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Altersdiskriminierung in Stellenanzeigen: Aktuelle Untersuchung

Norderney, 2012 Foto: H.S.

15.07.2016 - von H.S.

Das Team der 2015 gegründeten Metajobsuchmaschine "Joblift" hat die aktuelle Klage gegen den Konzern Google (Link) wegen möglicher Altersdiskriminierung zum Anlass genommen, alle dort zur Zeit veröffentlichten 1.140.234 aktiven Stellenanzeigen hinsichtlich ihrer altersdiskriminierenden oder altersspezifischen Elemente zu analysieren.

1.894 Stellenanzeigen enthalten altersdiskriminierende Formulierungen
Dazu muss man wissen: Gemäß Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom 24.01.2013 lässt ein Stellenangebot, das sich ausdrücklich an "Hochschulabsolventen" beziehungsweise "Young Professionals" richtet, eine Altersdiskriminierung älterer Bewerber vermuten, wenn diese alle fachlichen Voraussetzungen der Stelle erfüllen. Dennoch konnten aktuell 1.894 Jobanzeigen auf joblift.de identifiziert werden, die diese Bezeichnungen enthalten. Hauptsächlich werden in diesen Ausschreibungen Verkäufer* im Einzelhandel, aber auch Unternehmensberater* und Systementwickler* gesucht (zu insgesamt 44 %).

5.937 Stellenanzeigen enthalten den Hinweis "für junges Team"
Auch der Hinweis, dass ein Kandidat für ein "junges Team" gesucht wird, kann als Form der Altersdiskriminierung eingestuft werden. Denn diese Aussicht könnte ältere Kandidaten von einer Bewerbung abhalten. Auf joblift.de finden sich aktuell 5.973 Stellenanzeigen, die mit einem solchen Arbeitsumfeld werben. Zumeist werden hierbei Mitarbeiter* in der Gastronomie und Hotellerie, Systementwickler* und Verwaltungsangestellte rekrutiert (zu 31 %).

603 Stellenangebote in der Digitalbranche mit altersdiskriminierenden Elementen
In der Digitalbranche liegt das Durchschnittsalter des Personals nicht selten unter 30 Jahren. 603 (2 %) von insgesamt 29.482 Jobs enthalten altersdiskriminierende Formulierungen. Vor allem bei Software- und Webentwicklern*, PR- und Marketingmanagern* sowie Beratern* ist dies zu 45 % (!) der Fall.
Lediglich zwei (!) Stellenanzeigen geben an, dass auch eine Bewerbung älterer Mitarbeiter* erwünscht ist. Diese Diskrepanz legt die Vermutung nahe, dass die Digitalbranche tatsächlich bevorzugt junge Talente fördert – sei es aus gehaltstechnischen, fachlichen oder unternehmenskulturellen Gründen.

Addiert man die Anzeigen, in denen Hochschulabsolventen oder Young Professionals gesucht werden, oder die Arbeit in einem jungen Team angekündigt wird, ist festzustellen, dass 7.867 (0,7 %) aller 1.140.234 Anzeigen altersdiskriminierende Elemente beinhalten.

Nur 209 von 1.140.234 Anzeigen wenden sich an ältere Arbeitnehmer
Lediglich in 209 (0,02 %) (!) aller Anzeigen werden ältere Arbeitnehmer explizit dazu aufgefordert, sich zu bewerben. Diese Ausschreibungen richten sich zu insgesamt 80 % an Ausbildungsberufe wie Friseure*, Klempner* und Berufskraftfahrer* sowie ungelernte Berufe wie Reinigungskräfte und Küchenhilfen.

Es finden sich aktuell also knapp 38-mal mehr Jobanzeigen mit altersdiskriminierenden Elementen als solche, die sich explizit auch an ältere Bewerber richten.

*= Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet.

Link: http://https://joblift.de
Quelle: PM Joblift.de vom 14.7.2016