So etwas vergißt man nicht

18.03.2006 - von Roswitha Dünkler

Ende August 1999 wurde ich nach fast 20Jähriger Zugehörigkeit bei Co-Op hier in Marl entlassen. Ich hatte große Sorge, ob ich mit 48 Jahren schnell wieder einen Arbeitsplatz bekomme.

Da las ich in einer Anzeige, dass die Fa. Mini-Markt Verkäuferinnen sucht. Sofort habe ich mich bei dieser Fa. um einen Arbeitsplatz beworben. Dabei machte ich gleich darauf aufmerksam, dass ich nur als Vollkraft beschäftigt werden möchte. Ein paar Tage später bekam ich einen Personalbogen zugeschickt. Diesen füllte ich gewissenhaft aus. Auch hier machte ich sofort darauf aufmerksam, dass ich eine Ganztags-Beschäftigung brauche! Ich bin allein und muss für meinen Lebensunterhalt selber aufkommen.

Danach erhielt ich eines Tages ein Schreiben vom Mini-Markt, das ich zu einem Vorstellungsgespräch nach Dorsten, Einkaufscenter "Lippetor" kommen sollte.

Im Büro von dem dortigen Mini-Markt wurde ich von einem jungen Mann begrüßt. Ich schätzte sein Alter auf ca. 35 Jahre. Vor ihm lagen meine beiden Schreiben, in dem ich um eine Vollbeschäftigung bat. Er aber bot mir nur eine Teilbeschäftigung an. Auf meinen Hinweis, dass ich ja in meinen Schreiben um Ganztagsbeschäftigung bat, sagte er zu mir: "Ich kann Ihnen nur eine Teilzeitbeschäftigung anbieten, mehr nicht. Und im übrigen, mit 48 Jahren bekommen Sie sowieso keine Arbeit mehr".

Weinend verließ ich das Büro, sagte aber vorher noch: "Auch Sie werden älter und können arbeitslos werden."

Aber am 2. November 1999 konnte ich eine feste Arbeit bei der Bäckerei Hosselmann erhalten, die im Rewe-Laden hier in Marl-Hüls, Victoriastraße, eine Filiale hat. Der Mini-Markt besteht nicht mehr.

Freundliche Grüße

Quelle: Brief ans Büro gegen Altersdiskriminierung