Foto: H.S.
13.04.2020 - von Hanne Schweitzer
Die neueste Entwicklung 2019: Per "WeChat" können chinesische Besucher im Flughafen Amsterdam (Schipol) bereits vorab im dortigen Duty-free-Bereich Waren bestellen, und später mit "WeChatPay" auch bezahlen. Die Kooperation des Flughafens Schipol mit der chinesischen Zahlungslattform "We Chat" ist die erste in Europa. Damit halten chinesische Datensammel- und Kontrollmechanismen auch in Europa Einzug. Siehe dazu auch: DIe Welt ohne Bargeld rückt näher unter
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Davos 2018
"Die Reisenden müssen Gelegenheit bekommen, die passive Rolle zu verlassen und zu einer aktiven Partnerschaft im Sicherheitsprozess überzugehen." Was die Vorstandslady des Weltwirtschaftsforums, Cheryl Martin im Vorwort des Berichts über das Treffen der Projektgruppe "Security in Travel" meint, erhellt der Titel des Berichts*. Er lautet: „Der bekannte Reisende: Wie man das Potential der digitalen Identität für sicheres und reibungsloses Reisen hebt“. Hinter den Worthülsen verbirgt sich ein Überwachungssystem, welches sich deutlich von dem unterscheidet, das schon 2014 in China beschlossen wurde, und zur Zeit als Pilot in der Stadt Rongcheng läuft. Dort läßt die chinesische Führung alle vorhandenen privaten, nationalen, subnationalen Datenbanken und sozialen Netzwerke personenbezogen auswerten. Sie beurteilt die gesammelten Informationen über die Individuen danach, ob sie ihrer Vorstellung eines "guten" Chinesen entsprechen und vergibt Pluspunkte oder nimmt Punktabzug vor. Die Folgen der Überwachung durch das "Sozial-Kredit-System " sind zur Zeit: Reiseverbote, höhere Steuern, Karrierestopp ...
Kanada und Niederlande testen "Known Traveller Digital Identity (KTDI)", das biometrische Profil für zuverlässige Reisende
Was beim Jahrestreffen der Stiftung Weltwirtschaftsforum 2018 von einigen wenigen der 3.000 versammelten Wirtschaftsmanagern, Politikern und Beamten beschlossen wurde, das "Known Traveller Digital Identity (KTDI)" - Projekt, will Reisende auf freiwilliger Basis dazu bringen,sich eine TruID-App herunter zu laden um auf dem Smartphone oder Tablet ein chiffriertes, biometrisches Profil von sich selbst anzulegen. Damit können sie dann bei einer Grenz- oder Sicherheitskontrolle angeblich belegen, dass sie eine "niedrige" Gefahr für die Sicherheit des Staates sind. (Das Ganze soll, wie bei den Bitcoins, im Blockchainverfahren gespeichert werden. Warten wir mal ab, ob es dabei bleibt.)
Das KTDI-Projekt wird, unter der Leitung Kanadas, noch in diesem Jahr mit Reisenden getestet, die von Kanada nach Holland oder von Holland nach Kanada fliegen wollen. Wer dann vor Antritt der Reise die App geladen und in die Datenbank Informationen über sich eingetragen hat ("verlassen der passiven Rolle" + "Potential der digitalen Identität"), soll bei den Abreise- und Einreiseprozeduren am Flughafen bevorzugt behandelt werden. Je üppiger die Datenbank mit Kontoständen, Übernachtungsorten, Mietwagenbuchungen, Impfungen, Fotos des eigenen Passes und amtlichen oder universitären Formularen gefüllt ist, je konsequenter sich die Reisenden also zum eigenen Big Brother machen, umso schneller sollen sie abgefertigt werden ("reibungsloses Reisen") und dürfen bei der Pass- und Sicherheitskontrolle an den langen Schlangen der App-Resistenten oder wegen Geldmangels oder aus Altersgründen smartphonelosen Menschen vorbeigehen. Der Reisepass wird obsolet, und die Zeit, die bei der Abfertigung angeblich gespart wird, muss vor der Reise in das Anlegen und die Aktualisierung der Datenbank investiert werden.
Wie das "Sozialkredit-System" (Social Scoring) der Chinesen soll auch die "App für zuverlässige Reisende" im Jahr 2020 breit an den Start gebracht werden.
* Zu den Teilnehmern der Projektgruppe "Known Traveller Digital Identity" in Davos gehörten u.a.: Google, INTERPOL, Visa, U.S. Departments of Commerce and Homeland Security, Mariott, Hilton Worlwide, Airports Council International (ACI), UK National Crime Agency, Air Asia, International Air Transport Association (IATA), AccorHotels France, NEC Corporation. Federführend in Davos war und wird beim Pilotprojekt Kanad/Niederlande sein: Accenture, "a leading global professional services company, providing a broad range of services and solutions in strategy, consulting, digital, technology and operations. Combining unmatched experience and specialized skills across more than 40 industries and all business functions – underpinned by the world’s largest delivery network – Accenture works at the intersection of business and technology ... With more than 435.000 people serving clients in more than 120 countries."
ZUM WEITERLESEN:
Der KTDI Bericht des Weltwirtschaftsforums 2018: Link
world economic forum ramps up nown traveller digital identity
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Passport free travel between Canada and the Netherlads
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- Canada leading pilot project for trusted traveller smartphone app, CTVnews, 12.2.2018 Link
- N. Häring: Weltwirtschaftsforum lässt totalitäre Horrorvision wahr werden,19.02.2018 Link
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18.03.2020: Schleswig-Holstein den Schleswig-Holsteinern
30.05.2019: Die Chefin hat ihre Mädels-Group einbestellt - Wat is Fakt?
19.11.2018: Sport war immer
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