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Bericht aus einem Krankenhaus in Köln, 2012

03.05.2012 - von Name ist der Redaktion bekannt

Wegen einer Lungenentzündung wurde die Berichterstatterin in ein Kölner Krankenhaus eingeliefert. Was sie dort im März 2012 erlebte, hat sie aufgeschrieben. Den Ergebnissen einer Umfrage, die von Reader´s Digest in Auftrag gegeben wurde (Studie "European Trusted Brands 2012) entsprechen diese Erfahrungen nicht. Laut dieser Umfrage gehören Krankenschwestern zu den vertrauenswürdigsten Berufstätigen hierzulande.

"Obwohl ich im Krankenhaus kein Wort überSchlafprobleme verloren habe, wurde ich immer von der Nachtschwester gefragt: "Brauchen Sie etwas zum Schlafen?" Meine Antwort war immer: "nein". Ich habe gesagt: "Warum fragen Sie mich eigentlich immer", "wenn ich dieses Gift brauchen würde, hätte der Arzt dieses verordnet." Auch der Satz: "Brauchen Sie etwas zur Verdauung", fiel immer wieder, obwohl ich nie darüber geklagt hatte.

Ich habe mir überlegt, dass es den Leuten, die sich nicht zur Wehr setzen können, und die dann im Krankenhaus etwas zum Schlafen bekommen oder zur Verdauung, dann, wenn sie wieder zu Hause sind, Probleme haben, weil sie die Medikamente nicht mehr haben. Erst werden sie süchtig gemacht und nach dem Krankenhaus-Aufenthalt gibt es niemanden der ihnen das Dreckzeug verschreibt.

Trotz hohem Fieber wurde bei mir die Bettwäsche nur dann gewechselt, wenn gerade saubere Wäsche auf die Station geliefert wurde. Ich lag in der durchgeschwitzten Bettwäsche, die klamm und feucht war. Die Matratze war mit einer Art Plastikschicht überzogen, darüber lag direkt das dünne Bettlaken, so dünn wie eine Zeitung, konnte nichts aufsaugen und war noch dazu voller Löcher! Die Schwester meinte, das waren die Motten.

Die Hände hat sich das Pflegepersonal nur selten desinfiziert und ein paar Mal haben mir Studenten oder die jungen Leute, die ein soziales Jahr machen, den Tropf angelegt. Der Inhalt lief ins Bett und nicht in die Vene.

Einmal wurde die Tropfflasche mit Antibiotika etwa gegen 15 Uhr ins Zimmer gebracht, und mit dem Satz: "gleich kommt Jemand", auf einen Hocker gelegt. Um 19.30 kam eine Schwester. Aber es war kein Ständer da, um die Flasche aufzuhängen. (Vorher war diese mit Pflaster am Bettgalgen befestigt worden!) Die Schwester sagte: "ich hole einen Ständer". Tja, sie kam Nachts um 1.30 Uhr wieder, weckte mich und sagte: "ich mußte Sie schieben".

Einige vom Personal klopften nicht an. Niemand stellte sich vor. Frische Handtücher, die ich mir erfragen mußte, wurden meistens im Zimmer auf den Hocker gelegt und im Bad blieb die Schmutz-Wäsche tagelang liegen. Die Putzfrau putzte drum herum. Beim Essen war der Salat nur mit Essig angemacht, kein Tröpfchen Oil oder gar Dressing.

Machte ich die Schwestern auf etwas aufmerksam, dann hieß es, ich würde meckern. So auch, als ich Besuch hatte. Als mein Besuch weg war, sagte die Schwester zu mir, sie sei Jüdin, man habe vergessen, sie zu vergasen. Ich könne ruhig den Kölner Express oder den Kölner Stadt-Anzeiger anrufen, die könnten ja dann darüber schreiben. Dass eine Krankenschwester sich so äussert, das hat mir schwer zu schaffen gemacht.

Ich habe das dem Chefarzt gesagt, aber das Pflegepersonal, habe ich erfahren, untersteht in diesem Krankenhaus nicht mehr dem Chefarzt. Es ist eigenständig und gehört zum Pflege-Management.

Auch die Dame vom Sozialdienst im Krankenhaus hatte ein schlechtes, pampiges Benehmen. In meinem Entlassungsbericht hatte der Chefarzt eine Anschlussheilbehandlung in der Kur-Klinik Wessel in Obersdorf geschrieben. Zur Rhea sollte ich am 26.03 12 fahren, die Zeit war zu knapp wurde auf den 6.04.12 verschoben. Ich sollte von dieser Kur-Klinik zu Hause abgeholt werden.

Ich habe mich mit der Klinik in Verbindung gesetzt. Diese verwies mich an die Reservierung. Dort wurde mir gesagt, die Kur-Klinik in Obersdorf führe keine Anschlussheilbehandlung durch. Sie hätten mich in Bad Nauheim angemeldet. Das wurde ich aber nur gewahr, weil ich selbst in Obersdorf nachgefragt hatte.

Man ließ mich also 14 Tage lang im Glauben, dass ich nach Obersdorf fahren würde. Noch am 28.03., als ich beim Sozial-Dienst des Krankenhauses angerufen habe, wurde mir im barschen Ton von der Dame vom Sozialdienst mitgeteilt: "Was wollen Sie, Sie werden am 6.4. abgeholt nach Obersdorf". So etwas nenne ich Vera...ung.

Gestern kam die Absage. Der medizische Dienst hat die AHB abgelehnt.

Ich nenne das ALTERS-DISKRIMINIERUNG.
Eines steht für mich fest: In dieses Krankenhaus würde ich nie mehr gehen. Ich bin 1. Klasse versichert und möchte nicht wissen, was anderen Patienten alles passiert. Und hoffentlich werde ich für den Rest meines Lebens verschont von solchen Institutionen, in denen die Menschen, die dort arbeiten, keinen Respekt gegenüber kranken älteren Menschen haben.

P.S.: Ich habe den Beitrag "Barbiturate im Schrank" auf der Webseite Altersdiskriminierung gelesen. Man hat wirklich Angst im Krankenhaus!"

Link: Krankenhaus: Gute Versorgung geht anders
Quelle: Mail an die Redaktion