterzeichnet hat.
Die Ansprechpartnerin für die USA meinte, "da müssen wir erst gar keine Termin vereinbaren", denn mit 40 Jahren wäre ich "zu alt". Eine Förderung durch den DAAD wäre "gänzlich ausgeschlossen". Es ging auch darum, dass man "lieber Jüngere mit gleicher Qualifikation nehmen würde".
Auch von angeblich progressiven Förderinstituten wie der Böll-Stiftung habe ich ähnliche Auskünfte erhalten. Auch wenn man längere Zeit erkrankt war, ist das gleichgültig.
Diese Erfahrungen bestärken mich noch mehr darin,unbedingt in die USA oder nach Großbritannien zurückzukehren. Dort gibt es auch viele Probleme, aber in Sachen Diversity sind beide Länder mindestens 20 Jahre weiter, was schon die Praxis anonymisierter Bewerbungen zeigt. Ich finde es schade, dass dieses schöne Land, das ich ansonsten sehr schätze, seine Fachkräfte mit diesem starren Denken vergrault und halte dies angesichts des demographischen Wandels für eine gefährliche Entwicklung.
Ich habe jetzt beim DAAD angefragt, ob das stimmt, das man mit 40 zu alt ist, damit ich mir die Arbeit für die Bewerbung sparen kann.
Der DAAD antwortet
Auf die Frage nach der Förderung einer Promotion im Ausland im Alter von 40 Jahren, erteilte der Deutsche Akademische Auslandsdienst am 12. März 2014, also acht Jahre nach Verabschiedung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes, die folgende Auskunft:
Sehr geehrter Frau N!
Es gibt keine offizielle Altersgrenze. Aber Sie sollten sich bewusst sein, dass Sie im Falle einer Bewerbung mit Bewerbern, die Mitte zwanzig sind, konkurrieren würden.
Mit freundlichen Grüßen
i.A. x x
Referat 535
Information und Beratung, DAAD-Informationszentren
Deutscher Akademischer Austauschdienst
Kennedyallee 50
53175 Bonn
www.daad.de
Das ist wirklich eine Farce und es benachteiligt nicht nur die Frauen, sondern diese neurotische Scheuklappenperspektive mindert die Qualität wissenschaftlicher Leistung, denn Ausbildung und Kleinkinderbetreuung sind ja ein Kompetenzgewinn, der das Blickfeld erweitert!
Vielleicht wäre dieses Leitbild der UCLA heilsam für den DAAD: https://diversity.ucla.edu/ Frau Schweitzer, Ihre Information über Kalifornien ist sehr motivierend. Ich habe Freunde von mir aus den USA gefragt, ob die Auskunft der Evangelischen Auswanderungsberatung, dass ich auch an US-amerikanischen "keine Chance" hätte zutrifft, und eine sehr ähnlich positive Auskunft bekommen wie von Ihnen. Ähnliches gilt für Großbritanien. Auch dort ist es nicht unüblich, mit 40 noch einmal ganz neu anzufangen. Es wird sogar in vielen Kreisen respektiert und gewertschätzt!
Diese Antwort des DAAD hat mich in meinem Beschluss bestätigt, auszuwandern. Bevor ich das tue, wünsche ich Ihnen alles Gute für Ihre wichtige Pionierarbeit!
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