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AnzeigenKampagne: Private Krankenversicherungen

18.07.2005 - von Hanne Schweitzer

"Die Privaten Krankenversicherungen" (PKV) haben zuviel Geld. Wie sonst soll man sich erklären, dass sie den Juni und Juli 2005 nutzten, um immer die gleiche vierfarbige, halbseitige Anzeige in der FAZ zu schalten.
Auf schwarzem Hintergrund steht darauf in weißer Schrift z u lesen:"Deutschland braucht Perspektiven für die Jugend".

Vor rotem Hintergrund steht:
"Deutschland braucht medizinischen Fortschritt". Und um die Farbfolge der Bundesfahne komplett zu machen, steht auf gelbem Hintergrund: "Deutschland braucht Wettbewerb und Eigenverantwortung".

Damit ist die Richtung vorgegeben, aber noch nicht genug gedeutschland. Auch der blaue Teil der Anzeige beginnt mit "Deutschland". "Deutschland braucht die Privaten", heißt es in der Überschrift. Und damit nun auch wirklich niemand auf die Idee kommt, die PVK wäre ein Verbund von Vaterlandsverrätern fängt auch der nächste Satz wieder mit "Deutschland" an. "Deutschland altert", heißt es, und langsam lugt die Katze aus dem Sack: "Für unser Gesundheitssystem hat das dramatische Folgen Immer weniger Junge müssen die steigenden Gesundheitskosten für immer mehr Ältere zahlen".

Diese Behauptung ist falsch. Zum einen deshalb, weil die "Älteren" ihre Krankenversicherung selbst bezahlen, und zum anderen, weil die Tarife der Privaten Krankenversicherungen so kalkuliert sind, dass Kapitalrückstellungen gemacht werden, um die Kosten für ältere Versicherte bezahlbar zu halten.

Was in der Anzeige nicht erwähnt wird, ist die Tatsache, dass viele Private Krankenversicherungen sich längst von der Altersdurchmischung ihrer Tarife verabschiedet haben. Sie werfen ständig neue Tarife auf den Markt, die nur für bestimmte Personengruppen in Frage kommen, weil sie am Risiko orientiert sind. Meist sind es ausschließlich junge und gesunde Menschen, die aufgenommen werden.

In welch astronomische Höhen sich diese Tarife entwickeln müssen, wenn diese Jungen und Gesunden krank und alt werden, das ist ein Problem, das weder durch Eigeninitiative noch durch noch so viel Wettbewerb aus der Welt zu schaffen ist. Aber so ist das halt, wenn Versicherungen unsoldidarisch organisiert und nicht dem Versicherungsgedanken verpflichtet sind.
(Der AnzeigenkampagnenWürdigungsartikel,also das Dankeschön für die fetten und kostspieligen Anzeigen erschien übrigens am 11.7.05 im Wirtschaftseil der FAZ.

Quelle: FAZ, diverse Tage im Juni und Juli

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