Meiningen, 2015 Foto: H.S.
02.02.2017 - von Hanne Schweitzer
“Klotzen statt kleckern“ heißt das Motto der Bosse, wenn es um das eigene Portemonnai geht. Das brauchen sie beim Arbeitsamt nie vorzuzeigen. Jüngstes Beispiel: Die Volkswagen-Compliance Managerin, Christine Hohmann-Dennhardt. Nach nur einem Jahr im VW-Konzernvorstand war Schluß für die ehemalige hessische Justizministerin und langjährige Verfassungsrichterin.
Man trennte sich „im gegenseitigen Einvernehmen“ und natürlich mit Abfindung. Die war vor Beginn ihres VW-Managerinnendaseins zwischen ihr bzw. ihren Beauftragten und dem VW-Aufsichtsrat ausgehandelt worden. Stephan Weil, SPD-Vorsitzender von Niedersachsen, dort amtierender Ministerpräsident und Mitglied des VW Aufsichtsrats, stimmte den Vereinbarungen mit Christine Hohmann-Dennhardt zu.
Laut FAZ steht der blendend aussehenden Christine Hohmann-Dennhardt eine Abfindung in Höhe von knapp zwei Jahresgehältern zu - "in jedem Fall", betonte die FAZ, "aber mehr als 12 Millionen Euro". Dazu erhält sie noch eine Rente. Diese soll, laut FAZ, "unbestätigten Gerüchten zufolge", bei bis zu 8.000 Euro im Monat liegen. (Von Boni war noch gar nicht die Rede!)
Abzocker im Anzug
Dem Ex-Manager von Volkswagen, Martin Winterkorn, wurden laut einer Studie der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz schon im Jahr 2007 von VW 4,9 Millionen Euro an Gehalt überwiesen. Laut Kölner Stadt-Anzeiger waren es im Jahr 2010 schon 9,3 Millionen Euro und im Jahr 2011 siehe: Link Winterkorn bekommt aktuell eine Betriebsrente von jährlich 1,2 Millionen Euro. Das sind 3.100 Euro pro Tag – ein Leben lang! Seine Betriebsrente - und nur die - ist damit laut ver.di um das 188-fache höher, als das, was die Betriebsrentner so durchschnittlich hierzulande bekommen.
Außer der Rente steht Winterkorn selbstverständlich auch noch eine Abfindung zu. Laut Bloomberg bewegt sie sich in einer Höhe von zwei Jahres"vergütungen", was bei 15 Mille im Jahr 30 Millionen ausmacht. Diese kriegt er aber nur, wenn er den Job nicht wegen eigenen Verschuldens verlassen hat.
Winterkorn, gütiger Himmel - wusste selbstverständlich von nichts. Und seiner unbewiesenen Behauptung stimmte das VW-Präsidium selbstverständlich zu. Eine Krähe hackt der anderen bekanntlich kein Auge aus. Und so bescheinigte das `Präsidium´ Winterkorn "überragende Leistungen", er habe "keine Kenntnis von der Manipulation der Abgaswerte" gehabt. Keiner weiß also was von den hüteren VW`lern.
Bei uns Nichtinsidern ist das anders. Wir wissen jetzt zumindest zwei Sachen: 1. Warum die Autos so teuer sind. Sie sind es, damit die Managergehälter und Dividenden ausgezahlt, die beheizten Schwimm- und Fischteiche, die Reisen nach Brasilien und Spirenzchen à la Ludwig der XIV bezahlt werden können. Ja mei, woher soll denn sonst das Geld für die Abfindungen kommen, für die Boni und die Dividenden. Luft, Wasser, Boden, Menschen, Pflanzen und Tiere interessieren da nicht. Abgase? Ph, da sch ... wir drauf. Hauptsache GELD. Das Goldene Kalb anbeten!
2. wissen wir, dass es zu unseren Bürgerpflichten gehört, den TÜV zu unterhalten. Via unsinniger Abgastests halten wir ihn liquide und versorgen ihn zuverlässig mit Geld.
Abgezockte im Hemd: Schließt Martin Schulz die Gerechtigkeitslücke Altersarmut?
Die schwarz/rote Bundesregierung schließt aus, dass sie gegen das Absinken des Rentenniveaus etwas unternehmen wird. Von einer Erhöhung der Renten, um den Lebensstandard zu sichern, möchte sie erst recht nichts wissen.
"Dieser Abzocke muss ein Riegel vorgeschoben werden", donnert ver.di in die Runde. Und schiebt kleinlaut nach: "Das Mindeste wäre, dass Unternehmen die Gehälter, Boni, Betriebspensionen und Abfindungen von Managern nicht mehr unbegrenzt von der Steuer absetzen können. Nicht mehr unbegrenzt! Welche Grenzen schweben ver.di vor? Keine. Stattdessen: "Die hohen Einkommen und großen Vermögen können und müssen wieder mehr beitragen."
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Am 22.2.2017 meldet die FAZ:
Nach der Millionenabfindung für Christine Hohmann-Dennhardt will die CDU nun eine Sonderprüfung bei VW.
Merke: Es ist Wahkampf!
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